Axel „Aki“ Bosse ist eigentlich schon ein alter Hase im Musikgeschäft und ein von Grund auf sympathischer Mensch. Mit seiner Band Bosse ist er seit vielen Jahren unterwegs und hat im vergangenen Jahr mit „Kraniche“ sein schon fünftes Album mit dieser Formation vorgelegt. Zur Zeit des zweiten Albums „Guten Morgen, Spinner“ ganz unten angelangt, dürfen Bosse die Welt seit einiger Zeit wieder von etwas weiter oben betrachten. Am 18. Juli dieses Jahres kam nun das Live-Album „Kraniche – Live in Hamburg“ heraus – samt dazugehöriger DVD. Als jahrelanger Bosse-Fan hat es mich persönlich sehr gefreut, dass ich für UNIMAG die Möglichkeit bekam, ihm dazu und zu weiteren interessanten Dingen Fragen zu stellen.

UNIMAG: Bald kommt dein neues Live-Album und deine Live-DVD heraus. Was können deine Fans davon erwarten und wo wurde das gedreht?

Bosse: Wir haben in der Hamburger Sporthalle gedreht, das war das letzte Konzert des vergangenen Jahres und bisher auch das größte Konzert. Ich hab viele Freunde eingeladen, die uns schon lang begleiten. Vor allen Dingen erstmals 10 Gastmusiker, das sind alles Leute, mit denen ich über die Jahre ganz viel Musik gemacht habe, ein paar Cellisten, Trompeter und so weiter. Und sonst ein paar Freunde aus dem Musikgeschäft, Sebastian Madsen, mit dem ich jetzt schon seit 15 Jahren ultra eng befreundet bin, mein alter Freund Kim Frank von der Band Echt, der, glaube ich, das erste Mal seit sechs Jahren das erste Mal wieder laut gesungen hat und die Mädels von Boy, die kommen aus Zürich und aus Hamburg. Da gibt es eigentlich die engste Bindung, weil sie circa 80 Support-Konzerte bei uns gespielt haben und Sonja, die Bassistin, früher auch bei uns Bass gespielt hat, bevor es dann Boy gab. Das war ganz besonders. Und sonst war das besondere, dass ich das Gefühl hatte, dass es das erste Bosse-Konzert war, das man mal so in einem durchspielen konnte. Ich hab mein Leben lang Konzerte von mir aufgenommen in der Hoffnung, dass man die dann irgendwie mal live veröffentlichen kann. Ich hätte immer stückeln müssen, um ein Live-Album machen zu können, also so zwei aus Wien, drei aus München, fünf aus Berlin und sechs aus Hamburg. Ich wollte aber diesen einen Abend haben, der magischer ist als die anderen und das war der, ohne dass wir da viel dazutun mussten. Natürlich auch durch die Leute und weil das einfach ein besonderer Abend war. Es ist keine Metallica-DVD geworden, also wir hatten keine 160 Kameras, wir hatten eher  acht (lacht). Deswegen ist die DVD auch die Beilage. Aber ich finde, für unsere kleinen Mittel ist die doch ganz schön geworden, und ich hoffe, das fängt diesen Moment des Abends ein und den Moment der vergangenen zwei Jahre.

Du hast eben gesagt, dass du schon mit vielen Musikern zusammengearbeitet hast, zum Beispiel mit Sebastian Madsen („Vereinfachen“ vom Album „Taxi“) oder auch Anna Loos (Neuaufnahme des Lieds „Frankfurt/Oder“ vom Album „Wartesaal“). Mit wem würdest du denn noch gerne mal was machen?

