Am 14. Oktober 2016 erschien das mittlerweile siebte Studioalbum „Neuanfang“ von Clueso. Außerdem geht der gute Herr im Winter auf große Tour durch den deutschsprachigen Raum. Grund genug, den sympathischen und erfolgreichen Musiker zum Interview zu bitten. Wir sprachen mit ihm über sein aktuelles Album, was es heißt, neu anzufangen und über die anstehende Clubtour.

UNIMAG: Erstmal Gratulation zu deinem neuen Album, echt toll geworden.

Clueso: Cool, das freut mich sehr. Vielen Dank.

Alle Zeichen sind ja seit dem neuen Album auf Neuanfang. Wie kam es zu diesem Neuanfang und was war der Auslöser dafür?

Der Auslöser war hauptsächlich der Druck. Ich hatte ein eigenes Label mit vielen Angestellten, eine eigene Booking-Firma, Merchandise und Band. Ich wollte eigentlich ein kleines Akustik-Album machen oder reisen. Dann fragt natürlich das Label: „Wie bringen wir das raus? Wann bringen wir das raus?“ Die Band fragt: „Wer spielt es ein? Wer kommt mit auf Tour?“ Und von solchen Entscheidungen hängen dann halt immer ungefähr zwei Jahre ab. Ich habe dann sehr mit der Ansage gezögert und die Leute merkten dann, dass etwas nicht stimmt. Und irgendwann habe ich dann zu den Leuten gesagt, dass ich jetzt etwas anderes machen will. Das hat, glaube ich, viel mit Erwachsenwerden zu tun.

Diesen Neuanfang machst du ja mit neuem Management beziehungsweise Produzenten und ich glaube auch mit neuer Band. Ist das denn der erste Neuanfang deines Lebens oder gab es solche Momente auch schon früher?

Mein Leben ist geprägt von Neuanfängen. Ich bin zum Beispiel aus der Schule geflogen oder habe meine Lehre nicht beendet. Aber seitdem ich vor 15 Jahren angefangen habe, Musik zu machen, gab es keine größeren Brüche mehr. Deswegen wäre es in meinen Augen etwas unbegründet, wenn jemand sauer wäre, weil wir auch sehr lange durchgehalten haben. Umso emotionaler wurde es aber zum Schluss – vor allem deshalb, weil mein Manager wie ein Vater zu mir war. Ich musste das aber machen, um mich zu emanzipieren und damit wir beide etwas Eigenes haben können.

Das klingt irgendwie so nach der Beendigung einer Beziehung.

Ja, denn gerade in der Musik verschwimmt ja oft Freundschaft mit dem Beruflichen. Ich hatte immer eine sehr enge Beziehung zu den Leuten.

Du trennst das auch offensichtlich nicht – also Freundschaft im privaten und beruflichen Umfeld?

Nein, eigentlich nicht. Ich versuche mich allen gegenüber gleich zu verhalten. Ich trenne es nur insofern, dass ich es gerne mag, wenn die Leute etwas Eigenes haben und nicht zu sehr an mir hängen.

Ganze 15 Jahre ist es ja nun her, dass du deine erste Platte „Text & Ton“ veröffentlicht hast. Wenn du dir jetzt dein erstes und im Vergleich dazu dein aktuelles Album ansiehst, was unterscheidet die beiden Platten voneinander oder gibt es auch Parallelen?

Es gibt insofern Parallelen zur ersten Platte, als dass die neue ebenfalls shaky ist und man nicht genau weiß, wo es hin geht. Bei der aktuellen Platte fange ich nur nicht ganz bei null an, bei der ersten Platte „Text & Ton“ wollte ich gehört werden. Bei der neuen Platte ist es eher so, dass ich Texte geschrieben habe, um mir selbst zu helfen. Deswegen ist es diesmal auch ein sehr privates Album.

Das merkt man auch an den Texten. Beim Song „Achterbahn“ singst du zum Beispiel über Erwartungen an dich und darüber, dass diese eben nicht erfüllt werden müssen. Ist das eine Tatsache, die du erst erkennen musstest?

Ich bin beziehungsweise war vor allem früher jemand, der gerne los zieht, Fackeln anzündet und sagt: „Komm, wir ziehen das jetzt durch“. Oftmals bin ich dann meinen eigenen Erwartungen nicht gerecht geworden. Deswegen finde ich es viel wichtiger, über die Erwartungen erstmal zu reden. Und beim Song „Achterbahn“ versuche ich zu erklären, was mit mir geht und was mit mir nicht geht. Ich mache die Dinge in erster Linie jetzt gerade ausschließlich für mich.

