Ohne technische Expertise geht es in der Wirtschaft nicht, Karrierechancen für Techniker gibt es in sehr unterschiedlichen Branchen. Trotz der Vielfalt der Bachelor- und Masterstudiengänge mit technikwissenschaftlichem Hintergrund erlauben beide Abschlüsse in der Regel einen erfolgreichen Einstieg in verschiedene Wirtschaftszweige.

Spätestens in der Bewerbungsphase müssen Studierende eine Entscheidung darüber treffen, in welchen Unternehmen und Branchen sie sich bewerben möchten. Techniker/innen wählen damit oft eine langfristige Perspektive. „On the job“ profilieren sie sich nicht nur als Spezialisten für ihr Arbeitsfeld, sondern auch für eine bestimmte Branche. Wir geben einen Überblick, in welchen Bereichen Techniker/innen spannende Bewerbungsmöglichkeiten finden. Im Hinblick auf die erforderlichen Abschlüsse gilt, dass die meisten Unternehmen an Bewerbern mit einem Bachelor- oder Masterabschluss gleichermaßen interessiert sind – allerdings erwarten die Arbeitgeber die Bereitschaft zu ständiger Weiterbildung und gegebenenfalls auch zu einem berufsbegleitenden Master-Studium.

Energiewirtschaft

© iStock – GCShutterAls Bewerbungsmöglichkeiten in der Energiewirtschaft kommen neben den großen, seit langem etablierten Energieversorger, auch vergleichsweise junge Unternehmen und Start-ups im Bereich der erneuerbaren Energien in Betracht. Gefragte Arbeitskräfte in der Branche sind Vertreter verschiedener Ingenieursdisziplinen, hierzu zählen beispielsweise Maschinenbau, Elektrotechnik und Verfahrenstechnik und natürlich Energie- und Umwelttechnik. Bedarf besteht auch an Bauingenieuren, Stadt-, Raum- und Umweltplanern sowie Architekten. Ideal ist, wenn die Bewerber über Zusatzqualifikationen in einem unternehmensrelevanten Spezialgebiet sowie Projektmanagementfähigkeiten verfügen. Auch aufgrund der dünnen Personaldecke vieler kleinerer Unternehmen in der Branche bringen die idealen Kandidaten bereits erste praktische Erfahrungen mit, die sich im Studium durch gezielte Praktika erwerben lassen. Die Konditionen für den Einstieg hängen stark von den jeweiligen Unternehmen ab.

Bauwesen

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In der Baubranche werden insbesondere Bauingenieure und Architekten tätig. Für Bauingenieure gibt es sehr vielfältige Arbeitsmöglichkeiten, die zum Teil als spezielle Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten werden. Das Spektrum möglicher Spezialisierungen umfasst beispielsweise Geotechnik für die Erschließung von Baugeländen, Wasserbau / Wasserwirtschaft, Verkehrswesen und Infrastruktur, konstruktiven Ingenieurbau, Stadtplanung, Städtebau und Umwelttechnik. Auch eine Spezialisierung auf allgemeines Baumanagement ist möglich – wer sie wählt, wird auf Baustellen als Projektmanager tätig, kümmert sich um funktionierende Prozesse, überwacht die Bauausführung und übernimmt für das jeweilige Projekt auch die betriebswirtschaftliche Planung.

Maschinenbau & Automation

Der Maschinen- und Anlagenbau ist ein klassisches Arbeitsfeld für Ingenieure. Für Techniker/innen bestehen innerhalb der Branche zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten. Das Spektrum der Unternehmensprofile reicht von den Herstellern von Hütten- oder Luft- und Raumfahrttechnik über diverse Fertigungsmaschinen bis zu den Produzenten von Präzisionswerkzeugen. In den letzten Jahren ist bei den Maschinenbauern in immer größerem Umfang auch das Arbeitsfeld Automation hinzugekommen – ein Trend, der sich durch Industrie 4.0 in Zukunft unter neuen Vorzeichen verstärken wird. Zum Branchenumfeld gehören auch die Zulieferer der Maschinenbauer sowie Werkstoffproduzenten.

Techniker/innen, die sich für eine Karriere im Bereich Maschinenbau & Automation entscheiden, werden vor allem in einem mittelständischen Umfeld tätig – viele dieser Unternehmen zeichnen sich durch hohe Innovationskraft aus. Sehr interessante Perspektiven gibt es in der Branche auch für fähige Vertriebsingenieure, die in B2B-Projekten als langfristige Partner ihrer Kunden tätig werden.

