Mit seiner eigenen Interpretation von 50 Cents „Ayo Technology“ wurde Milow in Österreich vor 4 Jahren schlagartig bekannt. Seitdem tauchte der aus Belgien stammende DIY-Musiker, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck heißt, immer wieder mit Songs wie „You And Me“ oder „Little In The Middle“ in den Charts auf. Nun hat Milow sein neuestes Album „Silver Linings“ am Start, das am 28. März in Österreich erscheint. Wir haben den 32-jährigen Singer/Songwriter für euch getroffen, um unter anderem mehr über sein neues Werk sowie sein brandneues Video der Single-Auskopplung „We Must Be Crazy“ zu erfahren.

UNIMAG: Dein Album „Silver Linings“ erscheint am 28. März in Österreich. Jedes deiner Alben steht für eine bestimmte Phase deines Lebens. Wofür genau steht dieses Album?

Milow: Um diese Frage beantworten zu können, muss ich ein paar Jahre zurückgehen. Ende 2011, das Jahr in dem mein voriges Album erschienen ist, beschloss ich, eine kleine Pause einzulegen. Ich habe non-stop gearbeitet, was ich toll fand, denn je mehr ich zu tun habe, desto mehr Energie habe ich. Aber gleichzeitig kam dann die Zeit, wo ich feststellte, dass ich meine Batterien aufladen muss und erst danach wieder losstarten kann.

Somit habe ich erstmals nicht an ein Album gedacht, sondern einfach Musik gemacht, um zu sehen, wohin mich meine Inspiration führt. Als ich begonnen habe, neue Songs zu schreiben, fand ich mich textlich sowie musikalisch, an meine Wurzeln anknüpfend, ganz nach dem Motto „back to the roots“. Wie zu meinen Beginner-Zeiten spielte ich einige Solo-Konzerte ohne Band. Ich habe in kleinen Locations gespielt, wo es darum ging, die Leute Song für Song zu überzeugen. Außerdem gehen Songs wie „My Mother’s House“ zurück zu meinem Ursprung, als ich klein war.

Das ist das Album, das ich machen wollte, als ich mit Musik begonnen habe. Ich bin sehr, sehr glücklich damit! Es ist für mich deshalb so wichtig, weil es mich daran erinnert, dass ich jederzeit eine Auszeit nehmen kann, wenn es für meine Musik gut ist.

Ich habe gelesen, dass das Duett „Echoes In The Dark“ für dich der stärkste Song des Albums ist und du ihn mitnehmen würdest, wenn du zum Mond fliegen würdest. Wieso das? Kannst du mehr über den Song und wie er entstanden ist erzählen?

Ich neige dazu, die oft eher unbekannten Songs zu favorisieren. Ich bin einfach richtig glücklich damit, was aus „Echoes In The Dark“ geworden ist. Es hört sich an, als könnte es der Song eines Films sein und ich habe Filme immer schon geliebt. Ich setze in diesem Song meine Stimme anders ein, sodass man sie zu Beginn fast gar nicht wiedererkennt. Es ist schwierig zu erklären, aber ich bin sehr stolz auf den Song und freue mich schon darauf, ihn live spielen zu können.

Wie wählst du aus, welche der Songs auf dein Album kommen und welche nicht?

Für dieses Album habe ich zum ersten Mal viele Songs geschrieben. Normalerweise waren es etwa 15 Songs, aus denen ich 12 für das Album auswählte. Dieses Mal waren es ganze 40 Songs, von denen ich überzeugt war und die sich von Anfang an richtig angefühlt hatten. Wenn mir ein Song nicht gefallen hat, habe ich ihn auch nicht auf das Album gegeben, da ich so eine große Auswahl an Songs hatte. Ich probiere viele Songs bei Live-Konzerten aus, aber das ist manchmal schwierig, weil das Publikum oft zu nett ist. Ich habe außerdem ein paar Leute, deren Meinung ich vertraue, aber ich möchte nicht zu vielen Leuten meine Songs vorspielen, denn sonst hat man am Ende 10 verschiedene Meinungen. Ich bin also meiner Intuition gefolgt und habe jene Songs ausgewählt, die sich von Anfang an richtig und gut angefühlt haben.

