Für die Jobsuche von Techniker/innen sind Stellenanzeigen nur eine Variante – viele lernen ihren Arbeitgeber schon vor dem Abschluss kennen.

Spätestens im Jahr vor dem Abschluss geht die Suche nach dem Traumjob in die heiße Phase. Zunächst geht es darum, die eigenen Karriereziele so exakt wie möglich zu definieren. Für die Stellensuche selbst gibt es unterschiedliche Wege:

  • Stellenanzeigen und die Recherche auf den Karriereseiten der Unternehmen sind die klassische Variante. Die meisten Unternehmen schreiben ihre offenen Stellen in Print- und Online-Medien sowie auf ihren eigenen Karriereseiten aus.
  • Praktika und Werkstudentenjobs sind oft ein gutes Sprungbrett für den Einstieg.
  • Vor allem für den Berufsstart nach dem Master kann aufgrund bestehender Industriekooperationen die Wahl der richtigen Hochschule ausschlaggebend sein. Hierdurch steigen sowohl die Chancen für einen qualifizierten Werkstudentenjob als auch für eine Abschlussarbeit im Unternehmen – ein Angebot für die Übernahme ist hier oft inklusive.
  • Karrieremessen wie der TUday oder die Career Calling bieten gute Möglichkeiten, verschiedene Branchen und Arbeitgeber kennenzulernen. Potentielle Bewerber verfügen bereits über erste Kontakte im Unternehmen. Das gegenseitige Kennenlernen erfolgt in einem im Vergleich zu einem offiziellen Bewerbungsgespräch deutlich informelleren Rahmen.

Unser Tipp für die Recherche

Spannende Karrierechancen für Techniker/innen bieten nicht nur Großkonzerne, sondern auch mittelständische Unternehmen an. Besonders interessant für Ingenieure und IT-Experten sind die oft äußerst innovativen „Hidden Champions“, die Welt- oder Europamarktführer in Nischenmärkten sind.

Jobeinstieg als Trainee?

Traineeprogramme waren lange Hochschulabsolventen mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss vorbehalten. Inzwischen bieten viele Unternehmen jedoch auch Traineestellen für Techniker/innen an. Vor dem Beginn der Bewerbungsphase sollten IT-Fachkräfte und Ingenieure daher auch entscheiden, welcher Einstieg ihren Karrierezielen optimal entspricht.

Der Direkteinstieg stellt die Weichen für eine Fachkarriere. Ein späterer Wechsel in andere Unternehmensbereiche oder ins Management ist zwar nicht ausgeschlossen, kann jedoch mit größeren Hürden verbunden sein als für Trainees, die von vornherein als Allrounder und Nachwuchsführungskräfte ausgebildet werden. Letztere lernen verschiedene Stationen und Karrierewege im Unternehmen kennen, oft schließen die ein- bis zweijährigen Programme auch Auslandsaufenthalte ein.

Traineeprogramme für Techniker/innen gibt es vor allem in großen Unternehmen und bei einigen Mittelständlern. Sie stehen Bachelor- und Masterabsolventen mit sehr guten Studienleistungen offen. Die Traineegehälter liegen auf dem Niveau anderer akademischer Berufsanfänger in der Branche.

Bachelor, Master oder PhD: Welcher Abschluss passt?

Vor der Einführung von Bachelor und Master waren die Karrierewege für Techniker/innen recht eindeutig vorgezeichnet: Absolventen mit einem Universitätsdiplom wurden in der Praxis tätig, Promovenden strebten eine Karriere in Forschung und Entwicklung an.

Das Bologna-Modell bietet angehenden Techniker/innen größere Auswahlmöglichkeiten im Hinblick auf Studieninhalte und Studiendauer. Studierende, die sich kurze Studienzeiten und einen möglichst schnellen beruflichen Einstieg wünschen, erwerben ihren Bachelor-Abschluss in den meisten technikwissenschaftlichen Fächern bereits nach sechs Semestern. Die weitaus meisten IT-Fachkräfte und Ingenieure absolvieren später auch ein Master-Studium.

