Nicht mehr lange dauert es, bis die vier Jungs von THE BETH EDGES ihr zweites Album fertiggestellt haben, und es auf eure Ohren losgelassen wird. Sänger und Gitarrist Tobias Grünzweil und Bassist Florian Palmsteiner erzählten UNIMAG von den Aufnahmen zur neuen Platte, Konzerterlebnissen und Begegnungen mit der Polizei.
Beschreibt euch doch mal gegenseitig!
Tobi: Flo ist unser Bassist. Er kann sich gut in die verschiedensten Lagen hineinversetzen und ist daher in der Band dafür zuständig, dass wir uns nicht gegenseitig in die Haare kriegen. Und er wird von allen um seine Locken beneidet! Flo: Tobi ist unser Sänger, Gitarrist, Pianist, Mastermind und mein Wohnungskollege. Wenn Tobi etwas will, dann macht er das auch. Trotzdem respektiert er die Meinung von anderen Leuten. Jede Band braucht jemanden, der den Ton angibt. Das macht er sehr gut.
Und euer Gitarrist, Gabriel Wöginger, und euer Schlagzeuger, David Führer?
Tobi: Gabriel ist ein echtes Multitalent. Alles mit dem man Musik machen kann, hat er schon mal in der Hand gehabt. Und er bewahrt in aussichtslosen Situationen immer einen kühlen Kopf! Flo: David fasziniert mich immer wieder am Schlagzeug. Egal in welcher Verfassung, er hat es einfach drauf! Und zu späterer Stunde vereint er sich dann mit Gabriel und die beiden repräsentieren unsere Band im Partyleben.
Wie seid ihr mit Musik in Berührung gekommen?
Flo: Das war bei jedem von uns anders, aber eigentlich schon in der frühen Kindheit. Wir haben uns dann im Borg in Linz kennengelernt. Da gibt es einen Musikzweig für Popular- und Computermusik – einmalig in Österreich! Tobi: Gabriel und ich haben auch außerhalb der Schule miteinander musiziert. Da Gabriel und David aus der gleichen Umgebung kommen, haben wir uns schnell gefunden und erste Konzerte im Jungendzentrum oder auf Bällen gegeben. Florian kam später dazu. 2007 waren wir dann als Band richtig geboren und haben durch Zufall unsere jetzige Agentur (Anmk. d. Red.: Team Rider United) kennengelernt, die ihren Sitz in Wien hat. Deshalb sind wir nach der Matura auch alle nach Wien gezogen. Flo: Wir haben also das Studium nach der Stadt ausgesucht. Aber Wien ist ohnehin eine tolle Stadt und es gibt eine große Auswahl an Studienangeboten.
Was studiert ihr?
Flo: Ich studiere BWL. Tobi: Und ich Englisch. Und die anderen beiden studieren auch BWL.
Beschäftigt ihr euch auch mit der Bildungspolitik und könnt ihr euch vorstellen das Thema in eure Musik mit einzubringen?
Flo: Ja klar beschäftigen wir uns damit, die Bildungspolitik betrifft uns ja auch. (überlegt) Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man aktuelle Themen aufgreift. Wir sind aber keine sozialkritische Band, und das ist auch okay so. Man müsste sich mit dem Thema aktiv befassen, wir sind da eher passiv. Zu der Zeit der Demos waren wir zum Beispiel im Proberaum. Tobi: Man muss darin wirklich viel Zeit investieren. Keine Frage, die Zeit wäre gut investiert! Aber man sollte bei kritischen Äußerungen immer fit auf dem Gebiet sein und dafür sind wir vielleicht ein bisschen zu wenig involviert.
Mein Kollege Philipp Pinterits hat vor kurzem ein Interview mit Marcus Smaller von 3 FEET SMALLER gemacht. Seiner Meinung nach trauen sich österreichische Bands zu wenig.
Flo: Stimmt eigentlich. Ich habe einfach viel Respekt vor dem Thema. Und 3 FEET SMALLER sind auch schon zehn Jahre im Business, die können ohne weiteres sagen: „Okay, so ist es und wir stehen jetzt dazu.“
Wie entstehen bei euch die Lieder?
Flo: Bis jetzt war es so, dass Tobias teilweise schon mit ganzen Songs oder teilweise nur mit Songstrukturen in den Proberaum gekommen ist und wir das Ende dann gemeinsam erarbeitet haben. Irgendwas ist bei uns aber immer da, und wenn es nur ein Drumbeat ist, um den herumgebastelt wird. Bei diesem Album haben wir jedoch viel mehr gemeinsam gemacht, jeder hat seinen Teil zu den Songs geleistet.