Vor zwei Jahren hast du eine Pause eingelegt und bist nach Kalifornien gegangen. Wieso hast du dich gerade für Kalifornien entschieden und was hat dich dort in Bezug auf Musik inspiriert?

Also in gewisser Weise hatte dies auch mit dem Thema „back to the roots“ zu tun. Ich bin in Belgien aufgewachsen, aber Kalifornien ist ebenfalls ein Teil meiner Wurzeln. Mit 17 habe ich mein letztes Schuljahr in Kalifornien absolviert. Ich habe immer noch Freunde dort und besuche diese alle zwei Jahre. Es ist ein wichtiger Ort für mich, weil es immer dabei geholfen hat, Dinge, die ich tat und die passierten, aus einer gewissen Distanz zu betrachten. Aber auch in positiver Weise half es mir in Bezug auf meine Musik, am Boden zu bleiben. Denn alle meine Freunde dort kannten mich bereits vor „Milow“ und manchmal hilft es, den „Milow-Schalter“ für eine Weile abzudrehen. Auch Musiker und Produzenten, die ich dort traf, kannten Milow nicht, was erfrischend war.

Es hat mir besonders gut gefallen, dass ich während der zwei Jahre in einer neuen Umgebung an Songs schreiben konnte. Ich bin am kreativsten, wenn ich das Gefühl habe, ein Underdog zu sein und Leute, die mich nicht kennen, mit starken Songs überzeugen zu müssen. Das ist so als würde ich zu meinen Wurzeln zurückkehren – ein mentaler Prozess für mich, um das ganze für mich selbst interessant zu halten.

Dein neuestes Musikvideo zur Single „We Must Be Crazy“ wurde vor kurzem veröffentlicht. Welche Message möchtest du mit diesem doch außergewöhnlichen Video vermitteln?

Ende 2013 wurde mein Album fertig und seitdem habe ich an dem Video zu „We Must Be Crazy“ gearbeitet. Der Kurzfilm ist mir sehr wichtig, da ich damit nochmal eine andere Geschichte erzählen kann als mit dem Album. Es basiert teils auf dem Song, aber der Regisseur und ich haben mit mehreren Levels gearbeitet. So geht es auf dem ersten Level um ein Pärchen, das Probleme hat, ein Kind zu bekommen und schließlich die Idee haben, sich eine Art „Roboter-Baby“ zu bauen. Wir haben dieses Baby bewusst nicht altern lassen, während im Video die Jahre vergehen. Die Leute heutzutage gewöhnen sich daran, alles, was nicht klappt oder anders ist als erwartet, mit Technologie ersetzen zu können. Wir wollen mit dem Video und dem nicht alternden Baby aufzeigen, dass es manchmal eine Grenze gibt, bis zu der man selbst eingreifen und Dinge ersetzen kann.

Ich empfehle, das Video mehr als nur einmal anzuschauen, da es zuerst traurig ist, während man später Neues entdeckt sowie die Tatsache, dass es sogar Hoffnung birgt. Das Pärchen lebt nämlich eigentlich ein glückliches Leben. Außerdem gefällt mir dieses Video, weil es mehr 2014 und modern ist als das Album. Das Album ist zeitloser. Das Video beschäftigt sich hingegen mit den Herausforderungen des modernen Lebens. Ich lese gerne die verschiedensten Interpretationen der Leute und freue mich, dass viele sehen, was wir vermitteln wollen.

In deiner Dokumentation hast du erwähnt, dass am Drehtag eines Videos bereits die ersten Ideen für das nächste entstehen. Ist das immer noch der Fall und wenn ja, welche Idee hast du für dein nächstes Video?

