Alleine? Ganz alleine.

 „Du fährst nach Schweden, toll, mit wem?“ „Alleine.“ „Wie, ganz alleine? Warum? Hast du da keine Angst?“ habe ich vor meiner letzten Reise oft gehört. Beliebt waren auch die Fragen „Bist du da nicht einsam?“, „Ist dir da nicht fad?“ oder „Hast du niemanden gefunden, mit dem du fahren hättest können?“

„Nein“, denke ich bei mir, weil ich es nicht jedem erklären will, „wenn man es noch nicht gemacht hat ist es schwer zu verstehen, warum es jemand vorzieht, alleine zu reisen.“ Und wenn man es gemacht hat, weiß man, dass man sich selbst und das Reiseziel, die Menschen, die man unterwegs trifft und die Erfahrungen, die man macht, viel tiefer, viel bewusster begreift, als man es täte, wenn man die Kraft des Augenblicks mit jemandem teilen müsste. Momente zu teilen kann natürlich, das bestreite ich nicht, etwas Wunderbares sein, aber bei einer Reise geht es oft darum, etwas zu finden, zu sich selbst zu finden, und nicht nur darum, den Eifelturm und die Golden Gate Bridge von seiner „must see“-Liste abzuhaken. Jede Reise ist ein unterwegs Sein zu sich selbst und öffnet das Herz und den Verstand ein bisschen mehr für die fremden, unbekannten Welten, die es noch zu entdecken gilt. Und letztlich halte ich es auch für gesund und heilsam, mit sich selbst alleine sein zu können und dabei machen zu können, worauf man gerade Lust hat.

Hej Sverige!

Ich jedenfalls wollte, warum auch immer kann ich gar nicht so genau erklären, unbedingt nach Schweden. Nach einigen Schwierigkeiten beim Hinflug aufgrund der Hochwassersituation in Österreich und Deutschland, landete ich mit einem Tag Verspätung schließlich in Stockholm. Der gewonnene Tag hatte den Unistress abklingen und die Reisefreude aufkommen lassen und schlechte Gedanken vertrieben. Dennoch fühlte ich mich das erste Mal verloren, als ich am Gepäckband des Flughafens Stockholm Arlanda meinen viel zu schweren Rucksack schulterte. Die anderen Urlauber waren längst weg, hatten ihre Rollkoffer in ihre Shuttlebusse gezogen und mir wurde bewusst, dass ich von jetzt an wiedermal auf mich alleine gestellt war. Eine Art von Selbstständigkeit, die mit keinem Im-Alltag-Zurechtkommen in Wien vergleichbar ist, hilflos und stark zugleich macht und einem keine Wahl lässt.

Sobald man es aber geschafft hat, die erste Hürde zu überwinden, nämlich sich zum Hostel durchzuschlagen, fühlt man sich unbeschreiblich gut. Man hat etwas erreicht und ist jetzt frei das zu tun, worauf man Lust hat. Und wenn das nur bedeutet, sich durch die neue Welt mit ihren kleinen bunten Gässchen, den unzähligen Second-Hand-Läden, Coffeeshops und Designstores treiben zu lassen und in der Sonne zu liegen. Das Hostel stellte sich, nebenbei erwähnt, als Glücksgriff heraus – Skanstulls Vandrarhem – gemütlich eingerichtet, tolle, gemeinschaftliche Küche und eine Lage etwas außerhalb vom Zentrum dafür inmitten des In-Bezirks Södermalm. Und es hielt Begegnungen mit wunderbaren Menschen für mich bereit.

Von Heringen und Hochzeiten

Ich folgte also an diesem und den darauffolgenden Tagen meiner Nase, die mich von dem lokalen Schnellimbiss des frittierten Herings (etwas fad für meinen Geschmack) über die Nationalfeiertagsausfahrt der Königsfamilie (Ja, ich war ihnen ganz nahe ;-)) bis hin zu einsamen Buchten auf der Insel Djurgarden trieb. Auch wenn für eine demokratieverliebte Mitteleuropäerin der kritiklose Kult um die Königsfamilie in Gegensatz zu dem fortschrittlichen Bildungsland Schweden steht, so war es dennoch ein Erlebnis, später auch noch die royale Hochzeit und die dadurch in Bewegung versetzten Menschenmassen in aller Ruhe vom Park aus zu beobachten.

Aufgrund des außergewöhnlich andauernden schönen Wetters und meines Sonnenhungers konnte ich mich nicht zu einem Museumsbesuch überwinden, wenngleich ein Museumsbesuch in Schweden keineswegs gleichzusetzen ist mit immer gleichen Kunstwerken und langweilig verstaubten Relikten aus vergangenen Tagen. Skansen, das von den Schweden vielgeliebte und -gepriesene Freilichtmuseum besuchte ich aber doch und es war insofern einen Besuch wert, als dort ein neugeborenens Elchbaby zu bestaunen war.

Das Sich-Treiben-Lassen ist ein Luxus des alleine Reisens, der einen an Orte führt und in Situationen bringt, die auf den ersten Blick schief laufen, sich dann aber als neue Chancen entpuppen können. Ohne Erwartungen und mit ständig wechselnden Plänen durch eine Stadt zu spazieren, die Parks und Gärten kennenzulernen, bringt einem das Reiseziel oft viel näher als die Summe an abgeklapperten Sehenswürdigkeiten.

Ewige Tage und Stadtführungen nach meinem Geschmack

Was Schweden rund um Mittsommer (dazu später mehr) so besonders macht ist die Mittsommernachtssonne, die nie ganz zu verschwinden scheint. Selbst in Stockholm, das relativ weit südlich gelegen ist, dämmert es nur circa zwischen halb 12 und 2 Uhr nachts. Die Finsternis der Nacht wird ersetzt durch ein blaues Leuchten, endlose Sonnenunter-/ und -aufgänge und das Gefühl, stets zu spät auf dem Weg ins Bett zu sein.

Fixpunkte auf dieser Schwedenrundreise wurden für mich in allen Städten die angebotenen Freetours. Ohne nerviges Touristengeschwafel aber mit vielen Insiderinformationen bringen dir meist Studenten ihre Stadt auf Trinkgeldbasis näher, so auch bei Free Tour Stockholm. Die beiden angebotenen Touren, eine in der Altstadt, eine im Zentrum der Hauptstadt, sind der beste Weg nach ein paar Tagen des ziellosen Streunens noch mehr aus dem Aufenthalt in der nunmehr lieb gewonnnen Stadt herauszuholen.

Wie im Prospekt und doch ganz anders…

Am Ende meiner geplanten Weiterreise von Stockholm weg steht bereits eine tiefe Zuneigung für die Kultur und die Bewohner Schwedens und für ihre Hauptstadt. Geprägt von dem Glanz der königlichen Familie, von wunderbar wilder Natur vor der Küste und im Hinterland umgeben und einer Lebensart wie inmitten eines Ikea-Sommer-Katalogs wo man auf Picknickdecken mit unverschämt zurückgelehnten H&M-Models in Vintagekleidung Aquavit aus pinken Plastiksektgläsern schlürft, fühle ich mich bestätigt darin, hier in dem Land, wie ich es mir vorgestellt habe, angekommen zu sein.

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