INHALTSVERZEICHNIS

Ein Einstieg in Consulting, Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung gehört zu den anspruchsvollsten Karrierewegen für Hochschulabsolventen. Um Zahlen geht es dabei fast immer – gesucht werden kommunikative und ausdauernde Experten, die ihre Ergebnisse den Kunden verständlich übersetzen können.

Ob es gilt, neue Geschäftsfelder zu erschließen, den Anschluss an moderne Entwicklungen zu halten oder sich in Krisenzeiten neu aufzustellen: Fast jedes Unternehmen kommt irgendwann an den Punkt, an dem der Blick und Rat von außen gefragt sind.

Dann schlägt die Stunde der Consultants. Mit ihrer unabhängigen Expertise können sie einem Unternehmen den Weg in eine neue Richtung weisen oder Methoden und Instrumente an die Hand geben, um sich neu ausrichten und Prozesse optimieren zu können. So erreicht aktuell der Megatrend Digitalisierung alle Branchen. Der Finanzsektor, der Medienbereich, die Handels- und Logistikbranche sind davon besonders betroffen. Und die Automobilindustrie muss sich mit dem Ausbau der Elektromobilität gleich ganz neu erfinden. So unterschiedlich die Problemstellungen und Herausforderungen in den verschiedenen Branchen und Unternehmen sind, so vielseitig sind die Aufgaben der Consultants.

„Spannend in der Beratung ist, dass unsere Consultants in kurzer Zeit sehr viel kennenlernen: unterschiedliche Projektthemen, Unternehmen, Kulturen und Kundenpersönlichkeiten. Daraus können sie sehr viel Wissen generieren und verfügen bald über ein gutes Set an Consulting-Methoden“, findet auch Christine Donati von Deloitte Österreich. „Die vielen Einblicke und die steile Lernkurve ermöglichen eine besondere fachliche wie persönliche Entwicklung. Verschiedene Unternehmen, Projekte und Menschen fordern einen im Consulting-Business auf eine positive Art und Weise heraus, verlangen einem viel Flexibilität ab und lassen einen rasch wachsen“, so die Human-Resources-Expertin weiter. Kein Wunder, dass sich das Consulting zu einer der beliebtesten Einstiegsbranchen für Studierende und Absolventen gemausert hat, obwohl der Job als ausgesprochen anspruchsvoll gilt.

Kontakt an der Hochschule

Einen positiven Eindruck hinterließ die Consulting-Branche auch früh bei Viktoria Seeber. Während ihres Studiums an der Universität Wien entschieden sich viele ihrer Kommilitonen für ein Praktikum im Consulting: „Sie kamen in junge Teams mit spannenden Projekten und Hands-on-Aufgaben vom ersten Tag an und machten in kurzer Zeit sehr wertvolle Erfahrungen. Das reizte mich auch.“ Als sie im Rahmen eines Unikurses an einem größeren Projekt mit einem Beratungsunternehmen teilnehmen durfte, war für sie klar: „In diesem Bereich möchte ich nach dem Studium arbeiten“, berichtet Seeber, die an der Uni Wien ihren Master in Internationaler Betriebswirtschaft mit der Spezialisierung Controlling erlangte.

An der Hochschule lernte sie auch ihren künftigen Arbeitgeber kennen. Auf einem Karriereevent an der Wirtschaftsuniversität Wien unterhielt sie sich mit Vertretern von KPMG über die Einstiegsmöglichkeiten und das Weiterbildungsangebot bei der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft. „Außerdem war mir wichtig, in einem jungen, motivierten Team arbeiten zu können, und ich erkundigte mich deshalb auch über die typische Zusammensetzung der Projektteams“, erinnert sich die heute 26-Jährige. Was sie hörte, überzeugte sie. 2017 konnte die Master-Absolventin als Associate im Bereich Advisory (Beratung) des Unternehmens starten.

Dass Viktoria Seeber bereits während des Studiums auf ihren künftigen Arbeitgeber traf, ist kein Zufall. Die großen und auch viele spezialisierte kleinere Beratungs- und Prüfungsgesellschaften versuchen, die besten Studierenden möglichst schon an der Uni abzuholen und früh an sich zu binden. Denn hoch qualifizierter Nachwuchs ist in der Branche gefragt. Um die besten Nachwuchskräfte für sich zu gewinnen, gehen die Beratungsunternehmen neue Wege: „Viele unserer Consultants sind als Lehrverantwortliche an Hochschulen tätig. Dabei vermitteln sie den Studierenden ihr Know-how zu digitalen Trends und deren Einsatz in Consulting-Projekten“, erläutert Personalexpertin Donati von Deloitte.

