Zwei Jahre nach Veröffentlichung ihrer ersten EP „Clay“ und nach einem konzertreichen 2015 kommen ROBB mit ihrem neuesten Baby zurück – ihrer neuen EP „Heat“. Wir haben Sänger Robert Summerfield getroffen, um uns mit ihm über Wien, seine Musikausbildung, Talent und den Sinn von Genre-Zuordnungen zu unterhalten.

UNIMAG: Du beschreibst deine Musik als „Alternative-Soul mit starken Pop-Elementen“, aber ihr gesteht auch eure Liebe zum Jazz. Hat das einen Einfluss auf diese Mischung von Soul und Pop?

Robert: Wahrscheinlich im Prozess, wie wir es entwickeln, und in der Art und Weise, wie wir aufeinander hören. Unsere Songs entstehen oft extrem korrelativ: Jeder macht etwas, der Nächste reagiert darauf oder baut es ein. Wir kommen alle vom Jazz, wir haben es hier im Konservatorium studiert. Dann haben wir aber beschlossen, dass wir ein bisschen herausbrechen wollen. Vor allem unser Bassist Ross und ich kommen beide vom Motown – also dem klassischen Soul – und wir haben ganz einfach diese freiheitsliebende Denkweise von Jazz für unsere Musik übernommen.

Wann bist du nach Wien gekommen?

Ich bin vor 6,5 Jahren hierhergekommen. Ich wollte auf jeden Fall hier studieren. Damals mit 16 habe ich die Stadt bereits für mich entdeckt und mich in Wien verliebt. 

Warum hast du dich denn in Wien verliebt?

Ich komme aus Münster in Deutschland. Das ist eine sehr normale, nicht unbedingt kontrastreiche Stadt. Es ist nett und ganz angenehm zum Leben, aber sonst… Natürlich war ich früher auch öfter in Berlin oder Hamburg und habe etwas Großstadtleben erlebt, aber Wien hat einen schönen Ausgleich zwischen einer Großstadt und irgendwie doch einer mittelgroßen Stadt geboten. Wahrscheinlich war das dieser Mittelweg, den man in Wien findet.

Hast du deine Lieblingsplätze hier in der Stadt?

Ja, auf jeden Fall. Der Donaukanal, die Lände ist extrem schön Obwohl ich im 7. Bezirk wohne, mag ich den 6. Bezirk sehr. Auch wenn es um die Cafés geht – das Café Sperl zum Beispiel.

Kommen wir noch zurück zur Musik: Wie denkst du darüber, dass immer versucht wird, Bands und Künstler verschiedenen Genres zuzuordnen?

Gute Frage. Ich kann mir schon vorstellen, dass es Sinn macht, den Leuten Orientierung zu bieten. Vor allem was die Live-Erfahrung angeht, damit man weiß, worauf man sich einlässt, wenn man dorthin geht. Ich glaube, es ist nicht wichtig, das selbst zu labeln. Im Idealfall machen es die Leute selbst. Die Beschreibung „Alternativer Soul“ versteht wahrscheinlich eh keine Kuh.

Worauf lässt man sich denn bei euren Konzerten ein?

Mittlerweile ist es ziemlich tanzbar. Im vorigen Jahr waren wir mit Kwabs und HONNE auf Tour. Da haben wir gemerkt, dass es einfach unheimlich Spaß macht, sich zu bewegen. Natürlich haben wir auch noch unsere deepen Tracks, wo wir emotionale Brücken bauen.

Liegt der Schwerpunkt dann eher auf den Texten oder den Melodien?

Es geht Hand in Hand. Ich habe beides probiert und es funktioniert am besten, wenn ich den Text direkt mit der Melodie verbinde. Bestimmte Melodien erzeugen eine bestimmte Stimmung, die dann wiederum ganz klare Bilder hervorruft. Mir fällt es leichter, schon ein konkretes Bild im Kopf zu haben, wenn ich eine Melodie schreibe.

Hast du einen Ratschlag für Leute, die anfangen wollen, Texte zu schreiben?

Unterschätzt nie das Potenzial von Simplizität – das hat mir sehr geholfen. Ich habe ja Jazz im Kopf und habe deswegen immer versucht, nach extrem komplexen Dingen zu suchen. Das kann sehr ermüdend sein. Irgendwann kommt man aber drauf, dass man gerade im Simplen das Schöne findet. Ich habe schon viele Sachen weggeschmissen, von denen ich heute denke: „Hey, jetzt würde ich sie schon vielleicht irgendwo einbauen – allein weil sie simpel und ehrlich sind.“

Gibt es etwas, was dich zum Schreiben inspiriert?

Das variiert phasenmäßig. Manchmal sind es die Freunde, die mich auf irgendwelche Performances mitnehmen – es macht Spaß, mal genrefremd zu schauen! Ich war letztens beispielsweise auf einem Performanceabend in der Halle E vom Tanzquartier in Kooperation mit dem Soundframe Festival. Das war extrem cool. Die Künstler haben sehr viel mit dem Noise gearbeitet. Sie haben quasi ein audiovisuelles Set vor einer LED-Wand gemacht und es gab keine wirklichen Töne, Melodien oder Harmonien, sondern eigentlich nur diese Störgeräusche, die mit der LED-Wand zeitlich abgestimmt waren. Das hat sich rhythmisch unfassbar toll aufgebaut! 

Und wie sieht es mit Künstlern aus? Hast du absoluten Lieblingsmusiker?

