Wie so manches, beginnt auch das Projekt Guerilla Gardening in New York der 70’er Jahre. Doch es dauerte Jahrzehnte, bis es auch nach Europa überschwappte. 2007 kam da Guerilla Gardening in Wien an und es verbreitet sich – ist aber alles andere als Unkraut.
Dort pflanzen, wo es niemand tut und das, ohne irgendwen zu fragen. So könnte das Ganze kurz beschrieben werden. Das Spannende daran ist, dass nicht nur Zierpflanzen, sondern vor allem Nutzpflanzen in den Guerilla Beeten wachsen.
Ziel ist, neben schönen und gemeinschaftlich gepflegten Blumenbeeten, auch in der Stadt Lebensmittel für den Eigenbedarf zu produzieren. In Gebieten, wo lokale Produkte knapp sind und nicht immer das drin ist, was auf der Verpackung versprochen wird, ist der Eigenanbau eine gute Alternative. Nur ist es in einer Stadt eher selten einen Garten oder Balkon zu besitzen. Und das Fensterbrett reicht dann meist nicht ganz aus.
Doch Guerilla Gardener sind vor allem eines: kreativ. So werden kleine Verkehrsinseln, Gehsteige, Hinterhöfe und Baumscheiben von unbenutzten Grasflächen zu bunten Beeten.
Entgegen der Vermutung es sei eine urbane Modeerscheinung, gibt es das Gärtnern in der Großstadt schon seit den 20’ern. Der Drang zu ehrlichen Lebensmitteln wurde in den vergangenen Jahren allerdings sehr verstärkt. Die Skandale, die heimische Supermärkte allein in den letzten Jahren heimgesucht haben, wirken sich auch auf die gutgläubigsten Konsumenten negativ aus. Denn es ist nicht alles Grün, was in der Gemüseabteilung angeboten wird.
Und da kommt das Gärtnern ins Spiel, denn der Selbstanbau von Lebensmitteln ist nicht nur praktisch, sondern auch eine subtile Art der Kritik am System der Lebensmittelproduktion.
Garten für alle
Gärtnern ist cool geworden. Das ist daran zu erkennen, dass Garten-Magazine neue Rekorde aufstellen und es überall Utensilien für Garten und Balkon zu kaufen gibt. Mit der ursprünglichen Idee des Guerilla Gardenings hat das zwar wenig zu tun, aber dennoch macht sich die grüne Welle nicht nur in anderen Metropolen, sondern auch in Wien bemerkbar.
Seit mehreren Jahren gibt schon den „Längenfeldgarten“, bei dem sich Anrainer, Besucher und Interessierte beteiligen. Auch über der U-Bahn-Station Brigittenau wachsen Nutz-und Zierpflanzen im Garten „Löwenzahn“. Im 11. Bezirk gibt es den Nachbarschaftsgarten „Macondo“, der vor kanpp drei Jahren entstand und von Lehrern und Schülern gehegt und gepflegt wird.
Zu bedenken gibt allerdings die Tatsache, dass die Luft in Wien wohl nicht die sauberste ist. Dennoch gibt auch Bauernhöfe neben Autobahnen, die in Sachen Smog in nichts nachstehen.
Die Wiener Guerilla Gardening Szene ist jung aber durchaus motiviert und vernetzt. Und nach diesem Herbst und Winter ist der Frühling endlich da, mit neuen Beeten und neuen Guerilleros.
Mehr zu den Guerilla Gardeners auf der Facebookseite: Guerilla Gardening Wien.