Eine Gruppe von Facebook-Usern rund um den 23-jährigen Jus-Studenten Maximilian Schrems rückt mit der Aktion „Europe versus Facebook“ dem weltweit größten Sozialen Netzwerk auf den Leib.
Über 750 Millionen Menschen nutzen Facebook. Das entspricht jedem zehnten Menschen auf der Welt. Wer sich dafür interessiert, was mit seinen Daten dort passiert, muss sich durch etwa zwölf Seiten Datenschutzrichtlinien kämpfen. Wie Facebook mit persönlichen Daten umgeht, ist somit länger ausformuliert als die US-amerikanische Verfassung.
Her mit den Daten!
Ein Recht auf Auskunft darüber, welche Daten ein Unternehmen über einen speichert, gibt es in den USA nicht. Da Facebook jedoch, vermutlich um Steuern zu sparen, eine Tochtergesellschaft in Irland gegründet hat, greift für alle europäischen User das europäische Recht. Das heißt: Jeder Inhaber eines Accounts kann darauf bestehen, dass ihm seine Daten übermittelt werden.
22 Anzeigen eingebracht
Genau das haben drei Wiener Studenten gemacht. Die ihnen zugesendeten Datensätze entsprechen etwa 3.000 (!) ausgedruckten A4-Seiten und gaben Anlass dazu, 22 Anzeigen bei der irischen Datenschutzbehörde einzureichen. U.a. beanstanden die Studenten, dass Facebook zahlreiche User-Daten auch nach dem Entfernen weiter speichert. Laut Maximilian Schrems seien die Datenschutzbestimmungen zudem nach europäischen Standards gar nicht gültig.
Irische Datenschutzbehörde prüft
Die irische Datenschutzbehörde prüft nun die Vorwürfe. Facebook hat angekündigt, ein System einführen zu wollen, dass Usern eine vollwertige Auskunft über ihre Daten erlauben soll.
„Google ist ein noch größeres Problem“
Interview mit Maximilian Schrems, Initiator von „Europe versus Facebook“
UNIMAG: Ende August hat die irische Datenschutzbehörde Ihre Anzeige gegen Facebook angenommen und Untersuchungen angekündigt. Was hat sich seitdem getan?
Maximilian Schrems: Zu unserer Freunde hat die Behörde schnell gesagt, dass sie eine umfangreiche Untersuchung einleiten wird. Das geht so weit, dass Facebook Irland eine Betriebsprüfung in Dublin ins Haus steht.
Was wird dabei im besten und im schlechtesten Fall herauskommen?
Im schlechtesten Fall wissen wir, dass Jedermann in Irland gegen Facebook vorgehen kann und dass die irische Behörde trotzdem nichts tut. Im besten Fall wird Facebook seine Plattform massiv verändern und seine Datensammelwut einschränken müssen.
Welchen konkreten Nutzen zieht Facebook aus dem Anhäufen riesiger Datenberge?
Ich glaube, das wissen die selbst nicht. Es dürfte nach dem Motto „sicherheitshalber alles speichern“ laufen. Natürlich werden die Daten für Werbung verwendet.
XING, Google+, DIASPORA* Soziale Netzwerke gibt es wie Sand am Meer. Stehen sie alle unter „Generalverdacht“ oder gibt es sinnvolle Alternativen?
Ich habe mir kurz die Bestimmungen von Google+ durchgelesen und da findet man das gleiche in Grün. Zusätzlich hat Google ja auch noch Daten aus der Online-Werbung und der Google-Suche und macht alles über die USA. Das macht Google zu einem noch größeren Problem. DIASPORA* scheint aber interessant zu sein.
So kannst du dir deine Daten holen
- Ausweis scannen
- Online-Formular unter tinyurl.com/68et5hc ausfüllen und auf gesetzliche Grundlage „Section 4 DPA“ bzw. „Art. 12 Directive 95/46/EG“ berufen
- Hartnäckig bleiben! Facebook hat nun 40 Tage Zeit, dir deine Daten zu übermitteln
Weitere Infos: www.europe-v-facebook.org