Einen absoluten Lieblingskünstler wahrscheinlich nicht – das wäre total pauschalisiert. Auch das variiert je nach Stimmung. Wenn ich etwas Deepes haben möchte, gibt es Leonard Cohen, wenn ich einfach Pop-Musik in seiner reinen Form hören möchte, dann vielleicht Sting. Aber es gibt auch aktuelle Musiker wie Lianne La Havas – eine sehr junge britische Soul-Sängerin, die unfassbar ist.

Was hat dich zuletzt musikalisch begeistert?

Ich glaube das Letzte, was mich musikalisch total begeistert hat, war ein junger Bekannter, der elektronische Musik macht. Er hatte sein Debütkonzert im Flex, es war komplett ausverkauft. Diesen 19-Jährigen zu sehen, der komplett frei – ohne irgendwelchen Normen im Kopf und irgendwelchen Regeln – seine Musik macht… Das war toll.

Also denkst du, dass eine Ausbildung in Musik nicht so wichtig ist, um Musik zu machen?

Es gibt genügend Beispiele, wo das eben nicht der Fall ist. Wir hatten auch Zweifel in unserer Band, wir haben unsere Studien abgebrochen. Ich würde niemals postulieren, dass ein Musikstudium förderlich ist. Ich glaube, dass ein Stevie Wonder garantiert nicht zu dem geworden wäre, was er jetzt ist, wenn er sich schon früh zumindest irgendwelchen Doktrinen begeben hätte. So eine musikalische Ausbildung in irgendeiner Form kann man genießen oder auch nicht. Bestimmt haben die meisten Musiker, die man verehrt, irgendwie mal Musikunterricht gehabt. Ich glaube aber nicht, dass das eine Voraussetzung ist.

Glaubst du dann also an Talent?

Ja, sicher! Man sieht ab und zu etwas, das man einfach nicht lernen kann. Es ist einfach da. Aber ich glaube auch an Willen und daran, dass Leute komplett ungebunden von ihren naturgegebenen Fähigkeiten allein durch ihren Willen etwas kreieren, etwas Großartiges schaffen können. Das klingt sehr pathetisch, aber es ist so.

Magst du Pathos?

Pathos? Ja, total. Ich mag Pathos sehr. Es ist natürlich anstrengend, wenn fünf Jungs dasselbe Pathos in ihre Ideen durchdringen wollen – dann ist es sehr pathosgeladen, pathosgeschwängert… Ich glaube aber, dass es superwichtig ist.

Kannst du dich eigentlich aktuell hauptberuflich als Musiker bezeichnen?

Jetzt gerade bin ich in einer Situation, in der ich nur Musik machen kann. Ich studiere noch und mache noch ein paar Philosophiekurse. Ich habe auch früher als Texter gearbeitet. So habe ich mich während meines Studiums und noch nach meinem Studium über Wasser gehalten. 

Was hast du denn alles studiert?

Ich habe eben Jazz im Konservatorium und – wie jeder gute Deutsche – Kommunikationswissenschaft studiert. Ich habe mich im Rahmen des Studiums irgendwie mehr auf die Erweiterungsfächer konzentriert. Also ich habe diese ganzen Marketingfächer schnell gemacht und mich dann auf Sachen wie Cultural Studies und Philosophie extrem gefreut.

Hast du beides hier studiert?

Ja, parallel. 

Und was hältst du generell vom Studieren?

Man soll auf keinen Fall erwarten, dass einem mit einem Studienabschluss alles auf einem Tablett serviert wird. Man soll es eher nur als eine Bildungsform sehen, die man genießt, gleichzeitig aber auch zusieht, nebenbei in Gang zu setzen und zu erreichen, was man erreichen möchte. Zu dieser ewigen Debatte „Massenstudium, pro contra und kein Job“: Fast alle Leute, die ich kenne und die nach solchen Studien Jobs haben, sind Leute, die diese Jobs schon während des Studiums begonnen und mit ihrer Leidenschaft etwas erreicht haben. Ich bin da eigentlich positiv gestimmt.

Also optimistisch: Jeder kann einen Job finden?

Nein, das wäre total utopisch zu behaupten, dass jeder einfach mit Leidenschaft und Funken im Auge einen Job kriegen kann. Ich glaube aber, dass es schon eine wichtige Erkenntnis ist, dass man nicht erwarten soll, dass alles einfach von selbst passieren wird.

Und um noch auf eure bald erscheinende EP „Heat“ zu sprechen zu kommen: Ist das Werk als logische Fortsetzung von „Clay“ zu sehen oder ein völlig eigenständiges Ding?

Nein, eine Fortsetzung ist es nicht. Es ist eher ein Anlauf zum Album, das im Herbst rauskommt.

Habt ihr einen Lieblingssong von der EP?

Gar nicht. Bei der EP war es so, dass wir bewusst in unterschiedliche Richtungen gearbeitet haben. Wir ziehen nicht wirklich einen Stil durch. Ich glaube, jeder von uns hat einen anderen Song, zu dem er tendiert.

Was steht dieses Jahr bei euch noch auf dem Plan?

Im Sommer spielen wir beim Jazz Fest Wiesen vor den Roots. Ich freue mich total drauf! Im Herbst kommt dann die Tour durch Österreich und Deutschland. Wir haben im vergangenen Jahr mehr in Deutschland gespielt, also freuen uns total auf die Konzerte in Österreich.

Vielen Dank für das Interview!

Die neue EP „Heat“ erscheint am 15. April 2016 unter 2A Records.

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