Der Status eines technikwissenschaftlichen Bachelors hat sich in den vergangenen Jahren nochmals stark verändert. Ursprünglich wurde der erste berufsqualifizierende akademische Abschluss im technischen Bereich von den Unternehmen eher als Notlösung betrachtet. Inzwischen haben sie erkannt, dass der ungeliebte Bachelor auch den Firmen Chancen bietet, da die unternehmensbezogene Personalentwicklung bei Bachelor-Absolventen bereits zu einem frühen Zeitpunkt greift.

Der Regelfall in den Bereichen IT und Engineering ist der Master-Abschluss. Techniker/innen, die darauf verzichten und keine Traineeausbildung absolvieren, müssen mit eher begrenzten Karrierechancen und mit geringeren Gehältern rechnen. Ob der Master direkt nach dem ersten Abschluss oder erst nach einigen Praxisjahren erworben wird, hängt von den persönlichen Spezialisierungs- und Karrierezielen ab. Viele Unternehmen betrachten den Master als ein Instrument des Wissenstransfers sowie der hausinternen Nachwuchsförderung. Neben Praktika bieten sie hierfür Werkstudienmodelle, die Möglichkeit zu einer Masterarbeit im Unternehmenskontext sowie Studienunterstützung für ausgewählte Mitarbeiter an.

Eine technikwissenschaftliche Promotion ist Voraussetzung für eine Hochschullaufbahn, auch in den Unternehmen haben promovierte Techniker/innen jedoch ausgezeichnete Karrierechancen. Ein Karrieretreiber in der freien Wirtschaft ist eine technikwissenschaftliche Promotion vor allem dann, wenn sie thematische Relevanz für den angestrebten Job besitzt – wichtig ist dann allerdings eine ausgewogene Balance zwischen wissenschaftlicher Leistung und praktischer Berufserfahrung. Die meisten Techniker/innen promovieren im Rahmen einer wissenschaftlichen Mitarbeit und arbeiten in dieser Zeit in der Lehre und an Institutsprojekten mit. Viele dieser Promotionsstellen werden direkt durch die Industrie oder öffentlich gefördert. Daneben sind auch freie oder berufsbegleitende Promotionen – idealerweise mit einem betrieblichen Projektbezug und Unterstützung durch den Arbeitgeber – möglich.

Master-Studium für Techniker: Fachhochschule oder Uni?

Bis in die Mitte der 1990er Jahre standen angehenden Techniker/innen in Österreich zwei grundsätzliche Ausbildungswege offen: Eine Ausbildung innerhalb des Sekundarschulbereichs an einer Höheren Technischen Lehranstalt oder ein Diplomstudium an einer Uni. Seit 1994 ist mit der Einführung der Fachhochschulen in Österreich ein dritter Qualifikationsweg für Techniker/innen hinzugekommen. Der Bestand an Fachhochschulen wurde seitdem stark ausgebaut.

Die österreichischen Fachhochschulen werden als privatrechtliche Organisation – als Verein, GmbH oder gemeinnützige Stiftung – betrieben. Die Fachhochschulen selbst sowie die angebotenen Bachelor- und Master-Studiengänge werden durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria akkreditiert, um einheitliche Qualitätsstandards sowie die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse im Rahmen des Bologna-Prozesses zu sichern. Anders als staatliche Universitäten besitzen die Fachhochschulen das Recht zur Auswahl ihrer Studierenden im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens sowie zur Erhebung von Studiengebühren. Das Promotions- und Habilitationsrecht ist in Österreich den staatlichen Universitäten vorbehalten. Master-Absolventen einer Fachhochschule, die promovieren möchten, müssen dafür an eine Uni wechseln.

Ein technikwissenschaftliches Studium an einer Fachhochschule ist relativ strikt durchorganisiert sowie stark anwendungs- und praxisorientiert. Viele Fachhochschulen kooperieren eng mit einzelnen Unternehmen oder der regionalen Industrie. Für Techniker/innen kann dies sowohl im Bachelor- als auch im Master-Studium von Vorteil sein. Oft bauen sie schon während des Studiums ein tragfähiges Netz-werk zu potentiellen Arbeitgebern auf. Ein weiterer Pluspunkt für Praktiker sind die im Vergleich zu Universitäten kürzeren Regelstudienzeiten.

