Go Go Berlin aus dem dänischen Aarhus knüpften mit ihrem Debütalbum „New Gold“ an das Erbe der ganz Großen des Rock’n’Roll-Genres an. Im Rahmen des Waves Vienna haben uns Sänger und Gitarrist Christian Vium und Gitarrist Mikkel Dyrehave einige Fragen zu ihrer Bandentstehung, ihrem Tourleben und ihrem Auftritt bei Germany’s Next Topmodel beantwortet.

UNIMAG: Ihr seid zum ersten Mal in Wien, oder? Was macht die Stadt für einen Eindruck auf euch?

Christian: Anders, unser Orgelspieler, war schon einige Mal betrunken in Wien (lacht).
Mikkel: Stimmt, er hat erzählt, dass Wien eine großartige Stadt zum Trinken ist (lacht). Ich finde die Stadt wunderschön. So viele alte Gebäude – man kann die Geschichte richtig spüren.
Christian: Ich habe plötzlich Lust, klassische Musik zu hören (lacht).

Waves Vienna ist ein Club- und Showcase-Festival, bei dem man die Möglichkeit hat, viele neue Künstler abseits des Mainstreams zu entdecken. Wie stoßt ihr auf neue Musik?

Mikkel: Ich verwende hauptsächlich Spotify.
Christian: Bei Spotify kannst du dir eine Band anhören, die du magst, und dann ähnliche Künstler finden. Aber es gibt auch einen anderen Weg. Wir mögen beispielsweise Tame Impala sehr. Und wenn man sich intensiver mit der Band beschäftigt, sieht man, dass so gut wie alle Bandmitglieder ihre eigenen Projekte haben, die man abchecken kann.

Und geht ihr selbst auch gerne auf Konzerte?

Mikkel: Meistens spielen wir ja selbst und haben deshalb nicht so viel Zeit. Aber wenn wir auf Festivals spielen, versuchen wir schon, vor oder nach unserem Auftritt weitere Künstler zu sehen.

Go Go Berlin enstand ja quasi wie aus dem Nichts.

Christian: Das stimmt. Unser Schlagzeuger Christoffer durfte in einem Club auftreten, hatte aber zu diesem Zeitpunkt keine Band. Also hat er uns als seine Freunde gefragt, ob wir die Show mit ihm spielen würden. Wir kannten uns ja alle von einer Musikakademie, waren schon damals wie Brüder und die Band hat uns dann endgültig zusammengeschweißt. Aber es ist wirklich alles sehr schnell passiert…
Mikkel: …wie aus dem Nichts!
Christian: Es sollte wohl einfach so sein. Wir mussten auch ziemlich viel improvisieren, weil wir erst eine Woche vor der Show überhaupt angefangen haben, an Songs zu arbeiten.
Mikkel: Dafür war es aber auch ein sehr lockeres Konzert. Wir haben dort nicht die Songs gespielt, die wir heute spielen. Wir haben lediglich fünf Nummern für eine Stunde Spielzeit vorbereitet, viel gejammt und viele Solos eingebaut (lacht).
Christian: Es ist witzig zurückzublicken. Wenn wir dieses Konzert nicht gespielt hätten, würden wir jetzt vermutlich nicht in Wien sitzen und mit dir plaudern. Es war zwar nichts Besonderes, aber der Gig zeigte schon damals unsere Mentalität. Wir diskutieren nicht herum, wie wir etwas machen wollen, sondern wir machen es einfach. Es ist immer Platz für neue Ideen.

Ihr hattet heuer auch schon zwei Auftritte im deutschen Fernsehen – einmal bei Circus HalliGalli und anschließend beim Finale von Germany’s Next Topmodel, wo ihr auch etwas Haarspray abbekommen habt. Wie ist es dazu gekommen und wusstet ihr, was Heidi Klum & Co. mit euch vor hatten?

