Das Online-Satiremagazin „Die Tagespresse“ startete am 19. September 2017 in der „Dienstagnacht“ auf ORF 1 sein Programm. „Tagespresse aktuell“ läuft wöchentlich für insgesamt zwölf Folgen. Wir trafen Tagespresse-Gründer Fritz Jergitsch zum Interview.

UNIMAG: Woher kam die Idee, ein satirisches Onlinemedium zu gründen?

Fritz Jergitsch: Ich habe immer schon gerne Leute durch den Kakao gezogen. So kam mir vor einigen Jahren relativ spontan die Idee, die Internetseite „Die Tagespresse“ zu gründen. Damals habe ich natürlich nie daran gedacht, dass das Projekt einmal so groß werden wird und wir sogar mal im Fernsehen laufen werden.

Du hast Volkswirtschaftslehre studiert und dein Vater ist Anwalt. Wie hat deine Familie darauf reagiert, dass du etwas ganz anderes machen möchtest und ein Satire-Onlinemagazin gründen willst?

Ich habe sehr viel Unterstützung von meiner Familie bekommen. Meine Eltern haben es am Anfang aber eher als Hobby-Projekt gesehen. Dann hat sich abgezeichnet, dass das Projekt erfolgreich ist und andere Leute erreicht. Am Anfang habe ich zum Beispiel jahrelang meine Mutter mit Texten bombardiert und sie gefragt, ob sie meine Ideen lustig findet. Sie war sozusagen meine erste Redakteurin. Heute machen wir das alles in einem großen Team bestehend aus dem Dreier-Kernteam und noch ein paar freien Autoren.

Gab es damals neben der Gründung der „Tagespresse“ auch einen Plan B?

Ich habe in PR-Agenturen gejobbt. Das war wohl mein Plan B. Als das Projekt mit der „Tagespresse“ aber erfolgreich lief, war das dann hinfällig.

Ihr reagiert ja sehr schnell auf aktuelle Ereignisse. Wie groß ist der Druck, solche tagesaktuellen Meldungen auf Knopfdruck zu bringen?

Ich würde es nicht Druck nennen, sondern Ambition. Es zwingt uns niemand, aktuell zu sein, aber wir machen es einfach gerne. Aktualität hat viel Relevanz und macht die Witze lustiger. Die seriösen Medien wollen immer als Erste über ein Ereignis berichten und so wollen wir natürlich auch die Ersten sein, die darüber einen Witz machen. Sehr viele Scherze funktionieren nur im Moment. Beim Mitterlehner-Rücktritt im Mai konnten wir als Headline dann einfach „Endlich frei: Mann gelingt Flucht aus Irrenanstalt“ schreiben und die Leute wussten sofort, worum es geht. Wenn wir den Witz heute bringen würden, würde er nicht halb so gut funktionieren.

Wie läuft der Themenfindungsprozess für die „Tagespresse“ ab?

Das hängt natürlich immer davon ab, was gerade im Land passiert. Wir versuchen immer Themen zu finden, die die Leute berühren, beschäftigen, ärgern, zum Lachen oder Weinen bringen. Alles, was einen gewissen emotionalen Faktor hat, funktioniert auch.

Das heißt, dass ihr permanent die ganze Zeit aktiv Medien konsumiert?

Ja, das auf jeden Fall. Das gehört auch irgendwie zum Job dazu.

Kannst du einschätzen, wie viele Stunden du am Tag Medien nutzt?

Ungefähr drei Stunden am Tag, würde ich sagen. Nicht am Stück, aber mal in der U-Bahn zwischendurch, im Bus oder im Büro. Wichtig ist immer zu sehen, wie sich Geschichten entwickeln – ob sie größer oder kleiner werden. Und dann können wir auch entsprechend darauf reagieren.

Wenn du Medien konsumierst, denkst du dann immer für „Die Tagespresse“ im Hinterkopf mit und entscheidest gleich, woraus man eine Headline machen könnte?

Nicht immer, manchmal vergesse ich wirklich drauf. Es kommt vor, dass ich einen Artikel lese, der mir auch gut gefällt und dann vergesse ich total, dass das ein super Beispiel für „Die Tagespresse“ gewesen wäre. Dann komme ich drei Tage später drauf und dann ist es auch meistens schon zu spät, weil die Story dann nicht mehr aktuell ist. Meistens läuft der Radar aber mit und es fällt mir leicht, passende Themen zu finden. Im Sommer war das etwas schwierig, weil vor allem politisch nicht viel passiert ist. Wir sind immer dann am lustigsten, wenn politisch viel passiert. Das ist ja jetzt im Herbst wieder der Fall.

Musstet ihr schon einmal einen Artikel offline nehmen?

Ganz am Anfang habe ich das mal gemacht, weil da einige Artikel total in die Hose gegangen sind. Mittlerweile passiert das aber nicht mehr. Es gibt schon manchmal Artikel, die die Leute verärgern, aber wir geben sie dann nicht mehr vom Netz. Leute regen sich sehr gerne über Satire auf, wenn ein Witz gegen ihr Weltbild geht, aber im Endeffekt ist ein Witz ein Witz und verletzt oder schädigt niemanden wirklich.

Das heißt, es gab dann auch nie rechtliche Folgen für euch?

Nicht wegen Witzen, aber wegen Fotos. Wenn die kommerzielle Nutzung zum Beispiel ausgeschlossen ist und ich das übersehe – da musste ich schon mal was zahlen. Aber das kommt zum Glück nur ungefähr einmal im Jahr vor.

