„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Das sagte Carly Fiorina, frühere Chefin von Hewlett-Packard, 2009 voraus. Zehn Jahre später hat sich ihre Prophezeiung nicht bewahrheitet. Noch nicht. Der digitale Zug hat sich in Bewegung gesetzt und er kennt nur eine Richtung: Vorwärts. Manche Branchen fahren schneller, andere sind behäbiger.

Wie ist der Stand der Digitalisierung in Österreich? Welche Geschäftsmodelle sind neu, welche geraten ins Wanken? Und was erwarten die Unternehmen von den Uni- & FHAbsolventen? UNIMAG macht den Branchen-Check – von der Automatisierungstechnik über den Handel bis zu Transport und Logistik. Die meisten Branchen versprühen Optimismus.

Automatisierung

In Südkorea kommen auf 10.000 Arbeiter in der Produktion schon 710 Roboter. Das ist weltweite Spitze.

Der globale Durchschnitt liegt nach Angaben der International Federation of Robotics (IFR) bei 85. Und der Roboteranteil steigt weiter – und damit auch der Automatisierungsgrad. Roboter sollen immer mehr Arbeitsschritte übernehmen, Unternehmen wollen so schneller und schlanker produzieren.

Das Internet der Dinge, bei dem Maschinen miteinander vernetzt werden, dürfte diese Entwicklung noch beschleunigen. Die entsprechende Technik liefern Ingenieure. Oft haben sie Automatisierungstechnik an der FH Oberösterreich oder der FH Campus 02 Graz studiert. Die Technische Universität Wien bietet das Masterfach Energie- und Automatisierungstechnik an.

Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau

Mit dem 3D-Drucker Werkzeug aus künstlichem Mondstaub erzeugen und damit irgendwann Siedlungen auf dem Mond bauen. Klingt nach Science-Fiction, aber das Hochleistungskeramik-Startup Lithoz aus Wien meint es ernst. Der Maschinen- und Anlagenbau, eine konservative Branche, wird gerade von allen Seiten in die Zange genommen, der Veränderungsdruck ist enorm.

Eine eigene Digitalisierungsstrategie hat auch die Palfinger AG, Weltmarktführer bei Ladekränen, aufgesetzt. Mit VR-Brillen können Mitarbeiter Maschinen bedienen, ohne dass sie sich bei Wind und Wetter im Gefahrenbereich aufhalten müssen. Auf dem Monitor blinkt auf, welcher Kran gerade wo im Einsatz – oder im Leerlauf – ist. Das soll die Effizienz erhöhen. Telematiksysteme informieren in Echtzeit darüber, in welchem Zustand sich die Maschinen gerade befinden. So können Fachkräfte sie vorausschauend warten.

Maschinenbauer sind gut beraten, sich Zusatzfähigkeiten anzueignen. Die FH Technikum Wien hat bereits reagiert – mit dem Masterstudiengang „Maschinenbau – Digitalisierte Produktentwicklung & Simulation“.

Automobilbranche

Kaum einer Branche weht der Wind of Change so stark um die Nase wie der Automobilindustrie. Abgasskandale wollen aufgeklärt, Elektroautos auf die Straße gebracht werden. Auch der Traum vom autonomen Fahren lebt trotz einiger Rückschläge weiter. Die Hersteller ahnen, dass sie in Zukunft weniger Autos, dafür aber mehr Dienstleistungen verkaufen werden. Sie investieren in Carsharing-Dienste oder Autokauf-Webseiten – und brauchen dafür immer mehr IT-Fachkräfte.

Volkswagen bildet seit 2019 in Wolfsburg eigene Softwareentwickler für die Automobilindustrie aus. Für die ersten 100 Plätze hatten sich nach VW-Angaben 1.500 Kandidaten beworben. Von den Neu-Azubis haben 18 Prozent einen Hochschulabschluss, darunter sind sogar einige Mittvierziger.
Der wachsende Einfluss der IT macht sich auch in der Hochschullandschaft bemerkbar. In Deutschland gibt es den Studiengang Automobilinformatik, in Landshut etwa. Ganz neu ist das Bachelor-Fach Automotive Computing an der FH Oberösterreich. Pro Studienjahr gibt es hier 28 Studienplätze für die Autobauer der Zukunft.

