Es ist kein Geheimnis, dass die Wirtschaftsuniversität Wien mit Kapazitätsproblemen zu kämpfen hat. Die prekären Verhältnisse beim Masterzugang erregen auch im neuen Semester die Gemüter. UNIMAG sprach mit dem ÖH-Vorsitzenden der WU Christian Tafart und Rektor Christoph Badelt über diese und andere aktuelle bildungspolitische Themen.
Nach der Beendigung eines BA-Studiums stellt sich allgemein die Frage aller Fragen: Master oder Praxis? An der WU wollen laut einer Umfrage der ÖH WU 89 % der BA-Studierenden einen Master machen. Nachfrage wäre also auf jeden Fall in ausreichender Form vorhanden, mit dem Angebot sieht es anders aus, denn „weniger als 50 % bekommen einen Masterplatz“, so Tafart.
Rektor Badelt hält fest, dass das Wissenschaftsministerium und die WU bereits 2009 die Kapazitätsgrenze für die Masterstudien mit etwa 700 Studierenden definiert haben. In der Leistungsvereinbarung für die Jahre 2010-2012 steht: „Sollten die Anfänger/innen/zahlen in den Masterstudien erheblich über diesen Annahmen liegen, sind zur Vermeidung von neuerlichen Verschlechterungen der Studienbedingungen entsprechende Maßnahmen gemeinsam festzulegen.“ Die gesetzliche Voraussetzung für eine Regulierung der englischsprachigen Master wurde mittlerweile geschaffen, für die deutschsprachigen jedoch nicht. Heute studieren rund 1.000 Personen in den unterschiedlichen Masterprogrammen.
Zu viele Leute für zu wenig Plätze
Dieses ‚Zuviel‘ an Studierenden veranlasste Rektor Badelt im Mai 2012 dazu, einen Antrag auf Zugangsbeschränkung in 7 deutschsprachigen Masterstudiengängen zu stellen. Die Aussicht auf Erfolg scheint gering, denn bereits 2009 scheiterte der Rektor mit seinem Vorhaben, den BA „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ zu beschränken. Dem Rektor wäre natürlich die Aufstockung der finanziellen Mittel und 330 zusätzliche Masterplätze lieber als die Einführung von Zugangsregeln. „Das ändert aber nichts daran, dass in einer Situation, wo wir nicht genug Kapazitäten haben, es immer noch besser ist, durch Zugangsregeln eine faire und transparente Zuteilung von knappen Plätzen vorzunehmen, als alle Bewerber und Bewerberinnen zuerst aufzunehmen, um sie dann in einer Assessmentphase hinauszuprüfen, weil es nicht genügend Betreuungsmöglichkeiten gibt,“ so Badelt.
Masterproblematik autonom entschärfen
Dem grundsätzlichen Versagen der Politik entgegnete die ÖH WU mit drei Punkten, die im unabhängigen Gestaltungsspielraum der WU liegen. So fordern sie mehr Transparenz bei der Aufnahme. Die ÖH WU spricht von einer inoffiziellen WUler-Quote von höchstens 40%, der Rektor hingegen verneint. Transparenz der Verfahren sollte an der WU des 21. Jahrhunderts eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Zudem wird kritisiert, dass das Bachelorstudium an der WU notenselektiv sei was schwerwiegende Nachteile bei der Bewerbung an internationalen Universitäten mit sich bringt. Zusammen mit der Universität soll geprüft werden, wie Verbesserungen im Notendurchschnitt herbeigeführt werden können. Schließlich sollen Studierende, die einen Weg ins Ausland einschlagen wollen, somit nicht an der WU weiterstudieren wollen, mehr Informationen und Unterstützung erhalten. Die ÖH WU hat einen Master-Guide für zahlreiche internationale Universitäten erarbeitet, der pünktlich zu Studienbeginn erscheinen wird.
Für tiefgreifende Veränderungen liegt es aber einmal mehr an den politischen Entscheidungsträgern. Eine halbwegs vertretbare Regelung muss her. Und zwar schnell, denn mit dem derzeitigen System wird den Studierenden unnötig Zeit gestohlen und der Frust ist verständlicherweise groß.