© iStock – NKS_ImageryBeratung & Consulting

Unternehmensberater sind die Allrounder in der Wirtschaftswelt. Unternehmen, öffentliche Institutionen oder NGOs engagieren eine Beratungsgesellschaft, wenn es darum geht, interne Prozesse zu optimieren. Anders als in der Vergangenheit sind damit heute keineswegs vor allem Rationalisierungsmaßnahmen gemeint – oft geht es darum, in den Kundenunternehmen interne Potenziale zu erschließen, internationale Expansionen und vor allem die Implementierung digitaler Lösungen zu begleiten. Die Unternehmensberatungen sind an Absolventen aller Fachrichtungen interessiert, Techniker/innen als Bewerberzielgruppe treten dabei in den letzten Jahren deutlich stärker in den Vordergrund. Vor allem bei den großen Strategieberatungen haben jedoch nur die besten Absolventen eines Jahrgangs eine Chance. Der Einstieg erfolgt als Analyst oder Junior Consultant, im Verlauf von ein bis zwei Arbeitsjahren steigen akademische Berufsanfänger zum Senior Consultant und anschließend zum „Fellow“ auf. Wer danach in der Beraterlaufbahn bleiben will, muss so gut sein, dass er als „Partner“ und damit für eine Position in der Unternehmensleitung in Frage kommt. Viele Berater wechseln später in die Industrie oder gründen ihr eigenes Beratungsunternehmen.

Automotive & Zulieferindustrie

Die Automobilbranche ist ein klassisches Arbeitsfeld für versierte Ingenieure und heute auch für IT-Experten. Techniker/innen, die ihre Karriere bei einem der großen europäischen Autobauer starten, erwartet ein hochproduktives Arbeitsumfeld. Das aktuellste Thema der Branche ist übrigens derzeit „autonomes Fahren“ – möglicherweise werden die ersten Smart Cars schon in sehr absehbarer Zeit auf der Straße unterwegs sein. In den vergangenen Jahren hat sich die Branche außerdem zu einem Pionier der Industrie 4.0 entwickelt. Die Unternehmen suchen technische Experten verschiedener Fachrichtungen, die meist in interdisziplinären Projektteams tätig werden. Zu ihren Aufgaben gehören beispielsweise die Entwicklung neuer Serienmodelle sowie die Überwachung, Steuerung und Optimierung von Produktionsprozessen. IT-Fachkräfte können sich daneben auch auf verschiedene Supportfunktionen für das operative Tagesgeschäft bewerben. Gute Karrierechancen für technische Experten bieten auch die Zulieferer für die Automobilindustrie – Hochschulabsolventen entscheiden sich damit für ein mittelständisches Umfeld. Karriereaussichten und Konditionen sind bei den Autoherstellern exzellent und auch bei den meisten Zulieferern sehr gut.

Banken & Versicherungen

Banken und Versicherungen suchen im technischen Bereich vor allem nach IT-Fachkräften. Gefragte Bewerber sind beispielsweise Wirtschaftsinformatiker, Programmierer, Systemadministratoren oder Webentwickler. Die Aufgaben für die hausinternen IT-Experten können im Einzelnen sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von Supportfunktionen für das operative Geschäft bis zur Entwicklung von digitalen Kommunikations-, Abwicklungs- und Prognosetools für den Börsenhandel. Weitere wichtige Arbeitsfelder sind Datensicherheit sowie die Entwicklung digitaler Lösungen für Compliance-Fragen. Vor allem in großen Banken und Versicherungen arbeiten sie auch an internationalen Projekten mit. Gute Konditionen gelten in der gesamten Branchen, große Häuser bieten auch technischen Experten gute Aufstiegschancen.

Öffentliche Verwaltung

Die öffentliche Verwaltung hat einen konstanten Bedarf an Techniker/innen und IT-Experten, der in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen hat. Digitalisierung, Controlling und neue Technologien haben in den vergangenen Jahren auch Einzug in den öffentlichen Dienst gehalten. Hinzu kommen technische und Ingenieur-Dienstleistungen in den verschiedensten Bereichen. Auch forschungsorientierte Absolventen technischer Fachrichtungen bekommen in der öffentlichen Verwaltung eine Chance. Viele dieser Anstellungen bieten gute Aufstiegsmöglichkeiten, weitere Vorteile bestehen in einem sicheren Arbeitsplatz und einer meist recht ausgewogenen Work-Life-Balance. Die Einstiegsgehälter für akademische Berufsanfänger unterscheiden sich nicht wesentlich von der privaten Wirtschaft, auf lange Sicht sind die Verdienstmöglichkeiten jedoch tendenziell geringer.

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Papier, Kunststoffe, Verpackung

Die Papier-, Kunststoff- und Verpackungsindustrie weist seit Jahren starke Wachstumsraten aus – so gut wie alle Branchen sind auf ihre Leistungen und Produkte angewiesen. Für alle drei Bereiche gibt es eigenständige technikwissenschaftliche Studiengänge. Gefragte Techniker/innen kommen jedoch auch aus den Fachrichtungen Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Automation und natürlich der IT. Absolventen, die eine Karriere in dieser Branche anstreben, sollten vorab eine Entscheidung darüber treffen, ob sie in der Rohstofferzeugung und Produktentwicklung, in der Weiterverarbeitung oder als B2B-Projektleiter in den Vertriebsabteilungen tätig werden wollen. Die Branche bietet Techniker/innen ein vielseitiges, innovativ ausgerichtetes Arbeitsumfeld und sehr oft überdurchschnittliche Konditionen.