Bauindustrie

Bullige Typen, die im Schweiße ihres Angesichts dicke Steine durch die Gegend schleppen und hämmern, kloppen, brüllen. Der Bau war schon immer Knochenarbeit. Sollten die kühnsten Träume der Baubranche wahr werden, dann übernehmen den Job bald Roboter. 3D-Drucker spucken die passenden Bauteile aus, Maschinen schaffen sie an die richtige Stelle und erschaffen das Mauerwerk.

Im Februar 2019 zog der Bauroboter Hadrian X in Australien sein erstes Haus hoch – drei Schlaf– und zwei Badezimmer inklusive – und brauchte dafür weniger als drei Tage. Zuvor hatte das australische Startup Fastbrick Robotics 24 Jahre gebraucht, um seinen kranförmigen Bauroboter auf die Rampe zu fahren. Wirtschaftlich lohnt sich der Einsatz für Bauunternehmen nach Einschätzung von Experten noch nicht, in ein paar Jahren aber könnte die Rechnung aufgehen. Nicht nur der Maurerberuf wird dann ein anderer sein: Fachkräfte auf dem Bau benötigen in Zukunft weniger Griffkraft, aber mehr IT- und Elektro-Expertise.

Banken und Versicherungen

In Zukunft dürften Finanzdienstleistungen immer ausgeklügelter, intelligenter, individueller werden.

Ara Abrahamyan heißt der Mann, der die Erste Bank in ein digitales Powerhouse verwandeln soll. Am 1. Januar 2020 tritt er seinen Posten als Chief Digital Transformation Officer an, für ihn wird sogar ein Vorstandsposten neu geschaffen. Abrahamyan verfügt über einen Doktortitel im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Der Raiffeisen Bank International wiederum ist es ein Anliegen, interne Innovation zu fördern und so die kreativen Freiheiten eines Start-ups mit der wirtschaftlichen Sicherheit einer großen Organisation zu verbinden. Zusätzlich wird über eine Risikokapitalgesellschaft Geld in vielversprechende FinTechs investiert. Das zeigt, wohin die Reise in der Bankenbranche geht.

Schon heute wird Geld bevorzugt im Internet hin- und hergeschoben: Summe überweisen, Kredit beantragen, Aktien kaufen. „Die Finanzbranche war und ist eine der Branchen, in denen die Digitalisierung am weitesten fortgeschritten ist“, sagt Stefan Pichler, Bankenexperte von der WU Wien.

Vor allem der Blockchain-Technologie wird zugetraut, Finanzgeschäfte sicherer zu machen. Experten, die sich damit auskennen, dürften auf dem Arbeitsmarkt keine Probleme haben – für den klassischen Bankkaufmann, der am Schalter Kunden betreut, wird es dagegen immer brenzliger.

Chemische Industrie

Man legt die Kapsel in das Gerät ein, drückt auf den Knopf und schon kommt unten die gewünschte Mischung heraus. Die Rede ist wohlgemerkt nicht von einem frisch gebrühten Hallo-Wach-Kaffee.

Es ist die chemische Industrie, die sich ebenfalls einen vorderen Platz im Haushalt erkämpfen will. Darum arbeiten der deutsche Chemie-Riese BASF und die französische B2B Cosmetics jetzt zusammen. Ihre Kapselmaschine soll bald Anti-Falten-Cremes, Sonnenschutzlotionen und Peeling-Gels zuhause in die Creme-Dosen laufen lassen. Der Nutzer füllt Wasser ein, legt die Kapseln mit den auserwählten Inhaltsstoffen und Aromen ein und steuert den Prozess über sein Smartphone. Das Gerät mischt die Stoffe in wenigen Minuten zu einem personalisierten Pflegeprodukt.

Mit digitalen Endprodukten kann die Industrie näher an den Kunden rücken – vorausgesetzt, die Marketingabteilungen leisten ganze Arbeit.

Consulting, Steuer& Unternehmensberatung

Das Zeitalter der Excel-Sheets im Finanz- und Rechnungswesen geht zu Ende …

… prognostiziert PwC in einer Analyse. Neue Technologien könnten historische Finanzdaten oder Geschäftsprozesse viel besser prüfen als das menschliche Auge. Auch die Abschlussprüfung in den Unternehmen werde immer stärker automatisiert.

