Sänger und Rapper Tyler Joseph und Drummer Josh Dun, die wohl besser als Twenty One Pilots bekannt sind, wirbelten im vergangenen Jahr mit ihrem Album „Vessel“ so viel Staub auf, dass sie kaum zu übersehen waren. Auch auf der Bühne strotzt das erfolgreiche Duo aus Ohio nur so vor Energie und konnte dies im Februar auch erstmals auf österreichischem Boden – nämlich im Wiener B72 – unter Beweis stellen. Vor ihrem fulminanten Konzert haben wir Drummer Josh Dun zum Interview getroffen, der uns unter anderem erzählt hat, was die Musik und die Live-Auftritte von Twenty One Pilots so besonders macht und wie sich die Antwort auf die Frage nach dem eigenen Musikgeschmack für ihn in den vergangenen Jahren verändert hat.

UNIMAG: Hallo Josh, wie geht’s euch derzeit auf eurer Europa-Tour?

Josh: Es geht uns großartig. Das hier in Wien wird unsere fünfte Show werden und in der vergangenen Woche konnten wir bereits einige richtig coole Städte und Länder bereisen. Die Leute kommen zu unseren Shows, wissen, wer wir sind, und kennen die Texte zu unseren Songs.

Welchen Unterschied macht es für euch, hier in Europa wieder in kleineren Locations zu spielen, wo ihr doch in den USA schon riesige Hallen füllen könnt?

Das ist eine wirklich gute Frage. Ich glaube, dass jede Band in kleineren Clubs und Bars anfängt und davon träumt, irgendwann einmal ganze Stadien zu füllen. Ich erinnere mich, dass es mir so ging, als wir angefangen haben. Und ja, wir konnten bereits in großen Hallen spielen und müssen hier in Europa von Neuem anfangen. Es ist eine ganz andere Situation in anderen Ländern, aber es ist eine aufregende und erfrischende Abwechslung. Mir macht es mehr Spaß, in kleinen Venues zu spielen als in großen – ganz einfach weil ich finde, dass es viel persönlicher und intimer ist und die Energie zwischen uns und dem Publikum besser fließt.

Müsst ihr denn für diese kleineren Auftritte eure Live-Performance abändern? Ich habe gesehen, dass ihr oft auf der ganzen Bühne herumspringt und sogar Rückwärtssaltos macht. Im B72 wäre für so viel Action ja kaum Platz.

Wir haben ja als Band in den kleinen Clubs angefangen und mussten herausfinden, was wir wie als Teil unserer Show einbauen könnten – sei es eine Bar, wo wir runterspringen können oder sonst irgendetwas. Wir wollten versuchen, so viel wie möglich aus dem wenigen Platz, der uns zur Verfügung stand, zu machen. Deshalb denke ich nicht, dass wir allzu viel abändern müssen. Manchmal stehe ich auf dem Klavier und mache einen Rückwärtssalto auf die Bühne, aber manchmal ist die Decke einfach nicht hoch genug. Meistens versuche ich dann, das verrückteste aus meinen Sprüngen herauszuholen, das irgendwie möglich ist. In kleineren Venues ist der Drang nach solchen Stunts sogar noch größer. Also ja, ich verändere Dinge nicht gerne (lacht).

Welchen Song performt ihr live am liebsten?

Ich glaube, mein liebster Live-Song ist „Trees“. Auf unserem Album ist er einer der letzten Tracks und deshalb auch konsequenterweise eine der letzten Nummern in unseren Shows. Da sind wir meist beide schon körperlich am Ende – einfach weil wir bereits seit über einer Stunde alles geben, was wir können. Aber der Song hat einfach was. Jedes Mal, wenn wir ihn spielen, fühle ich mich wie neu geboren – sei es spirituell, emotional oder physisch. Ich fühle mich, als hätte ich gerade erst begonnen zu spielen. Dabei kann ich gar nicht sagen, warum das so ist. Für mich war der Song schon immer etwas Besonderes.

Ist das auch der beste Song von eurem Album „Vessel“?

Es ist zumindest einer unserer Favoriten – und ja, ich höre unsere Musik (lacht). Ein anderer Song, den ich sehr gerne mag, ist „Car Radio“. Immer, wenn ich mich mit jemandem unterhalte oder jemand nach den Shows mit uns reden möchte, wird „Car Radio“ als ein Lieblingssong genannt (denkt nach). Überall, wo du hingehst, hörst du Musik oder irgendein Geräusch – sogar jetzt mit der klassischen Hotelmusik im Hintergrund. Manche Songs schaffen es, dich von deinen Gedanken zu lösen, und bringen dich dazu, an etwas ganz anderes zu denken. Wenn man das nicht mehr hätte und die ganze Zeit in unerträglicher Stille in seinen Gedanken gefangen wäre, wäre das hart. Aber manchmal höre ich „Car Radio“ und schalte ab, nur um für mich zu sein – vor allem wenn ich fahre. Das ist die beste Zeit, alleine zu sein.

