Die britische Band The 1975 tourt die Welt mit ihrem frisch veröffentlichten Album „I Like It When You Sleep, For You Are So Beautiful Yet So Unaware Of It“. UNIMAG hat Sänger Matthew Healy vor ihrem Wien-Konzert getroffen, um sich über die neue Platte, Kunst und Redefreiheit zu unterhalten.

UNIMAG: Warum ist das Rechteck euer Symbol?

Matthew: Ich glaube, es kommt einfach von meiner Liebe für Branding und Kontinuität. So wie Chanel Number Five – das Einzige, was in Erinnerung bleibt, ist die Verpackung. Außerdem hat das Rechteck vier Seiten, die die vier Bandmitglieder symbolisieren.

Euer neues Album handelt von den grundlegenden Dingen, die eine Person ausmachen. Welche wären das?

Es sind Dinge, die wir alle teilen. Für mich ist es Angst, Sex, Mangel an Religion, Wunsch für Erlösung, Tod und alles, was damit verbunden ist. Eifersucht, Schuld, Narzissmus, Depression, Freude, Aufregung, Drogen, Katharsis, Kunst… Ich kenne den Qualifikationsprozess für Menschlichkeit nicht. Ich würde ihn aber gerne kennen.

In eurem Video für „The Sound“ kann man Menschen sehen, die eure Musik verurteilen und Sachen wie „schreckliche schrille Vokalpartien über seelenlosen Robobeats“ konstatieren. Habt ihr wirklich solche Kommentare bekommen?

Ja, wir haben sie wirklich bekommen. Ich fand es interessant, ein Video zu machen, welches das Format YouTube repräsentieren würde – also die Kommentare in die Kunst einzublenden. Wenn man heutzutage Musik konsumiert, wird man mit anderen Meinungen konfrontiert und oft auch um seine eigene Meinung gefragt.

Denkst du, dass es gut ist, dass wir das Recht dazu haben, alles zu kommentieren?

Nicht wirklich. Ich bin voll für Redefreiheit, aber ich glaube auch an die journalistische Integrität und Quellenintegrität. Ich glaube, dass jeder eine Stimme verdient, aber nicht jedem im gleichen Maße zugehört werden sollte. Es ist okay, die eigene Meinung frei zu äußern, solange man nicht glaubt, dass sie genauso wie die Meinung anderer Menschen zählt. So ist es nicht.

Welche Meinungen zählen dann mehr?

Diejenigen, die begründet sind. Wenn das, was diese Menschen früher gemacht haben, sie zu einer angesehenen Position erhoben hat. Es gibt einen Unterschied zwischen jemandem, der etwas auf seinem Blog geschrieben hat und sich als Journalist bezeichnet, und jemandem, der für die New York Times arbeitet – das ist der Unterschied, von dem ich spreche. Du verdienst dein Recht, eine Stimme in der Öffentlichkeit zu haben. Jemandem, der nichts für die Welt gemacht hat, soll nicht auf dieselbe Weise zugehört werden wie jemandem, der eine angemessene Sicht der Sachen hat. Alle dürfen hinter geschlossenen Tür sagen, was sie wollen, aber wenn du sie das in der Öffentlichkeit sagen lässt, ist es nur gefährlich.

Was für eine Gefahr besteht darin?

Dummheit, Mangel an Höflichkeit und eine Welt, in der Menschen noch dümmer sind als jetzt.

Ihr habt auch „Please Be Naked“ auf eurem neuen Album – ein rein instrumentelles Stück. Warum habt ihr euch dafür entschieden?

Warum nicht? Wir haben eigentlich keine Regeln. Ich glaube, die einzige Regel ist es sicherzustellen, dass das Album rein und expressiv ist. „Please Be Naked“ ist einfach ein Teil unserer Identität, der genauso wichtig ist wie alle anderen. So ist es mit allen Songs, es gibt keinen Lückenfüller. Deswegen ist unser Album auch so lang, komprimierter ging es nicht.

Wie würdest du dann eure Identität beschreiben?

Pfff… Das würde mir schwer fallen. Ich setze mich für Ehrlichkeit und Self-Empowerment ein, also wäre das wahrscheinlich meine echte Identität. Sie verändert sich abhängig von der mich umgebenden Kultur, von dem Warum und Wo und davon, welche Musik ich gerade mache. Ich habe keine objektive Meinung, was wirklich meine Identität ist. Die Suche danach kann man in meiner Musik finden.

Also eure Identität ist die Suche nach ebendieser?

Wahrscheinlich. Das, was ich früher musikalisch oder kreativ gemacht habe, sagt nichts darüber aus, was ich in Zukunft machen will. Jedes Mal, wenn ich erfolgreich war, habe ich im Anschluss daran etwas total anderes als davor gemacht. Das ist das, was ich mache – ich fordere mich selbst heraus.

Würdest du dich als Künstler bezeichnen?

Ja.

Was bedeutet das für dich?

Ich mache Kunst und sie hat jeden Aspekt meines Lebens übernommen, also ich muss mich als Künstler bezeichnen. Ich war immer ehrgeizig, was die Sachen, die ich erschaffe, anging. Es ging nicht darum, ein Popstar zu werden – das war mir eigentlich immer egal. Ich kümmere mich um meine Kunst und sie ist nicht mehr nur mein Hobby, sondern meine Identität und mein Job.

Du hast eingangs gesagt, dass Meinungen mancher Menschen mehr zählen als Meinungen anderer. Glaubst du, dass Künstler selbst ihre Kunst besser einschätzen und verstehen können als Kritiker?

Das Wichtigste an Kunst ist, dass sie subjektiv ist. Deswegen ist Kritik daran sehr schwer. Über Musik zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen: Es hat eigentlich keinen Sinn. Ich glaube, dass Menschen Kunst auf eine richtige Art und Weise wertzuschätzen wissen – egal, wer sie sind.

Vor zwei Jahren hast du gesagt, dass ihr live endlich die wahren The 1975 sein könnt. Was bedeutet das? Hat sich die Band seitdem verändert?

Ja, damals konnten wir sein, wer wir sein wollten; jetzt können wir sein, wer wir sind. Unser Live-Shows sind mit unserer Musik gewachsen. Dieses Album war für uns ein großer Schritt nach vorne – es war an der Zeit, uns zu beweisen, und das haben wir gemacht.

Verändert sich die Bedeutung der Songs mit der Zeit?

Ja, weil sie nach einer Weile den Menschen gehören. Sie sind am Anfang sehr persönlich, dann erfahren sie die Menschen und durch ihre eigenen Erfahrungen werden die Songs zu etwas anderem.

Worauf freust du dich jetzt am meisten?

Das nächste Album zu machen – das ist das, wofür ich lebe. Ich liebe die Shows, aber wenn du viele machst, brauchst du auch mal Abwechslung, oder?

Klar, da hast du Recht. Vielen Dank für das Gespräch!

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