Was könnt ihr über die aktuellen Studioarbeiten erzählen?
Flo: Wir haben die Songs zuerst im Proberaum einstudiert und sind danach, quasi mit den fertigen Songs, ins Studio gegangen, um gemeinsam die Lieder aufzunehmen. Wir haben auf diesem Album einen gemeinsamen Nenner gefunden. Es kann wirklich jeder von uns dahinter stehen. Egal was jetzt mit dem Album passiert – ob es gute oder schlechte Kritiken bekommt – wir können sagen, dass es uns Spaß gemacht hat!
Das hört man dem Album auch an. Es ist erdiger und …
Tobi: … ehrlicher. Meistens hört man ja auf einer CD keine Fehler mehr, weil alles super geschliffen ist. Florian: Ich habe auch von vielen gehört, dass wir uns auf der Platte ganz anders anhören als bei den Konzerten. Dabei gefallen ihnen die Liveshows viel besser. Diese Energie von den Liveshows wollten wir auf die CD packen.
Habt ihr ein Ritual vor oder nach Konzerten?
Tobi: Vor dem Konzert macht man das ja für gewöhnlich ganz klassisch wie beim Football – sich umarmen und irgendetwas schreien. Das Problem ist nur, dass uns das immer zu spät einfällt. David sitzt beim Intro meistens schon am Schlagzeug und wir sind dann nur mehr zu dritt hinter der Bühne. Und nach dem Konzert trinken wir zumeist noch ein oder zwei Bier.
Holt ihr euch auch Feedback von anderen Leuten nach einem Konzert?
Flo: Das ist verschieden, es kommt darauf an von welchen Leuten das Feedback kommt. Mir bedeutet die Meinung vom Tontechniker viel mehr als zum Beispiel von irgendeiner Person, die bereits betrunken ist. (lacht) Tobi: Das ist immer sehr subjektiv, doch am Besten merkt man es an den Publikumsreaktionen. Manchmal war das Konzert für die Musiker selbst nicht so cool, weil man sich zehn Mal vergriffen hat, aber den Leuten hat es Spaß gemacht. Und darum geht es uns auch. Wir spielen nicht für irgendwelche Kritiker.
Ihr habt auch schon Bands wie THE WOMBATS oder RAZORLIGHT auf Konzerten supportet. Wie war das?
Tobi: Das war definitiv eine coole Erfahrung, besonders das Konzert mit THE WOMBATS. Zu der Zeit war ich auch großer Fan. Vorher siehst du noch das Video und dann triffst du sie. Aber da merkt man, dass es auch nur Menschen sind. Beim RAZORLIGHT Support war es Backstage nicht so entspannt. Der Sänger, Johnny Borrell, war ziemlich abgeschottet. Flo: Bis jetzt konnten wir aus Supportshows immer eine positive Bilanz ziehen.
Was wäre euch lieber: Mit den BEATSTEAKS vor 1000 Leuten oder mit LADY GAGA vor 50.000 Leuten zu spielen?
Flo: Die BEATSTEAKS würden vom Musikstil her besser passen. Da wäre auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass wir beim Publikum Anklang fänden. Wenn bei LADY GAGA, die eine Show in Fleischkostümen und mit Pyrotechnik macht, vorher vier Leute mit Gitarren in der Hand auf der Bühne sind, können die Songs noch so gut sein, aber die Leute würden sich nicht dafür interessieren. (lacht) Tobi: Es ist uns eigentlich egal, wie viele Leute zu einem Konzert kommen. Die Chemie muss stimmen. Grundsätzlich haben wir aber nichts dagegen, wenn sich Musikrichtungen nicht ähneln. Ich würde auch gerne mit einem Hip Hop Act spielen, wenn es passt. Vielleicht könnte man sogar neue Fans gewinnen.
Und was gefällt euch am meisten am Touren?
Flo: Logischerweise sind die besten Momente, wenn du auf der Bühne stehst und das Konzert macht allen Spaß – uns und dem Publikum. Auch super am Touren ist, dass du am Ende von einem Konzert weißt: „Morgen wieder!“.
Was gefällt euch nicht so gut am Touren?
Tobi: Die Umstellung vom Touren auf die Uni ist schwierig. Man hat gerade so viel erlebt, sitzt dann in der Vorlesung und kann es keinem erzählen. Da müsste man einfach dabei gewesen sein. Umgekehrt ist es natürlich auch nicht leicht wieder in eine gewisse Routine reinzukommen.
