Nachdem Jake Bugg im Februar überraschend den neuen Song „On My One“ , später die Single „Gimme The Love“ und schließlich „Love, Hope and Misery“ veröffentlichte, wuchs die Vorfreude auf sein drittes Studioalbum, das am Freitag endlich veröffentlicht wurde. Uns stand der junge Brite vergangenen Montag für ein Interview zur Verfügung, bevor er abends ein FM4 Überraschungskonzert in der Wiener Ottakringer Brauerei spielte.

UNIMAG: Ich war sehr positiv überrascht, als ich das erste Mal in dein neues Album reingehört habe und auf einigen Nummern völlig neue Einflüsse gehört habe. Auf „Ain’t No Rhyme“ rappst du zum Beispiel und auf „Gimme The Love“ sind Hip Hop Elemente zu hören. Woher kam die Inspiration für diese Songs?

Jake: Ich mag alle Arten von Musik und wollte schon immer verschiedene Stile miteinander kombinieren. Auf „Gimme The Love“ hatte ich zuerst den Hip Hop Beat und wollte dann noch Rock-Elemente und Gitarrensounds darüber legen. Ich experimentiere gerne ein bisschen herum.

Bist du nervös oder aufgeregt, wie die Fans auf diesen neuen Stil reagieren werden?

Ich denke, es ist egal, was ich für ein Album gemacht hätte, ich hätte wohl so oder so gemischte Rückmeldungen bekommen. Deshalb mache ich einfach das, was mir Spaß macht. Das wichtigste ist, dass die Songs gut sind. Ich weiß zwar nicht, ob sie es sind, aber es war toll für mich, einmal etwas Neues auszuprobieren. Ich glaube, wenn ich wieder dasselbe wie auf den letzten beiden Alben abgeliefert hätte, würde es meine Fans langsam langweilen.

Als ersten Vorboten für dein neues Album hast du bereits im Februar den Titeltrack „On My One“ veröffentlicht. Der Song klingt noch stark nach deinem alten Material. Wieso hast du dich dazu entschieden, erst einmal den sicheren Weg zu gehen?

Ich glaube, bei „Ain’t No Rhyme“ hätten die Leute nicht erkannt, dass es ein Jake Bugg Song ist (lacht). Ich habe mich für „On My One“ entschieden, um den Leuten zu zeigen, dass auf dem neuen Album immer noch ähnliche Elemente wie auf den Vorgängern zu finden sind. Erst danach habe ich „Gimme The Love“ veröffentlicht, um auch die neuen Einflüsse zu präsentieren.

Vielleicht geht es ja nur mir so, aber ich habe das Gefühl, dass große Singles mittlerweile wichtiger geworden sind als erfolgreiche Alben, weil die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen immer mehr abnimmt. Wie siehst du das?

Ich stimme dir da vollkommen zu. Die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen ist nicht mehr so fokussiert wie früher, weil so viel auf sie einwirkt. Jetzt zählt oft nur noch, was im Radio gespielt wird. Da brauchst du etwas, das heraussticht. Die Leute wollen sich nicht mehr so intensiv mit Songs auseinandersetzen müssen, das muss ihnen schon auf dem Teller serviert werden.

Außerdem bietet das Internet Zugriff zu so viel neuer Musik, dass sich kaum noch jemand die Zeit nimmt, durch ein ganzes Album zu hören.

Das stimmt. Ich kenne fast niemanden mehr, der wirklich noch ganze Alben anhört. Ich liebe es nach wie vor, mich ganz durchzuhören und keinen Track überspringen zu müssen. Aber ich habe das Gefühl, dass Alben nicht mehr mit dieser Intention produziert werden. Es geht jetzt vielmehr um einzelne Tracks, die man zu Singles verwerten kann. Das ist wirklich schade.

Ich gehöre auch noch zu der Fraktion, die ganze Alben anhört – vor allem wenn man ein Konzept dahinter erkennen kann.

Genau das ist es! Ich mag das auch, wenn man merkt, dass sich der Künstler bei der Zusammenstellung des Albums wirklich etwas überlegt hat.

Ich würde auch sagen, dass Streaming Plattformen einen großen Einfluss darauf haben, wie wir Musik konsumieren. Was ist deine Meinung zu diesen Services?

Auch da muss ich dir wieder zustimmen. Die Leute gehen auf Spotify und finden dort einfach so viel Zeug, das sie sich anhören können. Da müssen sie sich nicht mehr das Album kaufen und das ist alles, was sie haben. Jetzt haben sie so eine große Auswahl an Musik. Ich finde es auch spannend, dass man durch solche Plattformen in kürzester Zeit so viele verschiedene Künstler und so viele verschiedene Musikstile hören kann.

Also nutzt du persönlich auch Streaming Plattformen, um Musik zu hören?

Ja, auf jeden Fall! Für mich als Künstler ist es ein tolles Werkzeug, weil es dir die Möglichkeit gibt, viele verschiedene Tracks zu hören. Mir werden auch immer Alben empfohlen. Da ist es natürlich großartig, über Spotify kurz in diese hineinzuhören. Wenn ich es mag, kaufe ich aber auch die Platte.

Vor zwei Jahren hast du bei American Idol performt und die Show anschließend als „Dream Smasher“ bezeichnet. Hast du immer schon so über Casting Shows gedacht oder kam das erst durch deine Erfahrung dort?

American Idol ist nichts, das ich mir gerne ansehen würde. Ich habe das Gefühl, es ist wie eine Zirkusshow, bei der Leute auf dich zeigen und dich auslachen können. Das finde ich irgendwie unfair. Wenn du es nicht unter die Top-Finalisten schaffst, wird dir eingebläut, dass du niemals eine Musikkarriere starten wirst. Und die Leute glauben tatsächlich, dass es der einzige Weg ist, berühmt und erfolgreich zu werden. Das ist echt schade.

