Informatik oder BWL studieren? Für Wirtschaftsinformatiker gilt beides. Zwei Welten miteinander zu verbinden, macht das Studium spannend und anspruchsvoll, die Jobaussichten sind bestens.

Eins ist sicher: Wer sich für ein Studium der Wirtschaftsinformatik entscheidet, geht keinen der bereits ausgetretenen Pfade. Gut 2.800 Studierende tummeln sich in dem Fach derzeit an den Universitäten in Österreich – viermal weniger als im Fach Informatik.

Für Christian Huemer, Universitätsprofessor und Studiendekan für Wirtschaftsinformatik an der TU Wien, haben sie eine gute Wahl getroffen: „Für Absolventen der Wirtschaftsinformatik gibt es in Österreich derzeit fast eine Jobgarantie.“ Aufgrund der geringeren Zahl an Absolventen schätzt er ihre Jobaussichten sogar noch höher ein als für Informatik-Absolventen.

Unterschiedliche Schwerpunkte an den Hochschulen

Die Wirtschaftsinformatik befasst sich mit zwei Welten. Sie verbindet die Wirtschaftswissenschaft, wo sie auf neueste Technik angewiesen ist, mit der IT, die das Business am Laufen hält. Dabei hat sich die Rolle der IT in den Unternehmen gewandelt. „Zuerst unterstützte IT das Geschäft, dann optimierte IT das Geschäft und wurde anschließend zum Teil des Geschäfts, um heute schließlich das Geschäft zu steuern“, erklärt Christian Huemer.

Diese Dynamik macht das Fach ausgesprochen spannend, aber auch besonders anspruchsvoll. Wer Wirtschaftsinformatik studieren möchte, sollte deshalb entsprechendes Interesse und echte Begeisterung mitbringen. Christian Huemer erklärt, worauf es ankommt: „An der TU Wien ist die Wirtschaftsinformatik eher technisch orientiert und an der Informatik ausgerichtet. Das Fundament aus Algorithmen, Logik, Mathematik und Sprachkonzepten ist nach dem Studium vorhanden. Wer sich dafür interessiert, sollte schon mathematisches Verständnis mitbringen.“

An den Hochschulen ist die Wirtschaftsinformatik entweder an der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen oder einer technischen Fakultät angesiedelt. Entsprechend unterschiedlich setzen sie die Schwerpunkte. Wer an einer technisch orientierten Fakultät Wirtschaftsinformatik studiert, kann auf jeden Fall eine gute Informatik-Grundausbildung vorweisen. „Wichtig ist, abstrakt und algorithmisch denken zu können. Und das Wort ‚Bilanz‘ darf nicht abschrecken“, lacht Christian Huemer.

Zwischen IT und Business

Die spezielle Mischung macht Wirtschaftsinformatiker für Unternehmen so interessant. Und sie öffnet ihnen Türen in ganz unterschiedlichen Bereichen. So ist eine Karriere in den klassischen IT-Abteilungen möglich, etwa im Software Engineering, als Systemanalytiker, im Bereich Big Data oder in der Leitung von Rechenzentren. Absolventen, die sich während des Studiums eher betriebswirtschaftlich orientiert haben, finden ebenfalls zahlreiche Einsatzgebiete. Sie arbeiten als IT- oder Strategieberater, als Produktmanager oder als Projektmanager bei der Einführung neuer IT-Systeme.

Auch den Sprung in die Selbstständigkeit wagen immer mehr Absolventen der Wirtschaftsinformatik und können sich vorstellen, selbst ein Start-up zu gründen. Die TU Wien bietet dazu beispielsweise ein Ergänzungsstudium an ihrem Innovation Incubation Center an.

Typisch für Wirtschaftsinformatiker sind Schnittstellenfunktionen“, erklärt Christian Huemer. „Beispielhaft dafür ist das Consulting. Wirtschaftsinformatiker kennen die Software-Architekturen, sind aber auch in der Lage, die wirtschaftliche Ausrichtung und organisatorischen Abläufe zu bewerten und die betriebswirtschaftliche Optimierung voranzutreiben“, so der Studiendekan der TU Wien weiter. Den wichtigsten Vorzug für Unternehmen fasst Huemer prägnant zusammen: „Ein Wirtschaftsinformatiker interessiert sich nicht nur für das Wie, sondern auch für das Warum.“

© alvarez / iStock

Mehr als nur Fachkarrieren

Davon profitieren gerade Absolventen, die mehr als eine Fachkarriere anstreben. „Keiner verlässt die Uni und wird sofort Chef. Aber wenn man die Leiter heraufklimmt, ist es nicht schlecht, schon etwas über ökonomische Zusammenhänge gehört zu haben“, erklärt Professor Huemer. Dies zahlt sich vielleicht nicht unmittelbar im ersten Job aus – aber umso mehr, je weiter man im Berufsleben vorankommt. Dabei gilt: Die Hochschule kann nur die Basistechniken vermitteln. Die Anwendung müssen auch die begabtesten Wirtschafsinformatiker im Beruf lernen.

Absolventen, die bereits Praxiserfahrung mitbringen, sind bei den Unternehmen deshalb gerne gesehen. Für Christian Huemer ist dies allerdings ein zweischneidiges Schwert. „Natürlich freuen sich Firmen über Absolventen mit Praxiserfahrungen. Aber wer während eines Vollzeitstudiums halbtags arbeitet, beendet oft sein Studium nicht“, gibt er zu bedenken. Studenten sollten deshalb versuchen, eher in den Semesterferien zu arbeiten. Ideal ist für Huemer eine Beteiligung an Forschungsprojekten, bei denen die Uni mit Unternehmen zusammenarbeitet. Etwas anders ist die Situation an Fachhochschulen, an denen Praktika in Unternehmen häufig bereits ins Studienprogramm eingebunden sind.

Bachelor oder Master?

Aufgrund der Digitalisierung in fast allen Unternehmen und Verwaltungen sind die Berufsaussichten hervorragend – auch für Bachelor-Absolventen. Manche Unternehmen schätzen an ihnen sogar, dass sie fachlich weniger festgelegt sind als Wirtschaftsinformatiker mit Master-Abschluss.

Dafür bietet ein Master-Studium die Möglichkeit, eine Thematik zu vertiefen, für die die Studenten sich besonders interessieren. Aufbauend auf der Grundlagenausbildung des Bachelor-Studiums können sie sich weiter spezialisieren, etwa im Software Engineering, in der Datenanalyse, in ökonomischen Simulationen oder anderen wirtschaftlichen Themen. „Außerdem sind beim Master im Normalfall die Noten besser, weil wegfällt, was die Studenten weniger interessiert“, so die Erfahrung von Professor Huemer. Ein weiterer Abschluss mit besseren Noten – nicht die schlechteste Aussicht für Wirtschaftsinformatiker.

Text: Heinz Peter Krieger

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