Gibt es schon die ein oder andere lustige Tourgeschichte?
Flo: In Regensburg haben wir Bekanntschaft mit der dortigen Polizei gemacht. Gabriel, David und ich waren nach dem Konzert noch in der Stadt unterwegs und haben dabei einen Bandsticker von uns auf eine Bank geklebt. Es wäre ja überhaupt nichts dabei gewesen, aber wir waren schon etwas betrunken und als wir die Polizei gesehen haben, sind wir einfach davon gelaufen. Sie sind uns nachgefahren und wir haben uns vor ihnen versteckt. Daraufhin mussten wir uns stellen und sind mit erhobenen Händen aus unserem Schlupfloch gekommen – wie die ärgsten Schwerstverbrecher. Gabriel wusste gar nicht, ob er die Hände oben oder unten lassen sollte. Wir fanden das ganz witzig, keine Ahnung was die Polizei davon hielt.
Welche Band könnt ihr unseren Lesern ans Herz legen?
Tobi: NAKED LUNCH finde ich super. Die muss jeder kennen! Flo: Ich würde raten, einfach mal die österreichische Musiklandschaft zu durchforsten, da wird man auf sehr gute Bands stoßen. International gesehen kann ich GUI BORATTO und THE TEMPER TRAP empfehlen.
Teilt ihr bandintern eigentlich einen ähnlichen Musikgeschmack?
Tobi: Das ist unterschiedlich bei uns und das passt auch so. Letztendlich hat jeder einen anderen Zugang. Die Pluralität von Musikgeschmäckern und Musikrichtungen ist ja auch das Schöne an der Musik. Wenn jeder auf der Welt den gleichen Musikgeschmack hätte, würde es ja nur eine Band geben.
Semesterbeginn heißt für viele Studenten wieder früh aufzustehen. Was ist die beste Musik um morgens aus dem Bett zu kommen und dabei gleich gute Laune zu haben?
Tobi: Wir sind letztens vier oder fünf Stunden lang im Auto gefahren und haben gemeinsam mit unserem Produzenten (Anmk. d. Red.: Paul Wallner) beschlossen, dass wir einen Radiosender gründen, der gemütliche Aufweck-Musik spielt. Bis jetzt haben wir dafür noch keinen in Österreich gefunden. Ein guter Aufweck-Song wäre zum Beispiel ‚Sing’ von TRAVIS. Flo: Und von FEIST hatten wir ‚My Moon My Man’ dabei, von BLUR ‚Coffee and TV’ und von THE CURE ‚Friday I’m In Love’. Tobi: Ja, aber THE CURE nur am Freitag! Das sind einfach Nummern, die luftig sind, die jeder kennt – vielleicht auch nur unbewusst – und die man mitsummen kann.
Bekanntlich soll dieses Jahr die Welt untergehen: Ihr schreibt das letzte Lied der Menschheit, wie lautet der Refrain?
Flo, Tobi: „We’re all in the same boat.“
Was habt ihr 2011 gelernt?
Tobi: Wir haben gelernt, dass man mit der Weltuntergangsprophezeiung von 2012 ein enormes Geschäft machen kann. Die Frage ist nur, was man mit dem ganzen Geld macht wenn ohnehin alles untergeht?! Für uns selbst haben wir dieses Jahr wieder erkannt, wie viel Spaß es uns macht gemeinsam an Songs zu arbeiten. Flo: Da kann ich mich nur anschließen! Genau aus diesem Grund sind wir in der Band, weil wir Freude daran haben miteinander Musik zu machen.
Was wünscht ihr euch für 2012?
Flo: Wir wünschen uns, dass wir noch viel mehr Spaß am Musikmachen haben werden! Tobi: Genau! Es gibt Höhen und Tiefen. Vieles ist auch nicht so spaßig, wie es von außen wirken mag. Und wir wissen, dass es so bleiben wird – egal wie erfolgreich oder nicht erfolgreich man ist. Wir wünschen uns einfach, dass es für uns so weitergeht wie bisher und uns die Lust am Arbeiten nicht vergeht.
Live könnt ihr THE BETH EDGES am 31.03 in St. Pölten im Freiraum (Klub Kling Klang) und am 20.04 in Linz im Posthof (UHS Finale) sehen.
The Beth Edges ‚Other Side’ http://www.youtube.com/watch?v=ASy-Ae8o1bU