Das Jahr 2014 könnte für die Broilers aus Düsseldorf nicht besser laufen: Ihr neues Studioalbum „Noir“ stieg in den deutschen Albumcharts auf Platz 1 ein und ihre aktuelle Tour ist mit mehreren ausverkauften Shows ebenso ein Kassenschlager. Schlagzeuger Andy Brügge redete mit UNIMAG über Charterfolge, Die Toten Hosen und ihr Bandjubiläum.

UNIMAG: Sänger Sammy hatte an das neue Album hohe Ansprüche, es sollte eine Art „eierleckende Vollmilchsau“ (sic!) werden. Wurde dieser Anspruch durch den Einstieg auf Platz 1 der Album Charts erfüllt?

Andy: Ich denke schon, dass wir unsere Ansprüche an das Album erfüllen konnten. Das liegt aber weniger an dem hohen Charteinstieg, sondern eher daran, dass wir ein Album geschaffen haben, mit dem wir als Band zufrieden sein können. „Noir“ spiegelt sehr gut wider, wer die Broilers 2014 sind und wie sie klingen möchten. Natürlich freuen wir uns über die Nummer 1. Es war aber nie unser primäres Ziel, dort zu landen.  Ich glaube, wenn man anfängt, Musik speziell für den kommerziellen Erfolg zu schreiben oder darauf zuzuschneiden, wird man zwangsläufig scheitern. Viel wichtiger ist es doch, Musik zu machen, die man liebt und hinter der man mit breiter Brust stehen kann. Denn nur so bleibt man authentisch. Wir haben einfach versucht, eine Platte zu machen, die wir alle mögen, und die die einzelnen musikalischen Vorlieben eines jeden von uns widerspiegelt. Und das ist uns ganz gut gelungen. 

Wie geht ihr damit um, wenn ihr aufgrund eures kommerziellen Erfolges mit den Toten Hosen verglichen werdet? Kann sich das mitunter wie eine Bürde anfühlen?

Nun, wir kommen beide aus Düsseldorf, machen ähnliche Musik und haben mittlerweile denselben Produzenten und dasselbe Management. Da liegt dieser Vergleich natürlich nahe. Und ich finde, es gibt deutlich schlechtere Bands, mit denen man uns vergleichen könnte. Schließlich mögen wir die Hosen sowohl musikalisch, als auch menschlich sehr gerne. Von daher sehen wir es auch nicht als Bürde. Ganz im Gegenteil. Es ehrt uns eher. Die Toten Hosen waren schon immer eine sehr wichtige Band für uns. Ihr Album „Learning English Lesson 1“ hat uns damals an die englische Punk Musik gebracht. Ohne diese Platte hätten wir viele großartige Bands gar nicht, oder erst viel später kennengelernt. Und auch heute gibt es viel, was wir von ihnen lernen können. 

Ihr habt euch diesmal wieder für Vincent Sorg als Produzent entschieden – was schätzt ihr am allermeisten an ihm?

In der Zeit, in der wir im Studio sind, fügt sich Vincent sehr gut ins Bandgefüge ein. Fast schon wie ein sechstes Bandmitglied. Natürlich hat er keine Entscheidungsgewalt, wenn es um die einzelnen Lieder geht, aber er hilft uns, die Songs so aufs Band zu bringen, wie wir sie in unserer Vorstellung hören. Des Weiteren ist er ein frisches paar Ohren, das sich unvoreingenommen mit den Songs beschäftigen kann. Wenn wir manchmal Gefahr laufen betriebsblind zu werden, weil wir die Demos schon sehr häufig gehört haben, hört er die Lieder zum ersten Mal und kann uns auf etwaige Schwachstellen oder Unsicherheiten hinweisen. Es ist generell ein sehr kreatives Arbeiten mit ihm. Was auch am völligen Fehlen von Ablenkung liegt. Sein Studio liegt im tiefsten Münsterland, da kann man sich praktisch mit nichts anderem als der Musik beschäftigen. 

Ihr habt als Oi!-Band angefangen, viele Leute haben bis heute sehr undifferenzierte Ansichten über Skins. Wurdet ihr auch manchmal mit Neonazis in eine Schublade gesteckt? Wie seid ihr damit umgegangen?

Wir haben schon immer gerade heraus gesagt, auf welcher Seite wir stehen, und nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir uns als linke, klar antifaschistische Band verstehen. Leider verwechseln viele Medien Skinheads noch immer mit Nazis. Wir sind aber sehr glücklich, dass wir mittlerweile die Möglichkeit haben, viele Menschen zu erreichen und vielleicht etwas Aufklärungsarbeit zu leisten. Dass eben Skinheads nicht nur die tumben, rechten Schläger sind, wie viele es immer noch glauben. Ganz im Gegenteil, in den Anfangszeiten haben sich englische Arbeiter Kids und schwarze Einwanderer zusammengetan und gemeinsam zu Reggae, Soul und Ska getanzt. Es ging nicht um Hautfarbe oder Rasse.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, das Album „Noir“ zu nennen? Was bedeutet dieser Titel für Euch?

Die Idee zu „Noir“ als Albumtitel hatten wir schon kurz nach dem Release von „Santa Muerte“. Generell ist es uns immer wichtig, dass ein Titel gut klingt und beim Hörer das „Kopfkino“ anwirft. Im besten Fall sollen sich sofort Bilder im Kopf ergeben. So haben wir es auch schon mit den letzten Alben gehalten. „Vanitas“, „Santa Muerte“ etc. – alles starke Bilder, wie ich finde. Hinzu kommt, dass „Noir“ für unsere Verhältnisse recht schwermütig und düster ausgefallen ist. Von daher passt der Titel natürlich sehr gut.

Die Broilers haben 2014 ihr 20-jähriges Bandjubiläum – wenn ihr eure Band-Vita rückblickend betrachtet, würdet ihr alles noch einmal genau so machen, die gleichen Entscheidungen treffen?

Ich glaube, dass ich die Frage mit einem klaren Ja beantworten kann. Wir waren schon immer eine Band, die sehr viel diskutiert hat. Wenn wir nicht alle der vollen Überzeugung sind, das Richtige zu tun, lassen wir es lieber. Von daher haben wir auch immer deutlich mehr Dinge abgesagt als zugesagt. Sobald auch nur einer von uns Bedenken bei einer Sache hat, wird sie eben nicht gemacht. Damit sind wir bisher auch ganz gut gefahren. Wir waren immer der Auffassung, dass wir die Band lieber mit wehenden Fahnen untergehen lassen, als etwas zu tun, das wir nicht wollen. Schließlich sind wir es, die sich am Ende des Tages im Spiegel ertragen müssen.

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