Allerdings, so beziffern es die meisten der von PwC befragten Entscheider, „nur“ zu 10 bis 40 Prozent. „In vielen Unternehmen ist etwas Ernüchterung darüber eingekehrt, was Technologie heute kann“, schreiben die Berater. Hinzu komme, dass die persönliche Kommunikation unerlässlich bleibe.
Wirtschaftsprüfer, Steuer- und Unternehmensberater aus Fleisch und Blut werden also weiterhin beraten, kommunizieren, prüfen, einen Großteil der Arbeit leisten. Sie dürften sich aber vermehrt in virtuellen Räumen mit den Mandanten treffen, können dann selbst bei einer Abschlussprüfung kurzfristig und ohne Reiseaufwand aus aller Welt hinzugezogen werden. Das spart Kosten – und die Klimabewegung wird es auch freuen.

Elektrotechnik

„Hier ist Österreich absoluter Vorreiter“, sagt Katharina Holzinger vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). In ihrer Rolle fühlt sich die Branche wohl. „Die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie verfügt über besonders großes Wissen zu elektronisch basierten Systemen, die die Basis der Digitalisierung sind“. Dazu zählen NFC-Technologien für die Logistik, intelligente Lichtsteuerungssysteme, Komponenten für Handys oder Sensoren, die die CO2-Konzentration in Fahrzeugen und der Umwelt messen.

Die Absolventen von heute sollten nach Überzeugung des FEEI möglichst breit aufgestellt sein. Früher schätzten die Arbeitgeber Fachwissen. Heute ist Problemlösungskompetenz ein Zauberwort, das den Lebenslauf aufwertet. „Es braucht fächerübergreifendes Knowhow, vor allem auch in Verbindung mit IT, Daten und Algorithmen“, so Holzinger.

Energiewirtschaft

Der große Umtausch läuft. Bis 2022 sollen alle sechs Millionen Stromzähler in Österreich durch moderne Smart Meter ersetzt werden. Die intelligenten Geräte empfangen und senden digitale Daten, erleichtern die Ablesung aus der Ferne und sollen sogar beim Energiesparen zuhause helfen. Sie sind eine attraktive Innovation – leider auch für Hacker.

Die Energieunternehmen versprechen sich vom Digitalzeitalter hohe Einsparungen und neue Umsätze. Elektro-Autos wollen über Ladestationen mit Strom versorgt, smarte Energienetze aufgebaut werden, Stromkunden im Netz ihren Wunschtarif serviert bekommen. Wer Kundendaten analysiert und Vertriebskanäle im Netz pflegt, kann Kasse machen. Ohne Entwickler, Data Scientists und Marketingfachleute geht das nicht, auch agile Arbeitsweisen wie Scrum und Canvas breiten sich in der Energiewirtschaft rasant aus.

Energiewirtschaft studieren kann man an der FH Kufstein Tirol, Energietechnik und Energiewirtschaft an der FH Vorarlberg. Noch spezieller ist der Master in Energy Informatics, den die FH Oberösterreich im Programm hat.

Öffentliche Verwaltung und Interessenvertretung

Nach zwei Wochen gab Lake City auf. Die Gemeinde in Florida zahlte ihren Erpressern 500.000 Dollar in Bitcoins, …

… nachdem diese im Juni die Computersysteme mit Ransomware komplett lahmgelegt hatten.

„Wir befinden uns in einem ständigen Wettlauf mit den Cyber-Kriminellen“, sagt auch der Sprecher der Stadt Wien Nikolai Moser. Die IT-Abteilung der Stadt Wien habe zwar unterschiedlichste Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber dennoch: „Es kann nie ausgeschlossen werden, dass einer der vielen Angriffe, denen Städte wie Wien laufend ausgesetzt sind, erfolgreich sind.“

Dabei wollen Städte und Kommunen doch eigentlich von der Digitalisierung profitieren. Das Schlagwort heißt E-Government. Privatpersonen sollen Stipendien oder Strafregisterbescheinigungen alsbald online beantragen, Unternehmer den Antrag fürs Gewerberegister im Netz stellen können. Nur drei von zehn Österreichern nutzen digitale Services in öffentlichen Einrichtungen bislang – deutlich weniger als in Ländern wie Indien, Marokko, Argentinien oder Kasachstan.

Handel

„Hallo Alexa, ein Samsung Galaxy Note 10+ und zwei Flaschen Zitronenlimo bitte.“ Immer mehr Österreicher kaufen über einen Sprachassistenten ein. Das Prinzip nennt sich Voice Shopping, bleibt aber vorerst ein Nischenmarkt.

Längst durchgesetzt hat sich dagegen das Shoppen mit dem Smartphone. Unbestritten ist: Die dicken Kataloge haben im Handel ausgedient, Gegenwart und Zukunft gehören dem Online-Einkauf. Das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt – aber nicht unbedingt negative.