Christian (wie aus der Pistole geschossen): Nein!
Mikkel: Wir wussten erst zwei Tage vor der Show, dass wir dort überhaupt auftreten sollen.
Christian: Eigentlich haben wir das Angebot nur wegen Circus HalliGalli bekommen. Die Show war ziemlich cool. Wir wussten zwar nicht, was wir tun sollten, aber wir dachten, dass wir einfach alles tun, um unsere Musik zu promoten. Diese Chance mussten wir nutzen. Erst danach wollten sie uns für Germany’s Next Topmodel haben, weil beide Sendungen vom gleichen Produzenten gemacht werden. Für uns war das nur eine weitere Erfahrung.
Mikkel: Aber wir hatten echt überhaupt keine Ahnung, was uns erwarten würde. Für uns war nur wichtig, dass rund 5 Millionen Menschen zugeschaut haben. Das sind so viele Menschen wie in ganz Dänemark (lacht).
Christian: Es war eine einmalige Gelegenheit für uns, die wir ausnutzen mussten. Es gibt für alles ein erstes Mal. Immerhin können wir jetzt darauf zurückblicken und finden es total verrückt und witzig.
Mikkel: Du hast doch sogar Haarspray in den Mund bekommen.
Christian: Stimmt (lacht). Aber die Aftershow-Party war cool. Dort waren wir ziemlich betrunken (lacht). Und auch bei der Show selbst haben wir einfach unsere Musik gespielt, vor uns sind Models herumstolziert… was will man mehr?

Und ihr habt sogar Heidi Klum getroffen!

Mikkel: Genau (lacht).
Christian: Sie hat sogar meine Haare angefasst und irgendetwas auf Deutsch gesagt, das ich nicht verstanden habe.

Wahrscheinlich ein Kompliment zu deinen Haaren!

Christian: Vermutlich (lacht).

Ihr arbeitet derzeit schon an eurem nächsten Album. Ist es nach euren ersten Erfahrungen im Studio einfacher für euch, neue Songs zu schreiben?

Christian: Definitiv! Es ist großartig, das alte Zeug nicht mehr im Weg zu haben. Für mich ist es, als würde ich meine Kinder hinaus in die weite Welt gehen lassen, um ihr eigenes Leben zu leben. Natürlich gehören da viele Emotionen dazu, weil man auch Angst hat loszulassen.
Mikkel: Momentan drehen sich all unsere Gedanken um die Songs unserer neuen Platte. Das ist ziemlich energieraubend. Ich freue mich schon, wenn wir das Album im Kasten haben und wir nicht mehr ununterbrochen daran denken müssen.
Christian: Es löst die Spannung und es ist ziemlich cool zu sehen, dass sich etwas in uns und mit unserer Musik verändert. Wir mussten erst all die Nummern des Debütalbums loslassen, um weitermachen zu können. Das haben wir schon vor einigen Monaten gespürt. Irgendetwas hat sich verändert. Jetzt haben wir eine leere Seite, die es zu befüllen gilt. Ich bin nur froh, dass wir nach dem Debütalbum nicht dachten „Oh fuck, und was jetzt?“

Lieder wie „You You You“ und „Shoot The Night“ von eurem Album „New Gold“ klingen wie grandiose Live-Songs. Was mögt ihr am meisten an euren Performances?

Mikkel: Ich habe mir erst gestern Gedanken darüber gemacht. Am meisten genieße ich, dass die Band mit den Songs so vertraut ist. Wir können immer etwas daran ändern und Neues ausprobieren. So bleibt es auch für uns spannend.
Christian: Oh ja, wir lieben es zu improvisieren.
Mikkel: Wir wiederholen die Änderungen dann auch, damit sie zu neuen Teilen unserer Nummern werden. Christian hat beispielsweise für „Shoot The Night“ ein großartiges neues Ende gefunden und einfach drauf los gesungen. Zuerst konnten wir uns nach der Show nicht mehr daran erinnern, aber beim nächsten Gig ist es ihm dann wieder eingefallen und seither ist es ein fixer Bestandteil des Songs.
Christian: Aber obwohl wir die Dinge wiederholen, verändern wir immer etwas Neues. Die Songs hören sich jedes Mal anders an. Live hast du eine ganz andere Energie als im Studio.
Mikkel: Absolut! Ich könnte mir vorstellen, dass unsere nächste Platte mehr nach Studio klingt. Vor unserem Debütalbum haben wir ja noch nie etwas aufgenommen und haben deshalb so gespielt, wie wir es konnten – nämlich live. Aber jetzt ist uns das Studio schon vertrauter und ich denke, das wird unsere Musik beeinflussen.

Was spielt sich eigentlich so in euren Köpfen ab, während ihr performt?