Es gibt schon so viele Staffeln von all diesen Casting Shows und dennoch finden sich immer wieder so viele Menschen, die da mitmachen wollen – trotz ihres schlechten Rufes.

Wahnsinn, oder? Ich habe es nur gemacht, weil ich Casting Shows schon immer nicht mochte. Ich dachte aber, dass es vielleicht unfair ist, über etwas zu urteilen, das ich nicht selbst erlebt habe. Jetzt, wo ich es aus erster Hand erfahren habe, weiß ich, dass es genau so ist, wie ich immer dachte (lacht).

Aber ich schätze, du hast mit deinem Auftritt dort auch ein völlig neues Publikum erreicht.

Das stimmt, ich habe dadurch bestimmt einige Fans dazu gewonnen. In der Hinsicht war es schon eine positive Erfahrung, wobei ich natürlich sagen muss, dass es gut war, dass wir als Performer dort waren und nicht als Teilnehmer. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich sicher nicht zugestimmt. Das kannst du mir glauben (lacht).

Um dein neues Album aufzunehmen, hast du dir eine kleine Tour-Pause gegönnt. Jetzt geht es aber wieder so richtig für dich los. Du wirst in den kommenden Monaten sehr beschäftigt sein. Freust du dich schon darauf, endlich wieder live zu spielen?

Ja, ich freue mich schon sehr darauf, meinen Fans die neuen Songs zu präsentieren. Im vergangenen Jahr habe ich mich voll und ganz auf das Album konzentriert und jeden Tag im Studio verbracht. Da sind die Live-Shows viel zu kurz gekommen.

Der Titeltrack deines Albums „On My One“ beschäftigt sich mit der Einsamkeit auf Tour. Hast du deshalb vor, irgendetwas anders als sonst zu machen, um nicht wieder in dieses Gefühl zu verfallen?

Vielleicht. Es geht in dem Song nicht ausschließlich um die Einsamkeit auf Tour. Ich denke, dass ich mich auch so gefühlt hätte, wenn ich nicht auf Tour gewesen wäre. Ich warte einfach darauf, dass irgendetwas passiert. Ich bin jetzt seit fünf Jahren als Künstler unterwegs. Und versteh mich nicht falsch, natürlich macht es mir immer noch wahnsinnigen Spaß und ich bin auch sehr dankbar für alles. Ich habe aber das Gefühl, mich im Kreis zu drehen. Alles wiederholt sich und ich würde gerne etwas Neues ausprobieren, um aus diesem Kreislauf auszubrechen.

Und hast du schon Ideen, wie du das anstellen möchtest?

Nein, ich habe absolut keine Ahnung. Darauf warte ich im Moment.

Du wirst diesen Sommer auf sehr vielen Festivals spielen. Was gefällt dir an diesen Gigs – im Vergleich zu eigenen Headline-Shows – besonders gut?

Du weißt einfach nie, was dich erwartet. Außerdem hast du die Chance, neue Fans zu gewinnen… Und es ist natürlich sehr viel Bier involviert (lacht). Das ist cool.

Ist es nicht manchmal schwierig, auf einer Festivalbühne zu spielen, wenn die Leute im Publikum nicht zuhören, weil sie auf den nächsten Act oder den Headliner warten?

Ja, das kommt natürlich auch vor. Aber wenn jemand nicht zuhören will, soll er eben nicht zuhören. Das ist mir egal, um ehrlich zu sein. Sie sollen bloß die Stimmung nicht für jene ruinieren, die tatsächlich zuhören wollen.

Gibt es Tracks, die du schon so oft gespielt hast, dass du sie eigentlich am liebsten von deiner Setlist streichen würdest?

Ich performe eigentlich all meine Songs gerne. Es ist nur manchmal schwierig, einige der älteren Songs mit der gleichen Überzeugung wie damals zu spielen. Ich bin eben nicht mehr der 17-jährige Junge, der beispielsweise „Two Things“ singen würde.

Ich habe gelesen, dass du dir unsicher bist, ob du „Ain’t No Rhyme“ live spielen wirst. Hast du dich mittlerweile entschieden?

Ja, ich werde es nicht spielen (lacht).

Wieso denn nicht? Fühlst du dich wegen des gerappten Parts unsicher?

Nein, nein. Es ist nur… Okay ja, ehrlich gesagt ist es genau das (lacht).

In einem anderen Interview hast du erwähnt, dass du nicht die Person dafür bist, andere Künstler um eine Zusammenarbeit zu fragen. Ist das immer noch so?

Das habe ich damals nicht so gemeint. Ich bin bloß ein bisschen schüchtern und will nicht zu einem Künstler gehen, ihn fragen und dieser lehnt dann ab. Das wäre ziemlich peinlich für mich. Aber ich würde mich geschmeichelt fühlen, wenn mich jemand fragen würde. Es geht da nicht um mein zu großes Ego (lacht).

Hättest du Präferenzen, mit wem du gerne zusammenarbeiten würdest?

Nein, ich habe keine Ahnung, mit wem ich zusammenarbeiten wollen würde. Das ist also ein weiterer Grund, warum ich niemanden frage (lacht).

Danke für deine Zeit und viel Spaß auf deiner Tour!

Jake Buggs drittes Studioalbum „On My One“ ist seit 17. Juni im Handel erhältlich. Wer das FM4 Überraschungskonzert verpasst hat, hat am 15. November 2016 noch einmal die Möglichkeit, den 22-Jährigen mit neuem Songmaterial live im Wiener Gasometer zu leben.

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