Jene Jobs, die im Zuge der Digitalisierung und des E-Commerce-Booms auf der Fläche weggefallen sind, konnten mit anderen Retail-Bereichen wie der Webshop-Betreuung kompensiert werden …

… sagt Rainer Will vom Handelsverband Österreich. Rund 580.000 Mitarbeiter beschäftigt der Handel hierzulande, ihr Bildungsniveau steigt.

„In Zukunft wird der Handel vor allem von jenen Unternehmen dominiert werden, die mehrere Kanäle verknüpfen und dem Kunden sowohl online als auch offline ein lückenloses Einkaufserlebnis bieten können“, glaubt Kühberger. „Dafür braucht es massive Investitionen: in Strukturen und in top ausgebildete Mitarbeiter.“

Industrie

Die Weichen für die Zukunft richtig stellen – im Falle von Voestalpine ist das mehr als eine hohle Phrase. Der Industriekonzern aus Linz will nicht länger nur herkömmliche Schienen und Weichen aus Stahl verbauen.

Smarte Schienensysteme sollen es sein, mit Dutzenden Sensoren ausgestattet. So erkennt man schnell, ob eine Weiche instandgesetzt oder der Zug im nächsten Bahnhof angehalten werden muss, weil Material verschlissen ist. Sogar in der Werkzeugausgabe der Weichenbauer, wo früher einfach Hammer und Zange über den Tresen gereicht wurden, benötigt man heute Mitarbeiter, die mit digitalen Toolmanagementsystemen umgehen können.

All das kann man unter dem Schlagwort Industrie 4.0 zusammenfassen, bei der alles mit allem vernetzt ist. So auch im steirischen Kapfenberg, wo bis 2021 das modernste Edelstahlwerk der Welt entstehen soll. Viele Nachwuchskräfte findet Voestalpine in Leoben. An der Montanuniversität werden Industrielle Energietechnik, Industrielle Umweltschutz- und Verfahrenstechnik sowie Industrielogistik gelehrt.

Ingenieurdienstleistungen & Consulting

Jede Woche müssen sich die Mitarbeiter von P3 Automotive neu bewerben.

Aktuelle Projekte veröffentlichen die Ingenieurdienstleister auf ihrer Plattform, dem sogenannten Projektmarktplatz. Wer heiß auf ein Projekt ist, sollte das schnell zum Ausdruck bringen – bevor alle Plätze weg sind.

Die schöne neue Arbeitswelt hat auch in den Ingenieur- und Consulting-Büros Einzug gehalten. Dafür wird im Gegenzug fachliche Flexibilität erwartet. Das ist auch bei Ferchau der Fall, einem der größten Ingenieurdienstleister des Landes. „Gerade im produktionsnahen Umfeld ist es heute essenziell für Ingenieure, interdisziplinär aufgestellt zu sein“, wird Rolf Schultheis, Leiter der triebssteuerung von Ferchau, im Firmenblog zitiert. „Es gibt im Windschatten von Industrie 4.0 immer mehr Mitarbeiter, die Kompetenzen aus IT und Engineering vereinen.“

Vor allem die 5G-Netze dürften das Internet of Things antreiben, in dem Maschinen miteinander kommunizieren. Das Geschäft brummt offenbar: Ferchau beschäftigte 2018 nach eigenen Angaben über 280 Mitarbeiter in Österreich. In diesem Jahr will man die 350er-Marke knacken.

IT und Telekommunikation

IT-Freelancer verdienen im deutschsprachigen Raum 91,05 Euro pro Stunde – netto, versteht sich. Auf diesen Wert kommt zumindest die Plattform Freelancermap, die ihnen Jobs vermittelt.

Kein Wunder also, dass so viele Softwareentwickler, SAP-Berater und Projektmanager solo unterwegs sind. Die agile Arbeitswelt spielt ihnen in die Karten. Freie Mitarbeiter werden nach Bedarf angeheuert, Teams projektweise neu zusammengewürfelt.

Auch Telekommunikationsriese A1 Telekom Austria will, dass bald alle Mitarbeiter agil arbeiten. Dann gibt es keine klaren Ansagen mehr von oben. Jeder Beschäftigte darf – muss aber auch – mitreden. „Um mit vereinten Kräften die digitale Transformation voranzutreiben, ist verstärkt bereichsübergreifende und internationale Zusammenarbeit gefordert“, heißt es im letzten Jahresbericht. „Mitarbeiter werden dazu angeregt, in multinationalen Projektgruppen zu arbeiten“.

