Beim Wort Kampfsport, denken viele an Muskelpakete, die mit Anabolika vollgepumpt sind und bei dem kleinsten Ärgernis in die Luft gehen. „Hey Alter, was ist, willst du Stress? Ja du, genau dich mein ich, willst du Streit“. So oder ähnlich stellt man sich Kampfsportler vor. Doch es gibt auch einige andere Kaliber im Kampfsport.
An einem nebeligen Herbstabend, begebe ich mich auf eine spärlich beleuchtete Allee. Endlich am Ziel angelangt, befinde ich mich vor einer verlassenen alten Mehrzweckhalle. Doch verlassen scheint die Halle nur auf den ersten Blick, beim genaueren hinsehen, kann man eine vage Lichtquelle erahnen. Plötzlich huscht ein Schatten an den milchigen Fenstern der Halle vorbei. Danach öffnet sich langsam die schwere Metalltür und eine Gestalt tritt aus dem vom Inneren kommenden, grellen Licht in die Dunkelheit. Meine Augen benötigen einen Moment um die Gestalt auszumachen, doch dann erkenne ich sie. Ich bin froh denn nun weiß ich, dass ich mich nicht verirrt habe. Vor mir steht Jörg Sagmeister, der mich zu seinem heutigen Training eingeladen hat.
Der Trainer
Jörg Sagmeister ist eigentlich Student, doch seine wahre Leidenschaft galt schon immer dem Sport, insbesondere dem Kampfsport. Schon in seiner Kindheit hat der Bildungswissenschaftsstudent Karate, Aikido und Hapkido praktiziert. Außerdem hat er sich mit anderen Sportarten wie Boxen, Thaiboxen, Judo und Ringen beschäftigt. Im Sommer 2006 kam dem 27-jährigen dann die Idee, Techniken aus all diesen Sportarten zu verbinden. Angefangen hat alles mit dem so genannten „Pracken“ auf einer Wiese. Es taten sich einige Leute zusammen und schlugen sich, natürlich mit Technik und Schutzkleidung. Danach besuchte Jörg viele Kurse und Seminare, er absolvierte die Ausbildung zum Fit-Lehrwart, damit er als Trainer tätig sein darf. Seit 2010 trainiert er also rund 20 Menschen im Kampfsport. Besonders daran ist, dass er von den bekannten Kampfsportarten einige Techniken herausnimmt und all das dann im Training vereint.
Kampfsport als Selbstverteidigung
Primär gilt die Ausübung des Kampfsports in Jörgs Truppe, als Training für sich selbst. Das Training bringt aber auch eine andere Komponente, die Selbstverteidigung. Zwar geraten die meisten Menschen selten bis nie in eine brenzliche Situation, doch wenn es letztlich so kommt, handeln die meisten unkontrolliert oder überschätzen sich. Denn Selbstverteidigung bedeutet zwar einerseits, die Kraft dazu zu haben, dem Gegner entgegentreten zu können aber in erster Linie geht es darum, die Situation der Gefahr zu vermeiden oder zu umgehen. Solang es die Möglichkeit gibt, unbeschadet aus der Gefahrensituation zu entkommen, sollte man diese auch nutzen. Zumindest ist das das Credo von Jörg und seiner Mannschaft, immer ausweichen statt angreifen. Weiteres hat das Training für Jörg aber noch einen ganz speziellen Aspekt, es hilft ihm von seinem stressigen Alltag abzuschalten. Für Körper und Geist bietet der Sport Entspannung und Ausgleich, so erzählt Jörg. Er hat zwar durch sein Studium und seine Arbeit nur wenig Zeit, um Sport zu treiben, doch er nimmt sich Zeit dafür, da es für ihn besonders wichtig ist aktiv zu sein. Während er diese Worte spricht bekommt er große Augen und wirkt fast wie ein Pfarrer, der zu seiner Gemeinde predigt. Jörg ist eben davon überzeugt, dass Sport für Jedermann wichtig sein sollte, und daran ist nichts falsch.