In der Wirtschaft haben sowohl Bewerber mit einem spezialisierten Bachelor oder Master als auch Generalisten gute Chancen. Unabhängig davon arbeiten die meisten Wirtschaftsabsolventen unmittelbar nach dem Einstieg oder einige Zeit danach auf einer Position im mittleren Management.

Am Anfang stand eine neue soziale Gruppe, die aus soziologischer Sicht beispielsweise Siegfried Krakauer porträtiert hat. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand in der Berufswelt eine neue soziale Gruppe: Im Gegensatz zu den Arbeitern waren die Angestellten überwiegend mit geistigen Tätigkeiten und insbesondere in kaufmännischen Funktionen beschäftigt. Die Leitung der Unternehmen lag vorerst noch in den Händen von wissenschaftlich-technischen Experten, die oft auch die Firmengründer waren.

Qualifizierte Angestellte agierten zunächst als kaufmännische Spezialisten – im Hinblick auf den Wechsel des Unternehmens oder sogar der Branche erwiesen sie sich dabei als durchaus flexibel. Seit den 1950er Jahren hat sich aus dieser Arbeitnehmergruppe heraus das moderne Management entwickelt – zunächst ging es dabei vor allem um die Besetzung von Führungspositionen in der Unternehmensleitung. In den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten hat sich – nicht zuletzt unter dem Einfluss von Globalisierung und Digitalisierung – der Managementbereich „nach unten“ stark geöffnet. Funktionen im mittleren Management sind heute die klassische Karriereperspektive für Wirtschaftsabsolventen. Den Aufstieg ins Top-Management der Unternehmen schaffen (und wollen) auch später durchaus nicht alle Führungskräfte.

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Spezialisten vs Allrounder

Oder: Welche Absolventen suchen Unternehmen wirklich? Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Die Unternehmen brauchen Allrounder mit Managementkompetenzen ebenso wie Spezialisten, die sich in einem bestimmten Arbeitsbereich zu Hause fühlen. In einigen Unternehmensfunktionen – beispielsweise in Arbeitsfeldern, in denen sich ökonomische und technische Anforderungen überschneiden – können Spezialisten als Bewerber durchaus im Vorteil sein. Kleinere Firmen und Start-ups sind in hohem Maße auf Allrounder angewiesen, während es in großen Unternehmen größeren Bedarf an Mitarbeiter mit speziellen Expertisen gibt – was nicht bedeutet, dass Allrounder dort keine Chance haben.

Für die Personalentscheider gibt oft eine hohe „Employability“ den Ausschlag. Von Absolventen erwarten sie eine ausgewogene Mischung aus Fachwissen, Methodenkompetenz und Social Skills. Branchen- und unternehmensbezogenes Expertenwissen erwirbst du später „on the job“, durch Weiterbildung oder als Trainee.

Mittelmanager – die Führungskräfte in der Sandwichposition

© iStock – nd3000Rein operative Tätigkeiten sind für die meisten Absolventen wirtschaftswissenschaftlicher Fächer nur eine Durchgangsstation zu einer Position im mittleren Management. Die meisten Unternehmen wünschen sich, dass qualifizierte Neueinsteiger in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren Führungsverantwortung übernehmen. Zum Teil werden Wirtschaftsabsolventen in Traineeprogrammen darauf vorbereitet, zum Teil erwerben sie das praktische Handwerkszeug dafür direkt in ihrem Job. Im Verlauf ihrer Karriere nehmen die Anforderungen an ihre Managementfähigkeiten kontinuierlich zu. Dies gilt auch für Absolventen und Young Professionals, die sich an der Hochschule vor allem auf eine Expertenlaufbahn vorbereitet haben.

Für die Mittelmanager bedeutet der berufliche Aufstieg auch, in einer – nicht immer angenehmen – Sandwichposition zu agieren. Sie sind das Bindeglied zwischen der Firmenleitung, deren Anweisungen sie umzusetzen haben, und ihren Mitarbeitern, die sie führen, motivieren und in übergreifende Prozesse integrieren müssen. Oft arbeiten sie nach strikten Zielvorgaben, die sie aber nur in und mit ihren Teams erreichen können. Viele Mittelmanager meinen auf lange Sicht, dass sie sich damit in einer recht undankbaren und wenig autonomen Position befinden, obwohl sie für das Funktionieren eines modernen Unternehmens unverzichtbar sind.

