Parov Stelar ist Österreichs international bekanntester Musiker, über 600.000 Facebook-Fans sprechen für sich. Nun erschien mit „The Art of Sampling“ eine Art Best Of der vergangenen zehn Jahre, auf dem aber auch einige neue Nummern zu hören sind. Wir haben ihn für euch aus diesem Anlass getroffen und über Vergangenes und Zukunftspläne gesprochen.

Die vergangenen Jahre waren enorm erfolgreich für dich: Kannst du dir diesen Erfolg erklären?

Eine rationale Erklärung habe ich dafür nicht. Ich glaube, es ist wie in der Mode: Man kann es nie beeinflussen. Man kann nur darauf vertrauen, dass der eigene Weg der richtige ist und hoffen, dass man das Glück hat, dass der eigene Weg oder in meinem Fall der eigene Sound modern wird. Aber es gehört schon auch eine ordentliche Portion Konsequenz dazu. Der Erfolg kommt eben nicht über Nacht – auch wenn es nach außen hin oft so aussieht. Es sind trotzdem 15 Jahre, die man vorher im Stillen arbeitet, wo nichts passiert.

Wie wird Musik aus Österreich im Ausland wahrgenommen? Wird immer noch viel verglichen mit Falco, Mozart & Co.?

Teilweise schon, und man muss ganz ehrlich sagen: Wir sind für unsere Skifahrer bekannter als für unsere Musiker. Obwohl wir schon sehr viele verdammt gute Musiker haben, aber das Land ist eben doch sehr klein.

Hast du Tipps für andere Bands aus Österreich, die im Ausland Fuß fassen wollen?

Ich denke, das Wichtigste ist, dass man von Anfang an authentisch ist und vor allem irgendetwas findet, das einen unverwechselbar macht. Das ist das Einzige, das momentan funktioniert, nachdem wir gerade eine Flut an Releases und neuen Künstlern haben, die über das Internet auftauchen. Man findet sich schon nicht mehr zurecht: Jeden Tag gibt es auf einmal 3.000 neue Sachen. Um sich von dieser Masse abzuheben, muss man etwas finden, das seinen Sound ausmacht.

Du selbst bist in Österreich erst bekannt geworden, als du bereits im Ausland Erfolge gefeiert hast. Gibt es eine Erklärung dafür, warum das österreichische Publikum oft so lange braucht, bis österreichische Acts anerkannt werden?

Ist das so? Ich weiß es gar nicht.

Ja, finde ich schon.

Ich denke mir, wenn man mit einem Menschen aufwachst, mit einem Nachbarn, und sieht immer, was der macht, dann wertet man das vielleicht nicht mehr so hoch, als ob irgendein DJ oder Musiker aus London eingeflogen wird. Da denkt man dann: „Das ist ja ein Wahnsinn, wenn der so einen weiten Weg macht. Das muss was sein!“ Das schaut man sich gleich mit anderen Augen an. Ich glaube aber nicht, dass das ein rein österreichisches Problem ist. Obwohl man schon sagen muss, dass Österreich ein bisschen mehr Selbstvertrauen gut tun würde.

Du hast bereits so viel erreicht: Welche Ziele hast du noch?

Es gibt jetzt keine konkreten Sachen, so dass ich sagen würde: Ich möchte jetzt unbedingt einen Grammy erreichen oder einen Nummer 1-Hit in den USA. Für mich ist wichtig, dass der Weg weitergeht – wie ein Baum, der nicht aufhört zu wachsen. Mir ist wichtig, dass die Musik weiterwächst und dass alles in einem gesunden Ausmaß bleibt. Ein Ziel von mir ist, wieder ein bisschen mehr Zeit zu haben (sein Handy läutet in diesem Moment) – und dass das Telefon zum Beispiel nicht dauernd läutet (lacht). Aber ich bin schon sehr zufrieden damit, wie es momentan ist. 

Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten? Es kann auch gerne völlig utopisch sein?

Es gibt für mich nichts Utopisches mehr, weil ich auf dem jetzigen Album einige Leute um mich versammelt habe, mit denen ich arbeiten wollte. Das ist zum einen Marvin Gaye. Ich arbeite außerdem wahnsinnig gern mit meiner eigenen Frau zusammen, Lilja Bloom, für die ich gerade ein neues Album mache. Es ist Lukas Graham am Start und Anduze, ein Künstler aus Los Angeles, mit dem ich gerne arbeite. Eigentlich habe ich mir alles jetzt schon erfüllt mit diesem Album.

Welchen Einfluss haben die vielen Reisen, Tourneen und Eindrücke, die man dabei aufschnappt, auf die Musik?

Es ist ein Konglomerat aus allem. Es sind meistens gar nicht die großen Dinge, die einen beeinflussen. Es sind eher die Kleinigkeiten und da gehört auch der Alltag dazu. Darum heißen meine Nummern dann zum Beispiel „Catgroove“. Da habe ich meinen kleinen Kätzchen zugeschaut, wie sie wild herumgerannt sind – das war unpackbar! Das war so eine Stimmung, so eine Energie. Da könnte man natürlich sagen: „Naja, wen interessieren schon meine Katzerl“ – aber irgendwie beeinflusst es einen. Es war ein schöner Moment, und diesem habe ich den Song gewidmet.