Kein Scherz, gestern Abend habe ich mich in Brüssel zum Abendessen mit Norman Bates, dem Regisseur des aktuellen Musikvideos, getroffen und über mögliche Ideen für ein nächstes Video gesprochen. Wir haben bereits ein paar Ideen. Wir haben sogar darüber gescherzt, eine Fortsetzung zum aktuellen Video zu drehen. Aber das ist uns zu einfach, wir brauchen eine größere Herausforderung. Im Dezember habe ich zu brainstormen begonnen und für jeden einzelnen Song des Albums ein Konzept für ein Video erstellt. Nur im Falle des Falles, dass ich zu jedem Song ein Video drehen kann. Aber ich bin nicht Beyoncé (lacht), es ist toll, dass sie es kann, aber mir wird es leider nicht möglich sein.

Zu welcher Single-Auskopplung wird das nächste Video erscheinen?

Wenn du mich heute fragst, sage ich „Against The Tide“.

Du hast 2005 dein eigenes Label „Homerun Records“ gegründet und komplett selbstständig als Musiker begonnen. Wie bist du ganz auf dich alleine gestellt damit umgegangen?

Die Wahrheit ist, dass ich viel Zeit hatte, als ich noch Student war. Also habe ich mir Zeit genommen, um herauszufinden, wie man ein Album produziert, wie man Videos dreht, usw. Man sieht an meinen alten Videos, dass ich erst am Ausprobieren war. Ich bin froh, dass ich mir die Zeit genommen habe, um zu Lernen. Heutzutage in Shows wie „X-Factor“ oder „The Voice“ gibt es Leute, die ungeduldig sind, und 10 bis 15 Schritte überspringen wollen. Als ich 23 Jahre alt war, wollte ich das auch. Ich wollte einen Plattenvertrag bekommen. Nur das passierte leider nicht und anstatt traurig darüber zu sein, beschloss ich, etwas zu tun.

Ich habe die Dinge selbst in die Hand genommen und habe bald festgestellt, dass es so auch realistischer ist, von deiner Musik leben zu können. Heute arbeite ich überall außerhalb von Belgien mit anderen Musiklabels zusammen. Mein eigenes Musiklabel zu haben, half mir außerdem in der Zeit, als ich 2012 beschloss, eine Pause einzulegen, bevor meine Musik unter dem Stress leidet. Mein eigener Boss zu sein, erlaubt mir Auszeiten wie diese und gibt mir die Freiheit, meinen Instinkten zu folgen.

Du hast seit damals Hunderte von Konzerten gespielt. Was ist eine besondere Erinnerung, die du niemals vergessen wirst?

In Österreich zum Beispiel zählte mein Auftritt gemeinsam mit Jack Johnson in Wiesen zu meinen Lieblingsmomenten auf der Bühne. Mir gefällt seine Musik und sie nahm somit Einfluss auf meine Musik. Er war so nett und sagte Hi. Nachdem er mich als Support seines Konzerts spielen sah, fragte er mich, ob ich nicht mit ihm während seiner Show auftreten möchte. Das war das coolste, dass ich somit als Fan sowie Musiker mit ihm auf der Bühne stehen durfte.

Und auch das Frequency Festival vor 2 Jahren ist mir in Erinnerung geblieben, ich habe erst heute davon gesprochen. Die Sonne schien und es war das größte Festival, auf dem ich solo gespielt habe. Ich dachte einfach „WOW“, denn seit meinem vorigen Auftritt 2009 hat sich so viel verändert. Damals fühlte es sich für mich wie ein Besuch an, doch 2012 war es schon eher wie ein „Nach Hause-Kommen“. So viele Leute waren dort. Das war toll und dies möchte ich gerne mit diesem Album aufrechterhalten. 

Wirst du dieses Jahr für ein Konzert nach Österreich kommen?

Ich denke im Juni werde ich für ein Festival nach Wien kommen und im Herbst werde ich hoffentlich meine eigene Tour starten, mit der ich hoffentlich auch nach Österreich in mehrere Locations kommen kann. Ich möchte gerne wieder nach Linz und Graz. Es kommt immer auf das Album drauf an. Wenn Österreich sagt, „Wir hassen das Album“, dann kann ich nicht kommen. Es gibt also noch keine bestätigten Termine, aber so sieht definitiv der Plan aus.

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