Beim Song „Gordo“ geht es um die Geschichte eines Äffchens, das in den 50er-Jahren von der NASA in den Weltraum geschossen wurde. Wie bist du denn auf die Idee gekommen, die Geschichte dieses Äffchens in einen Song zu verpacken?

Ich habe mich mit meinem Produzenten zusammengesetzt und überlegt, einen Song zu schreiben, der viele Geschichten beinhält. Dann klang das Instrumental dieses Liedes schon so abgespaced, dass wir gemerkt haben, dass es in so eine Richtung gehen wird. Außerdem haben mein Bruder und ich uns schon früher sehr für Weltraumfahrt interessiert. Und dann bin ich auf die Idee mit dem Affen gekommen. In den Song kann man viel hineininterpretieren und sich in der Geschichte auch gut spiegeln. Das Thema Fremdbestimmung spielt in dem Song eine große Rolle und ich habe versucht, so liebevoll wie möglich über dieses Thema zu singen.

Auf dem Album gibt es zwei Features: Einmal beim Song „Wenn du liebst“ mit Kat Frankie und dann noch Sara Hartman beim Song „Anderssein“. Wie kam es denn zu diesen interessanten Zusammenarbeiten?

Sara Hartman habe ich im Studio kennengelernt, weil die nebenan selbst aufgenommen haben. Wir trafen uns im Studio, haben uns unterhalten und ich kam mit einer Idee an. Eines führte zum anderen und so kam sie rüber zu uns, hat die Textzeilen eingesungen und die Bridge des Songs geschrieben. Und Sara Hartman hat so eine angenehme Stimme und ist unglaublich umgänglich als Mensch. Kat Frankie ist eine Künstlerin, die ich sehr bewundere. Ich habe nach einer Duettpartnerin für ein Lied gesucht und ein Kollege von mir kannte Kat. So kam diese Zusammenarbeit zustande. Ich bin extrem froh, diese beiden Features zu haben.

Du arbeitest ja immer mal wieder eng mit der Wasserinitiative „Viva con Agua“ zusammen. Wie wichtig ist dir das Thema Wasser und ein freier Zugang zu sauberem Trinkwasser?

„Viva con Aqua“ unterstütze ich seit neun Jahren. Ich reiste mit ihnen nach Äthiopien und wir haben uns vor Ort ein Bild gemacht. Nach der Reise habe ich gemerkt, dass auch andere Punkte wichtig sind, wie zum Beispiel Hilfestellungen und Stützräder, damit jemand alleine fahren kann, um das Wasser zu holen. Es gibt so viele Themen, die man ansprechen kann. Wasser und ein Brunnen allein reichen nicht, sondern das Wasser darf auch nicht kontaminiert sein, es muss Hygiene vor Ort erklärt und Wissen weitergegeben werden. Dort wurden dann auch Toilettenhäuschen gebaut oder Krankenhäuser bekamen Methan-Stationen.

Um nochmal auf deine Musik zurückzukommen: Welche Emotionen möchtest du mit deiner Musik bei deinen Hörern und Hörerinnen auslösen?

Am allerwichtigsten ist es mir, dass meine Musik überhaupt etwas auslöst. Ob jemand die Texte spannend findet wegen der Geschichte oder ob jemand bei einem Song traurig oder mutig wird – am wichtigsten ist mir die Emotion. Da bin ich Perfektionist.

Du bist ja im Winter auf großer „Neuanfang“-Clubtour durch den deutschsprachigen Raum. Was kann man denn auf der Tour so erwarten?

Es gibt bei der Band eine Neukonstellation und zwei Musiker sind aus Wien. Außerdem spielen wir auch in kleineren Läden. Das wird dann für uns als Band auch eine Kennenlernphase. Es ist auch ein cooler Laden, in dem wir in Wien wieder spielen werden, fällt mir jetzt aber gerade nicht ein.

Ja, im WUK spielt ihr.

Ja, ein kleinerer Laden, genau. Ich glaube, es werden sogar Leute von Deutschland nach Österreich kommen, weil dort die Konzerte alle ausverkauft sind, falls das in Österreich noch nicht der Fall ist.

Ich freue mich schon drauf. Danke dir für das nette Gespräch.

Unsere Album-Rezension zu „Neuanfang“ könnt ihr hier nachlesen! 

Livetermine Österreich:

18. Dezember 2016 – Dornbirn, Conrad Sohm
19. Dezember 2016 – Salzburg, Rockhouse
1. Februar 2017 – Wien, WUK

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