Das Repertoire an Fragen, die Personaler einem Bewerber stellen können, ist – einmal abgesehen von rechtlich unzulässigen Fragen – nahezu unbegrenzt. Jedoch gibt es einen Katalog typischer Fragen, die im Vorstellungsgespräch fast immer eine Rolle spielen.

Die Vorbereitung auf solche typischen Fragen im Vorstellungsgespräch hat allerdings ihre Tücken. Im Internet finden sich lange Listen, welche Antworten auf Fragen passen und die selbstverständlich auch die Personalentscheider kennen.  Wer im Bewerbungsgespräch vor allem solche Standard-Antworten liefert, wird damit keinen kritischen Situationen aus dem Wege gehen und sich sicher auch nicht als der geeignetste Bewerber präsentieren. Wichtig für deine Selbstpräsentation ist, den Personalverantwortlichen zu vermitteln, dass du zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle passt. Erfolgreich wirst du dabei sein, wenn du auf Fragen kompetent, authentisch und auch mit Selbstbewusstsein reagierst.

Zehn typische Fragen im Vorstellungsgespräch

Im Vorstellungsgespräch möchten die Personalentscheider ihr Wissen über dich vertiefen – bei ihren Fragen geht es um deine Qualifikation für die offene Stelle, deine Motivation für die Bewerbung, um deine Teamfähigkeit und Arbeitsweise. Für die Vorbereitung auf das Gespräch ist wichtig, dass du das Unternehmen, dein berufliches Profil und deine Potenziale kennst.

1. Erzählen Sie uns etwas über sich.

Diese Aufforderung erfolgt sehr oft am Anfang des Gesprächs und ist alles andere als eine Aufwärmübung. Für deine Antwort stehen dir in der Regel nur zwei bis drei Minuten zur Verfügung – damit sie überzeugt, ist also Präzision gefragt. Der Schwerpunkt sollte auf deinen beruflichen Interessen und Karrierezielen liegen. Was hat dich dazu motiviert, dein Studienfach zu wählen? Welche Stationen deines Werdegangs hältst du für besonders wichtig? Wie möchtest du arbeiten und wie organisierst du dich? Private Informationen haben an dieser Stelle nichts zu suchen, ehrenamtliche Tätigkeiten nur dann, wenn sie in einem direkten Zusammenhang zur angestrebten Stelle stehen. Der Personalentscheider überprüft mit dieser Frage deine Fähigkeit zur Selbstpräsentation und einer relevanten Themenauswahl sowie deine Motivation für die Bewerbung.

2. Was wissen Sie über unser Unternehmen?

Diese Frage zielt nicht vordergründig darauf ab, Zahlen und Fakten zum Unternehmen abzufragen. Der Personalverantwortliche will damit deine Motivation für die Bewerbung testen. Faktenwissen ist hier nur eine Seite – die andere ist, herauszustellen, aus welchen Gründen dich eine Tätigkeit in diesem Unternehmen besonders interessiert.

3. Was würden Sie aus heutiger Perspektive während Ihres Studiums anders machen?

Hier kannst du vermitteln, dass du an deinem Fachgebiet und den daraus resultierenden Karrieremöglichkeiten wirklich Interesse hast. Möglicherweise würdest du dich aus heutiger Sicht für ein bestimmtes Praktikum entscheiden, an das du während deines Studiums noch nicht gedacht hast. An dieser Stelle bietet sich auch eine Möglichkeit, auf positive und berufsrelevante Erfahrungen aus anderen Praktika oder einem Auslandssemester zu verweisen.

4. Bei welchen anderen Unternehmen haben Sie sich noch beworben?

Der Personalverantwortliche will mit dieser Frage in Erfahrung bringen, ob du dich gezielt bewirbst oder deine Bewerbungen wahllos streust – im Kern geht es also darum, ob du ein berufliches Profil entwickelt hast und in deiner Bewerbungsstrategie darauf aufbaust. Du kannst hier kurz beschreiben, welche beruflichen Positionen dich besonders interessieren und erwähnen, dass du dich deshalb auch bei einigen anderen Unternehmen gezielt beworben hast, deren Namen hier jedoch keine Rolle spielen. Falls du bereits in konkreten Verhandlungen mit einem Unternehmen stehst, ist das erwähnenswert – als ein offensichtlich begehrter Bewerber kannst du möglicherweise mit einem besonders lukrativen Angebot und schnellen Entscheidungsprozessen rechnen.