Auch die E-Learning-Plattform soll ausgebaut werden, um die eigenen Leute fit für das Internet of Things oder IT-Sicherheit zu machen. Freiheit und Eigenverantwortung, agil und flexibel – die IT-Branche gilt als Trendsetter. Aber von ihr kann man das ja schließlich auch erwarten.

Konsumgüter, Markenartikel und Nahrungsmittel

Kylie Jenner ist mit 21 Jahren die jüngste Milliardärin der Welt. Das US-Magazin Forbes schätzt ihr Vermögen auf eine runde Milliarde Dollar.

Zu verdanken hat sie das ihrer Kosmetik-Linie Kylie Cosmetics, vor allem aber der Beauty-Armee, die ihr auf Instagram und Snapchat folgt. Über 140 Millionen Follower sind es mittlerweile alleine bei Instagram. Denen hat das Trash-TV-Girl über die Jahre Lippenstifte und schimmernde Bodylotions in riesigen Mengen aufgeschwatzt. Ihr Fall ist beispielhaft: Konsumgüter brauchen heute vor allem eines – eine durchschlagende Online-Präsenz.

Perfektioniert hat das auch Österreichs Nummer eins, Red Bull. Die Brauselieferanten haben ein eigenes Medienimperium kreiert, sponsern Musikfestivals, Formel-1-Teams und E-Sport-Clans. Viel Geld fließt in Testimonials – vom Snowboarder bis zum Fechter. Fruchtsafthersteller Rauch wirbt mit Ski-Ikone Anna Veith.

Dafür braucht es Kommunikations-Experten, Marketing- und Social-Media-Manager. Aber: Die Zukunft spielt sich keineswegs nur im Internet ab. Auch in zehn Jahren wollen Red Bull und Rauch ihre Produkte noch möglichst auffällig in den Supermärkten platzieren. Das besorgen Category Manager – oder wie es Rauch sie nennt: Junior Shopper Marketing Manager.

Papier, Kunststoffe und Verpackung

Ein kleiner Plastik-Aufkleber auf der Kiwi, auf dem „Bio“ steht – irgendwie paradox. Zweifellos trägt die Verpackungsindustrie eine Mitschuld daran, dass sich Ozeane und Landschaften sehenden Auges in Müllkippen verwandeln.

Verpackungsmaterial einsparen und nachhaltiger machen – das ist eine der drängendsten Aufgaben für die Verpackungswirtschaft.

Die Branche zählt in Österreich rund 150 Unternehmen und über 14.300 Beschäftigte. Sensoren und Zeit-Temperatur-Indikatoren könnten zum Beispiel den Frischegrad von Joghurts oder Milch anzeigen. Das Mindesthaltbarkeitsdatum hätte endgültig ausgedient. Mit Hilfe von RFID-Funketiketten soll die Verpackung mit dem Konsumenten kommunizieren – und ihn etwa daran erinnern, seine Medizin pünktlich zu nehmen.

Akademischer Vorreiter ist die FH Campus Wien. Hier können Verpackungskünstler erst Verpackungstechnologie auf Bachelor studieren und dann einen Master in „Packaging Technology and Sustainability“ nachlegen. Der Bio-Sticker auf der Kiwi könnte übrigens bald ein Relikt aus der Plastik-Ära sein. Moderne Laserkennzeichnung brennt das Bio-Siegel auf die Frucht – ganz ohne Kunststoff.

Technologiebranche

Die Apple-Story ist atemberaubend. Nach einer langen Durststrecke stellte das Unternehmen aus Cupertino Anfang der Nuller Jahre den iPod vor, einen revolutionären MP3-Player. Dann kamen das MacBook, das iPhone und das iPad. Sieben Jahre lang stand Apple in der PwC-Rangliste der wertvollsten Unternehmen der Welt auf Platz eins. 2019 hat diese Position Microsoft inne.

Technologiefirmen müssen sich immer schneller drehen, kreativer, raffinierter werden. Dafür können sie ihre Produkte auch schnell auf der ganzen Welt ausrollen – und genauso schnell Gewinne einfahren. Unter den zehn wertvollsten Firmen weltweit sind fünf Technologie-Unternehmen, neben Microsoft und Apple noch Google-Mama Alphabet, Facebook und Tencent.