Handel

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Im Handel finden vor allem IT-Experten, Wirtschaftsinformatiker und Wirtschaftsingenieure gute Arbeitsmöglichkeiten und Entwicklungsperspektiven. Beispielsweise kümmern sie sich um die Digitalisierung von Warenwirtschaftssystemen und logistischen Anforderungen, übernehmen operative Supportfunktionen, arbeiten als Systemadministratoren und verantworten die Datensicherheit. Generell gilt, dass die Grenzen der Kanäle im Einzelhandel immer mehr verschwimmen. Der Online-Handel boomt, die großen Handelsketten und die weitaus meisten Einzelhändler betreiben ihre eigene Internetpräsenz. Hier sind IT-Fähigkeiten und technische Expertisen ebenso gefragt wie Betriebswirtschaft, unternehmerisches Denken und idealerweise auch Marketing-Kompetenz. Das Arbeitsumfeld und die Konditionen für eine technische Karriere im Handel können sehr unterschiedlich sein. Das Spektrum reicht von Entwicklungsaufgaben in Start-ups bis zur Projektarbeit in einem internationalen Umfeld.

IT

Dass die IT zu den absoluten Zukunftsbranchen gehört, liegt auf der Hand. IT-Fachkräfte haben in praktisch allen Branchen ausgezeichnete Karrierechancen. Die Unternehmen benötigen Programmierer, Anwendungsentwickler und IT-Experten in Supportfunktionen. Besonders gute Karrierechancen in der Industrie haben technische Informatiker, die oft an der Schnittstelle von Hard- und Softwareentwicklung tätig werden. Interessant ist, dass potentielle Arbeitgeber bei IT-Experten besonders großen Wert auf einen Master-Abschluss legen, der Bachelor wird laut einer Umfrage des Karriereportals Staufenbiel nur von rund der Hälfte der Unternehmen als Einstiegsgrundlage akzeptiert. Quereinsteiger – noch vor wenigen Jahren im IT-Bereich fast die Regel – haben vor allem bei kleineren Unternehmen und Start-ups eine Chance. Vor allem in größeren Unternehmen können Informatik-Absolventen mit sehr guten Konditionen und Karrierechancen rechnen, bei kleineren Firmen winkt dagegen oft ein unkonventionelles und innovatives Arbeitsumfeld.

Transport & Logistik

Bei einer Tätigkeit in den Bereichen Transport & Logistik geht es einerseits um die Schaffung der technischen Grundlagen und die Organisation von Transportprozessen im engeren Sinne, vor allem aber um die Etablierung von Supply Chains, also den kompletten Weg eines Produkts von Zulieferern und Produzenten bis zum Kunden und / oder Point of Sale. Entsprechend differenziert sind die Aufgaben für Techniker/innen in der Branche, die beispielsweise Prozesse der Beschaffungs-, Lager-, Distributions- und Vertriebslogistik sowie der außerbetrieblichen Transportlogistik umfassen. An deren Optimierung sind unter anderem Ingenieure, Elektrotechniker, IT-Experten, Wirtschaftsinformatiker und technische Qualitätsmanager beteiligt. Transport & Logistik gelten als Zukunftsbranche, die Unternehmen sind an technischen Experten so gut wie aller Fachrichtungen interessiert. Die Konditionen für den Einstieg sind in der Regel ausgezeichnet. Viele Unternehmen agieren in einem internationalen Umfeld.

Industrie & Metall

Auch Unternehmen der Industrie & Metallbranche gehören zu den klassischen Arbeitgebern für Ingenieure und IT-Fachkräfte. Die Bandreite möglicher Arbeitgeber reicht von Roh- und Werkstoffproduzenten über die verarbeitende Industrie bis zu den Herstellern von Konsumgütern. In den Unternehmen sind Absolventen aller technischen Fachrichtungen willkommen. Auch hier liegt der Fokus vor allem auf mittelständischen Betrieben, die in ihrem Arbeitsfeld nicht selten zu den „Hidden Champions“ gehören. Durch Automation und den Einzug der Industrie 4.0 werden sich die Karriereperspektiven für Techniker/innen in absehbarer Zukunft nochmals differenzieren und erweitern. Die meisten Unternehmen bieten Berufsanfängern exzellente Konditionen und spannende Entwicklungsperspektiven.

© iStock – chinaface

Fotos: © GCShutter, ClaudioVentrella, NKS_Imagery, poba, baona, chinaface / iStock

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