Gute Zeiten für digitale Talente: Big Data, Cloud Computing und Internet der Dinge verändern alle Branchen, die Unternehmen müssen sich darauf einstellen. Wer den Zug nicht verpassen will, braucht IT-Spezialisten, die neue Prozesse gestalten und die Geschäfte weiterentwickeln können. Doch IT-Experten sind rar.

Lang ist’s her: Noch vor ein oder zwei Jahrzehnten entwickelten in vielen Unternehmen die einen Mitarbeiter die Produkte und Dienstleistungen, der Vertrieb brachte die Ergebnisse an die Kunden und irgendwo dazwischen gab es die IT-Abteilung. Von den Kollegen wurde sie vor allem in Form der immer wieder eilig herbeigerufenen „Admins“ wahrgenommen, die das alles unterstützten und dafür sorgten, dass der Laden lief. Die Rolle der IT im Betrieb war gut überschaubar.

Neue Geschäftsfelder

Das hat sich vollkommen verändert. Die Digitalisierung ist zum großen Wachstumstreiber geworden und längst ist die IT-Abteilung kein bloßer Support des Unternehmens mehr. Informationstechnologie schafft und steuert heute ganze Prozesse und Geschäftsfelder. Das gilt über alle Wirtschaftszweige hinweg. „Grundsätzlich erreicht die Digitalisierung alle Branchen“, bestätigt Christine Donati, Human-Resources-Expertin bei Deloitte Österreich. „Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der sich die Veränderungen vollziehen, variieren jedoch. Der Finanz- und der Medienbereich sind derzeit am stärksten von der Digitalisierung betroffen.“

Finanzsektor und Medienbranche mit ihren „virtuellen“ Produkten gehörten zu den ersten Bereichen, die sich intensiv mit der Digitalisierung auseinandersetzen und die eigenen Geschäftsmodelle anpassen mussten. Wer den Zug verpasste, geriet schnell ins Hintertreffen. Inzwischen wälzen die digitalen Trends fast sämtliche Branchen um. „Auch ein Bereich wie der Gesundheitssektor erlebt Umbrüche, jedoch gehen die Entwicklungen hier im Vergleich langsamer vor sich. Langfristig werden aber praktisch alle Wirtschaftsbereiche den digitalen Wandel spüren“, prognostiziert Donati.

Digitalisierung in allen Branchen

Die Digitalisierung macht vor keiner Branche halt, eröffnet aber auch neue Chancen und Geschäftsfelder. In der Automobilindustrie lassen miteinander kommunizierende Systeme intelligente, von Fahrassistenzsystemen gesteuerte Autos vom Fließband rollen, bis hin zum Trend zum autonomen Fahren. In Handel und Logistik sind die Warenwirtschaftssysteme nicht nur im E-Commerce längst digital gesteuert. Gesundheits-Apps, Telemedizin und softwaregesteuerte Prothesen wandeln Medizintechnik in E-Health. Das „Smart Home“ hilft, den Energieverbrauch an die Lebensgewohnheiten der Bewohner anzupassen und das Haus sicherer zu machen. Und in der Industrie 4.0 stellen Maschinen lange vor ihren Bedienern fest, wann sie gewartet werden müssen.

Von Big Data bis zum Internet der Dinge

Welche Technologien relevant sind, hängt immer auch von der jeweiligen Branche ab. „Big Data Analytics, Cloud Computing und Internet of Things sind die Lösungen, in die derzeit am meisten investiert wird. Auch Machine Learning rückt immer stärker in den Fokus“, erklärt Deloitte-Expertin Donati. „Cloud Computing ist vor allem für den Handel und die Konsumgüterindustrie wichtig. Big Data Analytics spielt besonders im Bankenwesen oder im Technologiesektor eine wichtige Rolle“, so die Absolventin der Wirtschaftsuniversität Wien weiter. Laut einer aktuellen Deloitte-Analyse plant außerdem jedes zweite Unternehmen künftig eine verstärkte Automatisierung durch Roboter. Und wo riesige Datenmengen verarbeitet und in Clouds ausgelagert werden, bekommen auch Experten für IT-Sicherheit immer wichtigere Aufgaben.

Gefragte Digitaltalente

Die Digitalisierung verändert nicht nur Arbeitswelten, sondern bringt auch neue Anforderungsprofile und Berufsbilder mit sich. Die 75.000 Beschäftigten in der IT-Branche Österreichs erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von fast 28 Milliarden Euro, meldete der Fachverband Unternehmensberatung/IT (UBIT)  in der Wirtschaftskammer Österreich. Doch die Informatik-Absolventen landen längst nicht mehr nur in der eigentlichen IT-Branche oder den EDV-Abteilungen der Unternehmen.

„Analytisches Know-how und prozessorientiertes Denken sind mittlerweile in allen Bereichen gefragt. Unsere Beratungsfelder in den Unternehmen spiegeln das deutlich wider“, sagt Christine Donati und nennt einige Beispiele: „Die Teams von Deloitte Digital und Technology Consulting unterstützen etwa Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation, entwickeln innovative Softwareprodukte und setzen die technologischen Lösungen direkt um. Im Bereich Risk Advisory sind wiederum Themen wie Cyber Security und Datenschutz spannende Arbeitsfelder. Die Jobpalette ist sehr breit und deckt ganz unterschiedliche Interessensgebiete ab.“

10.000 offene Stellen

Neben fachlichem Know-how müssen IT-Spezialisten viel Motivation, kreatives Denken und Problemlösungskompetenzen mitbringen. „Soft Skills wie soziale und emotionale Intelligenz sowie Stressresistenz sind ebenfalls gefragter denn je“, so die Personalexpertin Donati. Kein Wunder: Wer im Zentrum der Prozesse arbeitet, findet sich häufig in Situationen wieder, in denen wichtige Entscheidungen zu treffen sind. Und die meisten IT-Teams sind mehr als ausgelastet. Die Wirtschaftskammer Österreich spricht von 3.000 fehlenden IT-Fachkräften  allein in der IT-Branche. Branchenübergreifend mangelt es Österreichs Unternehmen an etwa 10.000 Digitaltalenten , so die Schätzungen.

Notwendig sind neue Personalstrategien. Christine Donati von der Beratungsgesellschaft Deloitte: „Das ist den meisten Unternehmen bewusst, viele haben aber noch Probleme sich darauf einzustellen. Die Etablierung neuer Berufsgruppen im eigenen Unternehmen erfordert zwar eine Kraftanstrengung, rentiert sich aber auf lange Sicht.“ Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Mitarbeiter. Umso wichtiger wird es für Unternehmen, Arbeit attraktiv zu gestalten, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle, Mobilität innerhalb des Unternehmens und individuelle Leistungspakete. „Vor allem Digital Natives wünschen sich ein modernes Arbeitsumfeld, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Auch vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen sind für viele Fachkräfte ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers“, stellt die Recruiterin fest.

Fähigkeiten wichtiger als Abschluss

Ob Bewerber einen Bachelor oder Master vorweisen können, verliert dagegen zumindest beim ersten Karriereschritt an Bedeutung. „In Zeiten des digitalen Wandels ist es nicht mehr entscheidend, welchen Abschluss man in der Tasche hat. Viel wichtiger sind die Fähigkeiten und das fachliche Wissen der Absolventen“, findet Donati. Der kompetenzorientierte Ansatz setzt sich bei den Unternehmen immer mehr durch – auch in der Personalarbeit.

Text: Heinz Peter Krieger

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