In Österreich kann man von einem Tech-Titanen nur träumen. Das Verhältnis von Industrie- und Technologieunternehmen liegt hierzulande bei 3:1, in den USA bei 1:1. Die größten Sorgen macht sich die Technologie-Branche laut Umfrage über die zunehmende Regulierung, Cyber-Attacken und einen Mangel an digitalen Talenten.

Transport und Logistik

In zehn Jahren übernehmen Maschinen die Macht …

… meint Thomas Johaim scherzhaft. Er ist Produktmanager bei der Knapp AG in Hart bei Graz, einem Spezialisten für Lagerlogistik. Das menschenfreie Lager können sich die Grazer in Zukunft sehr gut vorstellen. Dann sitzen Fachkräfte in der Zentrale und navigieren von hier aus Roboter durch die Gänge, während sich draußen autonom fahrende Lastwagen in Bewegung setzen.

Unternehmen wie ThyssenKrupp Steel und Autozulieferer ZF setzen schon heute Transportdrohnen ein, um im Werk Teile von A nach B zu fliegen. In einer aktuellen Umfrage des deutschen Digitalverbands Bitkom sagten 71 Prozent der Befragten, dass die künstliche Intelligenz in zehn Jahren viele Aufgaben in der Logistik übernehmen wird. Sie wird Routen besser planen und Waren eigenhändig bestellen.

Auch die Knapp AG beschäftigt mittlerweile Machine-Learn-
ing-Engineers. Zudem dürfte der Bedarf an Fachkräften steigen, die sich mit 3D-Druckern, Blockchain, großen Datenmengen oder Drohnen auskennen. Für angehende Logistiker interessant ist das Fach „Logistik und Transportmanagement“ an der Fachhochschule des BFI Wien.

Pharmazie, Biotechnologie

„Cyberangriffe im Gesundheitsbereich haben in den letzten zwölf Monaten zugenommen“, weiß Robert Lamprecht, Director im Bereich IT-Advisory bei KPMG Österreich. Krankenhäuser und Unternehmen werden erpresst, Patientendaten gestohlen.

Auch auf Forschungsergebnisse und geistiges Eigentum haben es die Cybergangster abgesehen. „Hier haben vor allem Pharma- und Biotechunternehmen besonderen Handlungsbedarf, da der Diebstahl dieser Informationen existenzbedrohend sein kann“, so Lamprecht. Da erscheint es nur logisch, dass auch das Wiener Biotech-Startup Hookipa aufrüstet. Im Juni 2019 suchte man per Online-Stellenanzeige einen Head of IT, um „IT-Standards zu schaffen, die den Ansprüchen eines börsennotierten Unternehmens entsprechen“.

Die Gehaltsverhandlungen starteten bei einem Jahresgehalt von 70.000 Euro — die Branche zahlt gut. Studieren kann man Biotechnologie zum Beispiel am MCI Innsbruck. An der FH Campus Wien gibt es das Fach „Biotechnologisches Qualitätsmanagement“.

Immobilienwirtschaft

„Die Branche sollte Absolventen aus den Data Sciences anwerben“, rät die Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), der britische Berufsverband der Immobilienfachleute, in einer aktuellen Analyse.

Auch für die Unternehmensberatung Deloitte sind „Daten das neue Gold“ in der Immobilienwirtschaft. Die Wohnungsunternehmen schwimmen in einem Meer an Zahlen und Quadratmeterpreisen. Sie müssen die Daten nur heben und clever verknüpfen, um ihr Business zukunftsfest zu machen. Denn der Markt ist in Bewegung. Neue datengetriebene Geschäftsmodelle poppen an jeder Ecke auf.

In den USA ist Bürovermieter WeWork zu den Einhörnern aufgestiegen, in Österreich sorgt Mietersucher Prop.id für Aufregung. In Großbritannien will das Startup Nested den Umzug ins neue Eigenheim erleichtern, noch bevor man das alte verkauft hat. Dazu schätzt Nested den Verkaufswert der alten Immobilie und zahlt dem Verkäufer im Voraus 90 bis 95 Prozent der Summe aus. Damit kann dieser sein neues Haus finanzieren. Schafft es Nested nicht, die Immobile zum Schätzwert zu verkaufen, bleibt es auf den Mehrkosten sitzen. Erzielt das Unternehmen dagegen einen höheren Verkaufspreis, streicht es die zusätzlichen Pfund als Bonus ein.

Text: Sebastian Wolking
Fotos: istock.com – Cecilie_Arcurs, scyther5, SolisImages, undefined, basketman23, ipopba, YakobchukOlena

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