5. Warum sollten wir diese Stelle gerade mit Ihnen besetzen?

Bei dieser Frage geht es darum, ob du deine eigenen Fähigkeiten kennst und in der Lage bist, ihre Relevanz für die angestrebte Position herauszustellen. Überzeugend ist deine Antwort vor allem dann, wenn sie mit Beispielen aus Praktika oder früheren Arbeitsstellen unterlegt ist. Neben beruflichen Erfahrungen und belegbaren Erfolgen sind an dieser Stelle auch möglichst konkrete Verweise auf deine Teamfähigkeit und andere sogenannte „soft skills“ wichtig.

6. Wo liegen Ihre Stärken, worin sehen Sie ihre Schwächen?

Zu ausgeprägtes Selbstbewusstsein oder massive Selbstkritik sind bei der Frage nach den Stärken und Schwächen fehl am Platz. Am besten stellst du drei positive Aspekte deiner Qualifikation heraus, die für das Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle von Bedeutung sind. Auch bei den Schwächen sollte es um konkrete Punkte gehen – idealerweise um solche, die sich durch wachsende Berufserfahrung oder Weiterbildung problemlos korrigieren lassen.

7. Lücken im Lebenslauf?

Größere Lücken im Lebenslauf könnten im Vorstellungsgespräch einige Fragen provozieren – gut ist, wenn du selbstbewusst damit umgehst, sie erklären kannst und sich für deinen weiteren beruflichen Werdegang auch positive Aspekte daraus ergeben könnten. Ein völlig geradliniger, „perfekter“ Lebenslauf ist heute eher die Ausnahme als die Regel. Auch eine längere Auszeit ist kein Ausschlusskriterium für den neuen Job – vielleicht hast du dabei Erfahrungen gemacht oder Fähigkeiten (Sprachkenntnisse, soziale Kompetenz) erworben, die dein berufliches Profil hervorragend ergänzen.

8. Wo möchten Sie beruflich in fünf oder zehn Jahren stehen?

Der Personaler will mit dieser Frage wissen, ob du einen Plan für deine Zukunft hast und ob es darin Berührungspunkte mit den Interessen des Unternehmens gibt. Hier spielen also nicht nur deine persönlichen Interessen, sondern auch dein Wissen über das Profil der Firma – und die Möglichkeiten, die dir diese bieten könnte – eine Rolle. Idealerweise stellst du in deiner Antwort deine Ziele und Entwicklungswünsche vor, beziehst dich dabei aber auch auf die Stelle, auf die du dich bewirbst und die folglich den Einstieg dafür bilden könnte.

9. Sehen Sie sich als Mitarbeiter oder als Führungskraft?

Bei der Antwort auf diese Frage ist Diplomatie gefragt – und zwar auch dann, wenn du recht ehrgeizige Karriereziele hast. Im Fokus des Gesprächs stehen die Anforderungen der Stelle, um die es bei deiner aktuellen Bewerbung geht. Am besten ist, wenn du deine Teamfähigkeit  durch konkrete Beispiele belegen kannst, aber auch erwähnst, dass du dir perspektivisch die Leitung eines Teams und somit Führungsqualitäten zutraust.

10. Welches Gehalt stellen Sie sich vor?

Falls der Personalverantwortliche diese Frage bereits im ersten Vorstellungsgespräch stellt, zielt sie darauf ab, ob du deinen „Marktwert“ kennst und inwiefern deine Gehaltsvorstellungen für das Unternehmen realistisch sind. Hier bietet sich auch Gelegenheit für eigene Fragen: Meist ist das Jahresgehalt nur ein Bestandteil eines Gesamtpakets, das weitere Bestandteile enthält, dessen Spektrum vom Firmenwagen über eine ausgewogene Work-Life-Balance bis zu Freistellungsmöglichkeiten oder Zuschüssen für eine angestrebte Weiterbildung reicht. Durch deine Fragen erhältst du einen ersten Eindruck, wie offen das Unternehmen solchen Wünschen gegenübersteht.

Mehr über besondere Fragen, wie Fangfragen, Stressfragen oder unzulässige Fragen liest du hier

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