Soft Skills stehen in enger Beziehung zu den Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen. Trotzdem lassen sich die meisten von ihnen auch gezielt trainieren. Die Entwicklung dieser Kompetenzen findet größtenteils im Alltag statt.

Viele Menschen meinen, dass Kreativität, Kommunikationsfähigkeit oder Empathie naturgegebene Talente sind. Wer über sie verfügt, kann sich glücklich schätzen. Alle anderen – und damit auch die Arbeitgeber, die für Kollaborations- und Teamprozesse heute sehr stark auf die Soft Skills ihrer Mitarbeiter setzen – müssen zwangsläufig mit Kompromissen leben. Diese Sichtweise gehört jedoch zu den modernen Mythen – auch die Soft Skills sind trainierbar und entwicklungsfähig.

Soft Skills prägen sich vor allem in der Praxis aus

Die gezielte Förderung von Soft Skills beginnt bereits im Grundschulalter – in den Lehrplänen spielen unter anderem Gruppenarbeit, Teamverhalten und die Vermittlung von Kreativitätstechniken eine Rolle. Auch ein Studium lässt sich ohne Soft Skills kaum erfolgreich absolvieren. Sie prägen sich vor allem durch ihre permanente Anwendung in der Praxis aus – bewusst reflektiert wird das durchaus nicht immer. Zudem erfordern Stärken in bestimmten Bereichen oft auch die Entwicklung anderer Fähigkeiten. Wenn jemand sehr gut analytisch denken kann, wird er auch seine kommunikative Kompetenz entwickeln müssen, um seine Arbeitsergebnisse anderen mitzuteilen. Ein kommunikativer, kreativer Mensch steht möglicherweise vor der Aufgabe, seine Problemlösungsfähigkeiten oder sein Selbstmanagement zu optimieren und spürt diesen Handlungsbedarf auch in seinem Alltag immer wieder. Spätestens in der Bewerbungsphase ist jedoch eine etwas systematischere Beschäftigung mit den eigenen Soft Skills wichtig – schließlich gehören sie zu den Schlüsselqualifikationen für eine erfolgreiche Karriere.

Soft Skills – Voraussetzung für beruflichen Erfolg

Mit der Wahl deines Studienfaches hast du den Rahmen für deine spätere berufliche Tätigkeit zunächst in groben Zügen abgesteckt. Jetzt stellst du die konkreten Weichen für deinen Karriereweg der nächsten Jahre. Vor der Stellensuche und dem Abschicken der ersten Bewerbungen sollte immer eine Standortbestimmung stehen: Was ist dir bei deiner Arbeit wichtig? Welcher Job passt optimal zu dir? Welche fachlichen Qualifikationen und welche Soft Skills bringst du dafür mit?

Standortbestimmung und Selbstanalyse

Eine solche Selbstanalyse liefert dir wichtige Anhaltspunkte dafür, welche Stellenprofile dir besonders gut entsprechen. Bist du kommunikativ und wünschst dir einen Job mit Kontakten zu vielen anderen Menschen? Oder fühlst du dich bei einer analytischen Tätigkeit, bei der es um komplexe Problemlösungen und „Tiefe“ geht, bestens aufgehoben? Auch wenn Teamarbeit auf Arbeitgeberseite eines der ganz großen Themen ist: Siehst du dich wirklich als begeisterten Teamarbeiter oder doch eher als Einzelkämpfer? Willst du perspektivisch eine Führungsposition erreichen?

Defizite korrigieren – persönliche Handlungsoptionen formulieren

Im nächsten Schritt geht es um eine Bestandsaufnahme deiner Fähigkeiten für das angestrebte Arbeitsfeld oder eine konkrete Stelle inklusive der dafür relevanten Soft Skills. Bei einer solchen Stärken-Schwächen-Analyse kann auch Optimierungsbedarf zutage treten. Unabhängig davon, ob es dabei um deine rhetorischen Fähigkeiten, dein Kommunikationsverhalten oder dein Zeitmanagement geht – vieles davon lässt sich im Alltag gut trainieren.

Dabei kommt es darauf an, dass du dir konkrete Abläufe bewusst machst und persönliche Handlungsoptionen für dich entwickelst. Als ein Beispiel: Auch zurückhaltende Menschen können in der Interaktion mit anderen durch ihre Persönlichkeit überzeugen, wenn sie für sich ein authentisches Verhaltensmodell gefunden haben.

Teams und Teamrollen – Resultat gruppendynamischer Prozesse

Die Fähigkeit zur Teamarbeit ist eine Grundanforderung, die Unternehmen an ihre Mitarbeiter und geeignete Bewerber stellen. Allen Teammitgliedern wird dabei ein hohes Maß an personalen und sozialen Kompetenzen abverlangt. Die Arbeitsweise und die Effizienz von Teams beruhen maßgeblich auf gruppendynamischen Prozessen, durch die sich ihre Mitglieder eigenständig und dynamisch organisieren. Die Aufgabe von Führungskräften in solchen Arbeitsgruppen besteht vor allem darin, diese Dynamik so zu steuern, dass sie dem Erreichen der Unternehmensziele dient.