Wie ist das, wenn man nach einer Tournee zurück ins ländliche Oberösterreich kommt?

Das ist super. Man bekommt seine Füße wieder genau dort hin, wo man herkommt. Ich glaube, die Verbundenheit und die Wurzeln braucht jeder zum Batterien aufladen. Das ist so, wie wenn man ein Handy zum Aufladen ansteckt. Das ist ganz wichtig für mich. 

Was war der exotischste Ort oder das ungewöhnlichste Konzert bisher?

Vor 4 Jahren im Kosovo in einem alten Bunker, das war sehr schräg. Die Leute haben sich gefreut, weil die meisten Künstler Angst hatten, dort hinzufahren. Es waren auch die Truppen noch dort, die dann um Mitternacht mal vorbeigeschaut haben, ob die Party in Ordnung ist. Es war schon unheimlich – man hat einfach den Wahnsinn, der dort passiert ist, deutlich gespürt. Es haben auch viele Leute gefragt: „Kann man denn da überhaupt Party machen, wo solche Sachen passiert sind?“ Aber da sage ich: Womit sonst soll man aus dem Wahnsinn herauskommen – außer mit Lebensfreude? Und was gibt es Schöneres, als wenn Leute an einem Ort zusammenkommen und eine Stunde lang dasselbe feiern – nämlich das Leben.

Wenn du mit der Band auftrittst, hältst du dich eher im Hintergrund. Stört dich das?

Das stört mich gar nicht. Ich habe das ganz bewusst gewählt, weil ich mich in der Rolle ganz wohl fühle. Die Bühne vorne überlasse ich gern Leuten, die so richtig dafür gemacht sind, wie mein Saxophonist und meine Sängerin. Die, die da vorne stehen, die haben schon ihren richtigen Platz gefunden. Ich bin nicht so die Rampensau, die jetzt auch noch ihr Gesicht überall reinhalten muss. Ich fühl mich da hinten ganz wohl. 

Wenn du dein eigenes Festival Line-Up zusammen stellen dürftest: Wer wäre dabei?

Ha! Die Frage hat mir im Sommer schon mal jemand gestellt (lacht). Puh, ich muss sagen, ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich so etwas nicht machen muss. Das ist schwierig und hängt von vielen Faktoren ab. Aber wir sagen jetzt mal: Geld spielt keine Rolle, oder?

Genau. Alles ist möglich.

Gut, ok. Wen stellen wir da ein… Ich hätte sehr gern die Adele dabei, The Prodigy hätte ich auch gern mal live gesehen, das ist mir bisher noch nicht geglückt. Hach, ich bin so schlecht im Namen merken (überlegt). Die alten Heros halt: Fatboy Slim würde mir taugen. Ich glaube, der ist live extrem gut. Meine Band hätte ich auch gern dabei, die auch auf dem Label sind: La Rochelle Band. Außerdem würde ich mir wünschen, dass meine Frau live singt, aber darauf hat sie keine Lust, die Buchungsanfrage spar ich mir (lacht). Ich würde auch Artie Shaw mal live sehen, den alten Jazz-Gott, aber der lebt halt nicht mehr. Es wären überhaupt viele Leute dabei, die halt leider nicht mehr leben. 

Wären für dich auch andere Projekte denkbar? Du hast beispielsweise für die Linzer Klangwolke Bruckner-Werke bearbeitet. Wäre so etwas, vielleicht auch Theater- oder Filmmusik, in Zukunft öfter vorstellbar?

Filmmusik vielleicht noch eher, aber ich muss ehrlich sagen: Ich habe mir die ganze Sache leichter vorgestellt. Es ist bei so etwas immer ein großes Team dabei und ich muss sagen, ich bin musikalisch ein ziemlicher Egoist. Ich sitze gerne alleine im Studio und mach auch gern alleine mein Ding, was ich im Endeffekt dann auch machen konnte. Es ist aber gar nicht so leicht, am Schluss dann eine Stunde an brauchbarem Material zu kreieren. Es hat seinen Reiz, aber momentan ist mein Bedarf an solchen Aktivitäten gestillt. Was aber nicht ausschließt, dass es vielleicht später mal reizvoll wäre, wenn ich mich von der Bühne ein bisschen zurückziehe – aber eher für Film.

Wo siehst du dich in 10 Jahren? Ziehst du dann noch als Parov Stelar durch die Welt?

Ich hoffe schon, dass ich noch als Parov Stelar durch die Welt ziehe. Aber wahrscheinlich ist es so, dass es dann nicht mehr die Intensität haben wird, die es jetzt hat und dass ich komplett selektieren werde. Musik wird mich aber mein Leben lang begleiten und ich kann mir auch nichts anderes vorstellen. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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