IT-Consulting: Komplexe Themen einfach erklären

Für einen Start im Consulting geeignet sind Absolventen, die eine analytische Denk- und Arbeitsweise unter Beweis stellen, souverän und mit Überzeugungskraft kommunizieren können und gerne und ausdauernd im Team arbeiten. Stressresistenz und Reisebereitschaft gehören ebenfalls dazu, sehr gute Englischkenntnisse sind ein Muss.

Im IT-Consulting finden sowohl Wirtschafts- als auch IT-Absolventen spannende Einstiegsmöglichkeiten. Wirtschaftsabsolventen müssen hier jedoch ein besonderes technisches Verständnis und am besten entsprechende Zusatzqualifikationen mitbringen. Mindestens genauso wichtig ist Kommunikationsstärke: „IT-Consultants arbeiten an der Schnittstelle zwischen IT und Unternehmen. Oft müssen sie als Übersetzer zwischen den beiden Welten agieren. Wer ins IT-Consulting einsteigen will, sollte deshalb das Talent haben, komplexe Themen einfach zu erklären“, empfiehlt Deloitte-Personalerin Christine Donati. „Lösungsorientierte Um-die-Ecke-Denker, die sich für neue Technologien begeistern können, sind für diese Tätigkeit genau richtig.“ Besonders gut gelingt es Wirtschaftsinformatikern, IT und Business miteinander zu verbinden.

Steuerberater: Begleiter der Unternehmen

Eine hohe Sozialkompetenz ist auch in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung gefragt – und natürlich großes Interesse und Freude am Umgang mit Zahlen. „Als Steuerberater ist man sozusagen der Hausarzt der Unternehmen“, wie Paul Heissenberger es formuliert. In der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer (KSW) Österreichs ist er Berufsgruppen-Vorsitzender der Steuerberater. „Steuerberater sind die ersten Ansprechpartner in allen steuerrechtlichen und wirtschaftlichen Fragestellungen.“ Die Steuerexperten beraten nicht nur rund um alle Themen des Steuerrechts oder der Buchhaltung und Lohnverrechnung, erläutert Heissenberger, der in Maria Enzersdorf bei Wien seine Steuerberater-Kanzlei führt: „Wir sind auch Spezialisten für eine zielsichere Investitions- und Finanzplanung sowie für eine strategische Wirtschafts- und Unternehmungsberatung.“

In der Steuerberatung steht die kontinuierliche Beratung und Begleitung der Klienten im Vordergrund. Darin unterscheidet sie sich von den Aufgaben der Wirtschaftsprüfung. Sich ständig über das Steuerrecht auf dem Laufenden zu halten, ist dabei Pflicht: „Da sich die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen laufend verändern, sind Steuerberater gefordert, immer up to date zu bleiben“, erklärt Peter Wundsam, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungskanzlei Moore Stephens City Treuhand. „Zu den konkreten Dienstleistungen in der Steuerberatung zählen etwa die Beratung der Klienten bei der Unternehmensgründung, während der Aufbauphase oder bei einem eventuellen Verkauf des Unternehmens, aber auch der laufende Buchhaltungs- und Personalverrechnungsservice, die Bilanzierung und Jahresabschlusserstellung“, so Wundsam.

Über den Erfolg der Leistungen entscheidet nicht zuletzt das Einfühlungs- und Kommunikationsvermögen des Beraters. „Schließlich stehen hinter jedem Zahlenwerk und hinter jeder Firma Menschen, die die Expertise von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern in Anspruch nehmen“, betont Steuerberater Heissenberger.

Einhaltung der Vorschriften überwachen

In der Wirtschaftsprüfung gehen die Aufgaben ebenfalls weit über die Aufstellung von Zahlen und Bilanzen hinaus. „Die wesentliche Aufgabe von Wirtschaftsprüfern ist die Durchführung von Jahresabschlussprüfungen bei Kapitalgesellschaften und anderen Organisationen“, erklärt Dr. Aslan Milla, bei der KSW Berufsgruppenvorsitzender der Wirtschaftsprüfer. Anders als in der Steuerberatung steht die Einhaltung von Compliance-Vorschriften, also der geltenden Gesetze und Richtlinien, im Vordergrund. „Dabei geht es um die Frage, ob und wie Unternehmen alle relevanten Vorschriften einhalten und wie sie die innerbetrieblichen Prozesse optimieren können – und das nicht nur im Zusammenhang mit dem Jahresabschluss“, legt Peter Wundsam dar.