Handlungs-, kommunikations- und wissensorientierte Rollen

Die Integration in Teams erfolgt über bestimmte Rollen, die sich aus der Zusammensetzung der Gruppe und den jeweiligen Arbeitsaufgaben ergeben. Der britische Managementwissenschaftler Meredith Belbin hat in den 1970er-Jahren ein Modell zum Verständnis von Teamrollen entwickelt, das auch heute noch gebräuchlich ist. Demnach gibt es in jeder Arbeitsgruppe handlungs-, kommunikations- und wissensorientierte Rollen. Das Spektrum der insgesamt neun Einzelrollen reicht von handlungs- bzw. kommunikationsorientierten Machern und Koordinatoren über Teamarbeiter, die sich ohne expliziten Führungsanspruch nicht nur um ihre Arbeitsaufgabe, sondern auch um die sozialen Beziehungen in der Gruppe kümmern, bis zu wissensorientierten Innovatoren oder Spezialisten. Für jede dieser Rollen sind jeweils spezifische Soft Skills nötig. Natürlich repräsentiert kaum ein Mitarbeiter nur eine einzige Rolle, auch aus konkreten Situationen ergibt sich oft die Notwendigkeit für einen Rollenwechsel.

Aus einem bestimmten Rollenprofil ergeben sich Stärken ebenso wie akzeptable Schwächen: So räumt ein aktiver, dynamischer Macher für die gesamte Gruppe Hindernisse aus dem Weg. Sehr wahrscheinlich wird er auch unter Stress und Zeitdruck gute Arbeitsergebnisse liefern, gegenüber anderen jedoch zuweilen recht ungeduldig oder provozierend sein.

Eigene Erfahrungen mit Gruppendynamik und Rollen

Für die Berufsfindung, aber auch für die unmittelbare Vorbereitung von Bewerbungen kann das Wissen über Rollenmuster und zu gruppendynamischen Prozessen hilfreich sein. Auch hier geht es um eine realistische Einschätzung deiner Persönlichkeit und deiner Fähigkeiten. Welche Rollen nimmst du in einem Team am liebsten ein? Wie gehst du mit Rollenwechseln um? Gibt es Soft Skills, die dabei besonders wichtig sind – oder auch Potentiale, die du bisher nicht oder nur in geringem Umfang nutzt?

An dieser Stelle sind auch deine Erfahrungen aus Praktika oder Nebenjobs eine Analyse wert: Wie ist deine Integration in bestehende Teams verlaufen? Hast du deine persönliche Rolle in der Gruppe als persönlich befriedigend und produktiv empfunden? Wenn nicht – welche Gründe standen dem entgegen?

Gruppendynamische Kompetenz trainieren?

Auch das Verhalten in gruppendynamischen Prozessen ist trainierbar. Eine Möglichkeit ist, dir darüber Wissen anzueignen, dein Verhalten in Gruppen sowie bestimmten Situationen bewusst zu reflektieren und vielleicht auch einmal Freunde um Feedback zu bitten. An vielen Hochschulen werden entsprechende Coachings angeboten. Für die Vorbereitung der Bewerbung sowie für den Start im neuen Job können sie dir wichtige Hilfestellungen geben.

Mit beiden Varianten erfährst du einiges über deine Soft Skills und kannst soziale Kompetenzen, die du für deinen Traumjob brauchst, bewusst und gezielt entwickeln. In Vorstellungsgesprächen wirst du durch eine solche Selbstanalyse und gegebenenfalls die Arbeit an bestimmten Fähigkeiten ebenfalls Souveränität gewinnen. Gleichzeitig hast du damit ein persönliches Stärken-Schwächen-Profil in der Hand, das du für deine Selbstpräsentation im Bewerbungsverfahren sehr gut nutzen kannst.

Personale Kompetenzen und Methodenkompetenz entwickeln

Methodenkompetenz ist nicht nur ein Bestandteil deiner fachlichen Qualifikation, sondern umfasst auch diverse Soft Skills, die du bereits im Studienalltag fortlaufend trainieren kannst. Gleiches gilt für deine personalen Kompetenzen. Problemlösungstechniken, Organisationstalent, analytische und rhetorische Fähigkeiten benötigst du ebenso wie Selbstdisziplin und eine strukturierte Arbeitsweise, um dein Studium erfolgreich zu bestehen. Selbstmanagement und gutes Zeitmanagement entscheiden über die Effizienz des Studiums. Künftig werden sie auch wichtige berufliche Erfolgsfaktoren sein. Neben dem alltäglichen Training gibt es natürlich auch für die Entwicklung dieser Kompetenzen die Möglichkeit kompakter Seminare.

Arbeit an den Soft Skills – Einlassen auf persönliche Veränderungen

Gezielte Arbeit an den eigenen Soft Skills bedeutet, sich auf Veränderungen einzulassen. Viele dieser Fähigkeiten sind direkt mit unseren Persönlichkeitseigenschaften und unserer Persönlichkeitsstruktur verbunden. Managementexperten wissen, dass hier auch die Grenzen eines Trainings liegen.

Produktive und nachhaltige Veränderungen und Lerneffekte erzielst du nur, wenn du eine innere, persönliche Motivation dafür besitzt. Anderenfalls kann es besser sein, deine bisher angestrebten beruflichen Ziele zu hinterfragen. Ein Job, für den du dich von vornherein „verbiegen“ musst, würde dich langfristig mit Sicherheit nicht glücklich machen.

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