Wissensträger und Informationsvermittler

Das mittlere Management ist heute vor allem Wissensträger und Informationsvermittler. Sie steuern den Informationsfluss in den Unternehmen in verschiedene Richtungen – zur Firmenleitung, zu ihren Mitarbeitern sowie zwischen verschiedenen Bereichen. Damit gestalten sie die internen Prozesse an einer entscheidenden Stelle mit, viele Mittelmanager haben auf lange Sicht einen umfassenderen Blick darauf als das strategische Management des Unternehmens. issens in die Unternehmen.

Agile Strukturen: Neue Anforderungen an das mittlere Management

Die Strukturen vieler Firmen haben sich spätestens seit der Jahrtausendwende stark verändert. Die Idee der Agilität – des flexiblen Reagierens auf die Anforderungen der Kunden und des Marktes – wurde ursprünglich im IT-Umfeld geboren, heute ist sie in den meisten Unternehmen Standard und Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit. Agilität funktioniert jedoch nur auf der Basis flacher Hierarchien, unternehmerischem Denken bei allen Mitarbeitern und einer flexiblen Organisation der Arbeit. Projektarbeit in wechselnden Teams sind heute für viele Arbeitnehmer Standard. Fähige Projektleiter und Abteilungsleiter – also Mittelmanager – besetzen damit Schlüsselpositionen, die für das Funktionieren des gesamten Unternehmens unverzichtbar sind und über den Unternehmenserfolg entscheiden.

Damit sind auch neue Anforderungen an das mittlere Management verbunden. Ohne strategisches Denken und echte Führungsqualitäten auf der mittleren Ebene kommen Firmen heute nicht mehr aus. Daraus ergibt sich unter anderem eine neue Gewichtung zwischen Fachwissen, Methodenkompetenz und den sogenannten Soft Skills. Mittelmanager benötigen nicht nur fachliche, sondern soziale Fähigkeiten. Ohne Kommunikationsfähigkeit, Entscheidungskompetenz, emotionale Intelligenz und Empathie lassen sich auch kleine Teams nicht führen oder motivieren.

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Im Bewerbungsverfahren geben zwischen fachlich gleich gut qualifizierten Bewerbern die Soft Skills oft den Ausschlag. Übrigens gilt dies nicht nur für (angehende) Manager, sondern auch für Spezialisten. „Employability“ – Beschäftigungsfähigkeit – bedeutet heute, dass möglichst jeder Mitarbeiter über Führungskompetenz verfügen sollte. Damit sind die sozialen Fähigkeiten für eine erfolgreiche Karriere unabdingbar.

Gute Chancen für Quereinsteiger

381.000 Studierende –
95.000 Geisteswissenschaft –
50.000 Wirtschaft

Hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein Dilemma des Absolventenarbeitsmarktes in Österreich: Viele Unternehmen suchen händeringend nach qualifiziertem Nachwuchs. Technik- und Wirtschaftsabsolventen belegen auf ihren Wunschlisten den ersten Platz – die Hochschulen bilden dagegen vergleichsweise viele Sozial- und Geisteswissenschaftler aus.

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Die Unternehmen sind daher auch an Quereinsteigern mit „wirtschaftsfernen“ Abschlüssen interessiert. Beispielsweise arbeiten Sozial- und Geisteswissenschaftler heute nicht nur in Lehre und Forschung, in Archiven, Museen oder den Medien, sondern auch in Banken, in der Industrie oder in Beratungsunternehmen. Dort werden sie im Marketing, in der Personalabteilung und in anderen Bereichen tätig. Vor allem die großen Unternehmensberatungen suchen sogar gezielt nach ihnen. In vielen Firmen gehören interdisziplinäre Teams und Prozesse längst zum Standard – Quereinsteiger überzeugen oft durch besonders ausgeprägte Soft Skills und ihr generalistisches Profil.

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