Christian: Nichts. Bei mir sind es bloß Impulse und Reaktionen auf das Publikum und unsere Bandkollegen. Ich fühle mich da wie in einer Blase und lasse mich von der Musik treiben. Selbst als wir in New York vor vielen wichtigen Leuten aus dem Musikbusiness gespielt haben, konnte ich es nicht lassen.
Mikkel: Es hält einen auf Trab. Ich glaube, ich habe bei unseren Auftritten andere Gedankengänge als Christian. Das liegt aber auch daran, dass ich ihm folgen muss. Wenn er also spontan etwas ändert, muss ich schnell reagieren.
Christian: Und ich folge nur dem, was gerade in meinem Kopf vor sich geht (lacht).
Mikkel: Die mit Abstand besten Konzerte sind die, bei denen ich alle Gedanken auf unsere Musik richten kann. Wenn du einen schlechten Tag hast und daran denken musst, ob du den Herd ausgemacht hast, wird es kein guter Gig.
Christian: An schlechten Tagen denkst du einfach zu viel an andere Dinge und kannst dich nicht konzentrieren. Ich bin froh, dass ich solche Gedanken nie habe, wenn wir spielen.
Mikkel: Oh, mir gingen schon die verrücktesten Dinge durch den Kopf. So wie man es manchmal hat, wenn man nicht schlafen kann, weil man seine Gedanken nicht ausschalten kann.

Wie sieht denn euer Leben auf Tour aus?

Christian: Unser Tourleben ist unser Alltag geworden. Wir machen das jetzt schon seit zwei Jahren durchgehend (lacht).
Mikkel: Für mich hat unser Leben auf Tour zwei Seiten. Darüber habe ich auch erst vor kurzem nachgedacht. Ich möchte natürlich sofort sagen, wie großartig es ist, weil es das auch tatsächlich ist und ich würde auch nichts lieber tun. Aber es ist natürlich auch sehr anstrengend. Es ist gewissermaßen eine Hassliebe.
Christian: Gestern sind wir zehn Stunden mit dem Bus gefahren. Wenn du aussteigst, fühlst du dich, als hättest du Tage dort drin verbracht und absolut gar nichts Produktives gemacht. Oft realisierst du auch einfach nicht, wo du gerade bist.
Mikkel: Es ist surreal, als würde man träumen.
Christian: Natürlich hast du eine Vorstellung davon, wie Städte wie New York oder Los Angeles aussehen. Auf einmal bist du mittendrin und denkst Oh fuck, es sieht ja tatsächlich aus wie in den Filmen. Passiert das gerade wirklich?“ Eine wirklich komische Vorstellung.
Mikkel: Wir würden es aber trotzdem für nichts in der Welt eintauschen.

Habt ihr als Band ein bestimmtes Ziel vor Augen, wo es für euch noch hingehen soll?

Mikkel: Ich möchte eigentlich nur, dass die Leute weiterhin zu unseren Shows kommen und wir noch lange Musik machen können. Ich habe immer Angst, dass das alles auf einmal vorbei sein könnte. Natürlich würde ich mir auch wünschen, dass mehrere tausend Personen zu unseren Konzerten kommen…
Christian: Ich würde gerne ein Album machen, das alles für uns verändert. Ein Album, das einzigartig ist und einen ganz eigenen Sound hat. Vielleicht wird das auch schon unser nächstes Album sein oder dann das darauffolgende. Ich möchte, dass die Leute irgendwann sagen: „Der Sound klingt wie Go Go Berlin.“ Ich weiß, das ist sehr ambitioniert.
Mikkel: Ich steh momentan total darauf, dass wir langsam aber sicher zu unserem eigenen Sound finden. Am Anfang klingt deine Musik immer nach vielen verschiedenen Einflüssen. Erst nach und nach lernst du dich als Band selbst kennen und entwickelst deinen eigenen Sound.
Christian: Du lernst auch erst mit der Zeit, dass du nur die Dinge gut machen kannst, die du selbst cool findest. Es bringt nichts, da jemandem etwas vormachen zu wollen. Ich hoffe natürlich, wir behalten unseren guten Geschmack bei (lacht).

Das hoffen wir auch! Danke für das nette Gespräch!

Bilder: (c) Elisabeth Voglsam

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