Ein Universitätsstudium ist immer dann empfehlenswert, wenn Techniker/innen sich – beispielsweise für eine Karriere in Forschung und Entwicklung oder eine Promotion – explizit wissenschaftlich qualifizieren wollen.

Spezialist versus Generalist: Soft Skills für Führungskräfte

Noch vor wenigen Jahren waren die Karriereperspektiven von Techniker/innen limitiert. IT-Fachkräfte und Ingenieure galten als Experten für die Technik – die Positionen im höheren Management besetzten jedoch Betriebswirte und Juristen. Die Führung ganzer Unternehmensbereiche und das Personalmanagement trauten die Chefs den Technikern nicht zu.

Innovative Problemlösungen in einer globalisierten und digitalisierten Welt sind mit dieser Trennung auf Dauer nicht zu haben. Wenn Firmen ihre Wettbewerbsfähigkeit behalten und Geschäftsprozesse optimieren wollen, sind dafür auch in der Chefetage technische Kompetenzen nötig. Das fachliche Rüstzeug dafür wird jungen Techniker/innen in Form von betriebswirtschaftlichem Basiswissen und unternehmerischem Denken heute bereits an den Hochschulen vermittelt. Für den beruflichen Aufstieg sind jedoch auch die sogenannten Soft Skills wichtig – erst durch sie werden Spezialisten zu echten Generalisten und potentiellen Führungskräften.

Projektmanagement: Die neue Schlüsselqualifikation

Projektbezogene Prozesse gewinnen in den Unternehmen immer größeren Raum. Zu ihren Merkmalen gehören Interdisziplinarität und offene Strukturen. Die meisten Techniker/innen werden von Anfang an auch als Projektmanager/innen tätig. Projektleiter mit unterschiedlichen fachlichen Spezialisierungen werden auf dem Arbeitsmarkt als Arbeitnehmer mit einem eigenständigen Anforderungsprofil betrachtet.

Effizientes Projektmanagement entscheidet heute oft über die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Unter anderem ermöglicht es Agilität – also flexibles Reagieren auf Prozessanforderungen, die Anforderungen von Kunden oder Marktveränderungen. Die Fähigkeit dazu ist insbesondere für Techniker/innen eine Schlüsselqualifikation, ohne die eine erfolgreiche Karriere langfristig unwahrscheinlich ist. Dabei geht es nicht nur um die Fähigkeit zur Kollaboration in interdisziplinären Teams, sondern um Planungsfähigkeiten und Methodensicherheit in verschiedenen Spezialgebieten. Das Know-how dafür erwerben Techniker/innen bereits im Studium oder im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen.

Ein MBA für TechnikerInnen? Das Studium für die Chefetage

Ein Master of Business Administration (MBA) qualifiziert künftige Führungskräfte umfassend für die neue Position. Für Techniker/innen geht dabei ebenfalls um eine Ausbildung zu Generalisten mit Führungskompetenzen.

In den USA ist das postgraduale Studium Generale seit mehr als fünf Jahrzehnten ein Standardabschluss für angehenden Manager, in Europa gab es seit den 1990er Jahren die ersten MBA-Programme. Die Vermittlung von fachspezifischen Inhalten spielt darin, wenn überhaupt, nur eine sekundäre Rolle – das MBA-Studium fokussiert sich auf die Vermittlung von Fähigkeiten zur Unternehmens- und Mitarbeiterführung.

MBA-Studiengänge werden in Österreich und im Ausland von privaten und staatlichen Universitäten als Vollzeitstudium oder berufsbegleitend angeboten. Zugangsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes Studium (Bachelor, in der Regel jedoch ein Master-Abschluss), einige Jahre Berufserfahrung und meist das Absolvieren eines anspruchsvollen Auswahlverfahrens. Abhängig von der Hochschule können sich die Kosten für den MBA auf einige zehntausend Euro aufaddieren.

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