Kommen bei euch zuerst die Lyrics oder doch die Melodien?

Es ist eine Mischung aus beidem. Ich überlasse die Lyrics meist Tyler, weil er einfach so gut darin ist, die richtigen Worte zu finden. Aber wie gesagt, es ist wohl beides. Manchmal hat man etwas zu sagen und sucht dann ein Outfit dafür – Melodien, die die Texte umhüllen. Und manchmal ist es auch so, dass wir Melodien haben, die so inspirierend sind, dass wir erst anschließend Worte dafür finden. Aber es ist wirklich schwer zu sagen.

Viele haben Probleme, eure Musik zu beschreiben, weil ihr die Grenzen der Genres aufbrecht. Was antwortet ihr, wenn ihr diese Frage von nervigen Journalisten gestellt bekommt?

(lacht) Die Frage ist wirklich schwer zu beantworten, weil wir wirklich so viele verschiedene Elemente miteinander verbinden. Wenn Leute also fragen, welche Art von Musik wir spielen, sage ich gerne in den Worten des großen Louis Armstrong: „There is two kinds of music, the good, and the bad. I play the good kind.“

Ist bei euren energiegeladenen Live-Performances eigentlich schon einmal etwas schief gelaufen?

Nein, bisher haben wir uns körperlich noch nicht weh getan. Ich glaube, wir sollten auf Holz klopfen (klopft auf den Holztisch). Aber einige Male waren wir kurz davor, als unsere Fans auch schon richtig Angst um uns hatten. Tyler klettert immer auf der ganzen Bühne herum, um anschließend zurück auf den Boden zu springen. Das kann schon ziemlich gefährlich werden. Aber auch bei meinen Rückwärtssaltos, die ich so gerne in unseren Shows mache, weil ich sie sonst selten bei Live-Performances sehe und stolz bin, dass ich so etwas kann (lacht)… Ich bin schon von Bars gesprungen, die kurz davor waren, gemeinsam mit mir umzufallen. Glücklicherweise ist noch nie etwas passiert und ich hoffe, das tut es auch nie. Doch wir werden sehen (lacht). Wenn ich mich verletze, wird es wenigstens eine großartige Story.

Welche Musik hört ihr privat momentan gerne?

Ich höre unsere Musik 24/7 (lacht). Natürlich nicht! Das ist eigentlich ein richtig interessantes Thema und ich habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht. Ich glaube, wenn du die Frage einer Person vor zehn Jahren gestellt hättest, hätte sie vermutlich geantwortet: „Also ich höre Rock… oder Rap… oder Country.“ Die Person wusste, welche Musikrichtung sie bevorzugt. Aber seit einiger Zeit würden wohl die meisten auf diese Frage antworten: „Also ich höre eigentlich alles.“ Ich weiß nicht, woher diese Einstellung kommt und wann das begonnen hat, ein richtiges Ding zu werden, alles zu hören. Ich bin aufgewachsen und habe schon damals ein bisschen was von allem gehört und versucht, Gefallen an verschiedenen Musikrichtungen zu finden. Was mich allerdings dazu bewegt hat, selbst Musik zu machen, war wohl alter Punk-Rock. Heute bevorzuge ich eine Mischung aus Punk-Rock, HipHop und auch Pop. Ich glaube, das hat uns als Band geholfen, unseren eigenen Style zu entwickeln.

Was können Leute von euren Shows erwarten?

Ich glaube, dass Leute von uns Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit erwarten können. Man weiß bei Musikern leider selten, ob sie wirklich noch Spaß auf der Bühne haben, wenn sie jeden Abend die gleiche Show spielen müssen. Jeder kennt die Sprüche, dass sich ein Künstler so freut, hier sein zu dürfen. Ich glaube, dass ich hinter die Fassade der Musiker schauen kann, und ich denke auch, dass dass Publikum das normalerweise kann. Bei uns können sich die Leute sicher sein, dass wir alles so meinen, wie wir es sagen. Wir versuchen jede Show auf die gleiche Art und Weise zu spielen – sei es nun vor 100.000 Leuten oder einer einzigen Person.

Vielen Dank für deine Zeit und das nette Gespräch!

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