Was war der meistgelesene Artikel auf der „Tagespresse“-Seite, der auch für viel Aufsehen gesorgt hat?

Das war zum Beispiel der Artikel nach den Paris-Anschlägen im Bataclan. Da hatten wir die Headline „Aus Rache: Luftstreitkräfte werfen Pornohefte und Bier auf IS ab“. Der Artikel wurde auch in Deutschland über eine Million Mal angeklickt und wurde bis heute, glaube ich, über 1,5 Millionen Mal aufgerufen.

Wie geht ihr mit Hasskommentaren um, die euch erreichen?

Das ist bei uns weniger ein Problem, weil unsere Artikel eher positive Reaktionen auslösen. Jemand, über den wir uns lustig machen, will ja auch nicht als humorlos dastehen, wenn er sich darüber aufregt. Böse Zuschriften kommen sehr vereinzelt. In der Vorweihnachtszeit hatten wir zum Beispiel eine Headline zur WKO, die selbstgebastelte Geschenke verbieten will, um den Handel zu stärken. Daraufhin hat mir ein Bastelshop-Mitarbeiter geschrieben „Satire schön und gut, aber nicht gegen Bastelshops“. Da sieht man auch wieder, dass bei jedem die Grenze woanders liegt und da hat es keinen Sinn, auf alle Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Manche Leute werden immer beleidigt sein. Offenbar liegt die Bastelshop-Humorgrenze etwas niedriger.

Wie hat sich die Idee entwickelt, mit der „Tagespresse“ ins Fernsehen zu gehen?

Wir wollten unsere Internetseite einfach auf andere Medien verbreiten. Deshalb haben wir vor einem Jahr auch mit unserem Programm im Rabenhof Theater begonnen und jetzt sind wir im TV. Es war für mich keine Frage, nicht ins Fernsehen zu wollen. Jetzt laufen wir immer dienstags auf ORF 1 und das ist verrückt. Es war für uns natürlich eine große Herausforderung, weil die Witze für das Fernsehen ganz anders gedacht werden müssen. Bei der Sendung schreiben wir auch immer einen Tag vor der Aufzeichnung alle Witze neu. Dadurch sind wir sehr aktuell.

Eure Show läuft dienstags nach „Willkommen Österreich“. Hast du das Gefühl, dass sich die Platzierung direkt nach so einer etablierten und beliebten Show eher positiv oder negativ auf eure Sendung auswirkt?

Ich freue mich generell, dass wir in der „Dienstagnacht“ auf ORF 1 laufen. Ich sehe kein Konkur-renzverhältnis und habe sehr viel Respekt vor Stermann und Grissemann. Für uns ist es eine große Sache und eine Ehre, eine Sendung in der „Dienstagnacht“ bekommen zu haben. Ich würde uns auch nicht mit „Willkommen Österreich“ vergleichen, wir machen etwas völlig anderes.

Welche Zielgruppe erhofft ihr euch, durch die Sendung „Tagespresse aktuell“ anzusprechen?

Gar keine konkrete eigentlich. Wir machen einfach unser Ding und versuchen, Sachen zu bringen, die wir selbst lustig finden. Das ist auch authentisch und wir stehen hinter den Dingen, die wir schreiben beziehungsweise zeigen.

Wie weit darf, deiner Meinung nach, Satire gehen – gibt es da persönliche Grenzen?

Für mich ist kein Thema im Vorhinein ein Tabu-Thema. Ich lasse mich dabei von meinem Bauchgefühl leiten. Den richtigen Witz kann man im Grunde genommen über jedes Thema schreiben.

Hat sich dein Humorverständnis durch deine Arbeit bei der „Tagespresse“ verändert?

Ich habe gemerkt, dass ich etwas abgestumpft bin, was Humor angeht. Man wird auch einfach routinemäßig bösartiger.

Vielen Dank für das Gespräch!

Angstfreie Satire im TV

© ORF / Hans Leitner

Beste Unterhaltung mit „Tagespresse aktuell“ dienstagnachts

Seit 19. September 2017 hat „Die Tagespresse“ ihren TV-Ableger namens „Tagespresse aktuell“. Die 20-minütige Satiresendung wird direkt nach „Willkommen Österreich“ dienstags ab 22:55 Uhr auf ORF 1 ausgestrahlt und ist somit Teil der berühmten und beliebten „Dienstagnacht“.

Kabarettist und Anchorman Joachim Fuchs alias Joachim Brandl berichtet dabei (vorerst) zwölf Folgen lang über nationale und internationale Ereignisse. Die wichtigsten Nachrichten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Chronik, Kultur und Sport werden unter dem Satire-Mantel zusammengefasst, um das ORF-Publikum mit ordentlichem Augenzwinkern zum Lachen zu bringen. Das Reporterteam – bestehend aus Magda Kropiunig, Antonia Stabinger, David Scheid, Lukas Tagwerker und Berni Wagner – fängt unter der Leitung von Regisseur Jan Frankl die Stimmung inner- und außerhalb Österreichs ein.

Um die bestmögliche Aktualität zu gewährleisten, schreibt das dreiköpfige Autorenteam rund um Fritz Jergitsch, Jürgen Marschal und Sebastian Huber alle Witze am Montag komplett neu. Am darauffolgenden Abend wird dann dem Fake-News-Zeitalter der Zahn gezogen, ohne eine Miene zu verziehen. Laut ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner geht es bei „Tagespresse aktuell“ darum, angstfrei und unbekümmert zu sein. Das schafft die Sendung allemal und lockt seit der Erstausstrahlung unzählige Zuseher vor die Fernsehgeräte.

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