Es gibt da ein paar Hip-Hop-Freunde von mir, Samy Deluxe oder auch Casper, die ich immer noch super finde, weil sie – vor allem auch gesanglich – anders an Musik rangehen. Bei Samy geht’s dann teilweise um’s Wort und um Beats – und die haben natürlich, weil sie irgendwie guten Sprechgesang machen, einfach mehr Platz. Ich hätte schon Lust auf ’nen Hip Hopper, sonst gibt’s Leute aus Übersee, die ich toll finde. Zum Bespiel habe ich letztens die Sängerin von London Grammar auf einem Festival kennengelernt, wir haben uns ziemlich gut verstanden und haben Nummern ausgetauscht. Das wäre mal eine, die ich nächste Woche anrufen und fragen würde, ob ich mal vorbeikommen kann. Sonst sind es vor allem Leute, die schon älter sind. So jemand wie Sting ist zum Beispiel ein Traum, weil er selten musikalisch sehr offen war und eine punkige Attitüde hat, oder Leute, die alles an die Wand singen wie das Mädchen von London Grammar, die find ich dann immer interessant. Die kommen dann aber alle nochmal aus ’ner anderen Liga, da komm ich mir dann immer vor wie so ein … Idiot, mit denen will ich dann immer singen (lacht).

Aber du warst ja zum Beispiel dieses Jahr auf dem Southside Festival und da hast du die Bude eigentlich ganz schön voll gekriegt, obwohl gleichzeitig The Black Keys gespielt haben, was du da auch gesagt hattest. Was bedeutet das für dich dann und wie wirkt das auf dich?

Surreal, muss ich ganz ehrlich sagen, weil ich wirklich Angst vor dem Southside Festival hatte. Ich hab am Ende auch gehört, dass wir die einzige Band waren, bei der das Zelt wirklich zugemacht wurde, weil es zu voll war. Sowas ist mir erstmal gar nicht so wichtig, nur wenn es dann „gegen“ die Black Keys geht und ich mich als Zuschauer hätte entscheiden müssen, ey, dann würde ich doch nicht zu Bosse gehen, das hab ich wirklich gedacht. Und ich dachte von Vornherein: „Okay, heute auf’m Southside haben wir ein bisschen Pech gehabt, da kommen wahrscheinlich 300 Besoffene, die die ganze Zeit im Zelt rumhängen, oder wir haben Glück und es regnet.“ …hat es dann aber nicht. Dass es am Ende so voll war, konnte ich echt nicht glauben, bis es vorbei war. Meine Frau war auch mit und hat gemeint: „Jetzt mach dir doch nicht so viele Sorgen.“ Auf dem Hurricane haben wir auch gegen die Pixies gespielt, da hab ich mir nicht solche Sorgen gemacht, und auch ein bisschen gegen Kraftklub, aber den Norden kann ich im Moment besser einschätzen, am Southside war ich mir überhaupt nicht sicher. Dann war ich natürlich total begeistert, voll gut.

Wie viele Lieder schreibst du eigentlich für ein Album und wie wählst du die dann aus?

Bei mir ist es immer schwierig, ich schreib nämlich ziemlich viel und ich schreib auch ziemlich viel Müll, das muss man mal so sagen. Ich schreib fast täglich und find das dann auch immer geil für den Tag und dann ist es am nächsten Tag schon wieder so, dass ich das wegschmeiße. Am Ende sind es die Sachen, die es bei mir auf’s Album schaffen, wo ich mit dem Text angefangen habe. Es stimmt wohl, wenn man sagt, dass so ein Lied immer einen Auftrag und einen Grund braucht, warum es geschrieben wurde, und es kann bei mir nur über den Text gehen. Die Lieder, die mit ’ner geilen Melodie anfangen oder mit irgendeinem krassen Instrument, wo ich dann versuch, oben drauf zu texten, das ist dann immer wie ein Korsett und dann ekel ich mich immer vor mir selber und dann hör ich auf. Deswegen schreibe ich, wenn ich ehrlich bin, circa 60 Songs für ein Album und am Ende bleiben acht gute von den 60 übrig und dann muss ich noch vier gute hinterherlegen, das ist immer ganz schwierig (lacht).

Du hast mal für eine Hannes-Wader-Tribut-CD das Lied Die Möwe vertont. Wie ist es dazu gekommen und warum hast du gerade das Lied ausgewählt?