Wirtschaftsprüfer sind darüber hinaus wichtige betriebswirtschaftliche Berater. „Dies gilt vor allem, wenn in einem Unternehmen besondere Transaktionen anstehen. So analysieren wir bei einem geplanten Erwerb die Geschäftsprozesse und prüfen die Bilanzen des Zielunternehmens, führen also die sogenannte Due Diligence durch“, erläutert der promovierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Aslan Milla. „Als unabhängiger Dritter kann ein Wirtschaftsprüfer auch als Gutachter beauftragt werden, etwa wenn es darum geht, einen angemessenen Preis für ein Unternehmen festzusetzen“, so der Wirtschaftsprüfer-Vorsitzende und Senior Partner bei PwC Österreich weiter.

Drei Jahre Berufsanwärterpraxis

So anspruchsvoll die Aufgaben von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern sind, so hoch sind auch die Anforderungen an Berufseinsteiger. „Logisches und analytisches Denken ist eine Voraussetzung bei der Bearbeitung steuerlicher und prüfungsrelevanter Fragen“, betont Diane Szauer aus dem Human-Resources-Team von Moore Stephens City Treuhand. Denn Grundlage der Beratungsleistungen sind letztlich immer Zahlen. „Aber auch ein hohes Maß an Wissbegierde und Offenheit für Neues sind in diesem Berufsfeld unabdingbar. Darüber hinaus sind für die Klientenakquise und -betreuung hohe soziale Kompetenzen sehr wichtig“, so Szauer.

Die Ausbildung zum Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer zählt zu den schwierigsten überhaupt. Aslan Milla fasst die Anforderungen zusammen: „Voraussetzungen sind ein erfolgreich abgeschlossenes einschlägiges Hochschul- oder Fachhochschulstudium und eine mindestens dreijährige Tätigkeit als Berufsanwärter bei einem Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer. Insgesamt müssen vier schriftliche und eine mündliche Fachprüfung erfolgreich abgelegt werden. Die Zulassung zu den Fachprüfungen ist nach 18 Monaten Berufsanwärterpraxis möglich.“ Die Prüfungen führt die Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer durch. Die meisten Anwärter bereiten sich in der Akademie der Kammerorganisation auf ihre Prüfungen vor und finden dort speziell auf das Prüfungsverfahren zugeschnittene Seminare.

Bei der Wahl der Kanzlei sollten Bewerber abklopfen, wie sie während der Zeit der Berufsanwärterschaft bei der Prüfungsvorbereitung unterstützt werden. Bei Moore Stephens City Treuhand ist es möglich, bereits während der Studienzeit mit dem Berufseinstieg zu beginnen. Diane Szauer beschreibt das Vorgehen: „Diese Kollegen arbeiten vornehmlich in Teilzeit und wechseln nach ihrem Studienabschluss auf Vollzeit. Jedem neuen Mitarbeiter stellen wir einen Buddy zur Seite, der ihn bei der Integration in das neue Arbeitsumfeld unterstützt. Zudem sind die Teams so organisiert, dass jeder frühestmöglich zur Fachprüfung antreten kann.“

Intensive Projektzeiten im Consulting

Einige Hürden sind auch vor dem Einstieg ins Consulting zu nehmen: Bewerber müssen Branchen- und Methodenkenntnisse, analytisches Geschick und Kommunikationsstärke meist in intensiven Interviews und bei der Lösung von Fallstudien unter Beweis stellen. Wer anschließend in der Beratung weiterkommen will, schafft das nur mit hoher Einsatzbereitschaft und sehr guter Performance. Während intensiver Projektzeiten sind 60-Stunden-Wochen (und mehr) häufig der Normalfall.

Wer sich für Consulting interessiert, sollte sich mit den Anforderungen realistisch auseinandersetzen, empfiehlt KPMG-Associate Viktoria Seeber: „Anfangs war es ungewohnt, aus dem Koffer zu leben und viele Abende in Hotels zu verbringen. Auch der intensive Kontakt zum Kunden, bei dem man nicht nur sich selbst, sondern auch das Beratungsunternehmen repräsentiert, war neu. Mittlerweile ist es Alltag und gehört einfach dazu.“ Belohnt wird das Engagement im Consulting durch ein sehr gutes Gehalt und ausgesprochen abwechslungsreiche Aufgaben.

Wer sich einen guten Namen macht, hat zudem nicht nur in der Unternehmensberatung gute Aufstiegschancen. Häufig winkt irgendwann die Chance, auf eine Führungsposition bei einem Kunden zu wechseln – für viele Consultants eine attraktive Karriereoption.

Auch spannend: 9 Fähigkeiten, die du als Consultant brauchst…

Text: Heinz Peter Krieger

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