Der Geburtstag von Hannes Wader wurde in Form einer CD gefeiert und ein paar Leute wurden von ihm eingeladen, ihn selbst zu huldigen. Das fand ich schonmal ganz interessant. Ich war mit dabei und auch Fettes Brot waren mit dabei. Dann hat mich irgendwann der Björn Beton von Fettes Brot angerufen und gesagt, sie wollen das gerne mit mir zusammen machen. Ich fand das super, weil das alte Freunde von mir sind. Wir haben dann zu zweit dieses Lied gemacht. Wir haben mit vielen populäreren Songs angefangen, „Die Möwe“ ist ja schon eher ’ne B-Seite. Am Ende haben wir uns aber dafür entschieden, nicht das zu machen, was jeder erwarten würde. Weil Hannes Wader ja eine eigene Weise hat, Gitarre zu spielen – oft ohne Timing zum Beispiel – und die Band sich dann oben draufsetzt, fand ich das dann so gut, es mit einem elektronischen Beat zu machen, total grade und eher mystisch. Wir haben versucht, eher kunstmäßig zu sein und trotzdem lang nicht so kunstmäßig wie er, weil seine Version ist schon so gezupft, dass ich das niemals zupfen könnte.

Beim Konzert in Wien hast du ziemlich vom Käsekrainer geschwärmt. Wann kommst du denn mal wieder nach Österreich?

Ich probiere es immer wieder, dann ist aber entweder Deutschland so voll oder Teile der Band konnten nicht. Aber ab sofort wird Österreich, wenn wir eine richtige Tour machen – und das wird 2015 wieder der Fall sein, komplett mit drin sein. Das hatten wir vorher noch nie, weil da einfach zu wenig Leute gekommen sind und dann war es wahrscheinlich – ich weiß gar nicht richtig warum – zu teuer, das mit in die Tour einzubinden. Ich fand alle drei Konzerte, die wir in Österreich hatten, super. Wir wollten jetzt eine Frühjahrstour spielen, da spielen wir dann eben Hamburg, Wien, fahren bei euch hinten mal ’ne Runde lang und kommen dann wieder zurück. Es ist also ab sofort mit auf der Landkarte des Bookers, das ist schonmal der große Fortschritt.

Welche Geschichte steckt eigentlich hinter dem Lied Seemannsblau von deinem zweiten Album? Worum geht es da?

Es geht darum, in so einer kompletten Situation zu sein, dass man ganz schön viel vermisst. Das ist wohl der Hauptansatzpunkt gewesen. Das Seemannsblau ist für mich immer so eine schöne Mischung gewesen aus … der Seemann, da fühlt man ja erstmal diese Sehnsucht nach der Ferne, aber auch irgendwie die Sehnsucht des Ankommens, das kommt dann wieder durchs Saufen. Seemannsblau ist man dann, wenn man in einem fremden Hafen ist und mal zwei Tage Zeit hat. Man ist auf gar keinen Fall zu Hause, aber man fühlt sich zu Hause. Aber vor allem geht es in dem Song darum, jemanden komplett zu vermissen und sich allein zu fühlen.

Kommen wir zu letzten Frage. Habt ihr schon Pläne für ein neues Album?

Ja, also ich … Mein Mischer ist grad zu mir gekommen und hat Folgendes gesagt: „Du sollst nicht immer nur das gesunde Zeugs essen!“ (fängt an mit lachen). Weil ich gerade eine Birne esse, also ich hab mir gerade eine Birne geschält und die lag hier. Also ich versuche mein Bestes. Ich schreibe eigentlich immer. Ich schreibe auch dann, wenn gerade was veröffentlicht wurde. Ich habe etwa acht gute Songs und 20 – 25 nicht gute. Und ich warte drauf, bis wieder was Gutes passiert, aber ich arbeite die ganze Zeit dran. Die Gitarren werden wieder ausgepackt, so viel kann ich schonmal verraten. Doch, die werden ultra ausgepackt, wird mal wieder Zeit.

Und darauf freuen wir uns. Vielen Dank für das Gespräch!

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