Wallis Bird ist verliebt und (beinahe wunschlos) glücklich. Das hört man auch auf ihrem Album „Home“, das nach jahrelanger Arbeit endlich ab 30. September 2016 in den Läden stehen wird. Wir hatten die Möglichkeit, die Frohnatur im Rahmen der FM4 Radiosessions zum Interview zu treffen und haben mit ihr über ihren Kampf um die Liebe, ihre Arbeit an der neuen Platte und ihre Lebenseinstellung gesprochen.

UNIMAG: Man hört dem neuen Album in seiner Grundstimmung an, wie glücklich du bist. Fragen möchte ich dich trotzdem: Wie geht’s dir – jetzt, wo der Release von „Home“ so kurz bevor steht?

Wallis: Ich bin total aufgeregt und kann nicht mehr warten. Ich will das Album endlich in meinen Händen halten und es Tracey zeigen können. Darauf freue ich mich sehr.

Ich liebe es, dass sich keines deiner Alben wie sein Vorgänger anhört, sie aber dennoch alle deine Signatur tragen. Ist dir das wichtig?

Cool, danke (lacht). Ich glaube, irgendwo im Hinterkopf ist es mir tatsächlich wichtig, aber es passiert unbewusst. Mein Sound klingt mit jedem Album anders, weil ich mit jedem Jahr so viel lerne. Mir ist aufgefallen, dass ich etwa alle drei Jahre so etwas wie eine neue Haut habe. Jedes Album ist auf jeden Fall anders … wie meine Haare (lacht).

Genau (lacht), aber dir steht auch alles.

It’s all about not giving a shit, I guess (lacht).

Du hast ja sehr lange um Traceys Liebe gekämpft, bis sie euch und eurer Beziehung tatsächlich eine Chance gegeben hat. Bist du in dieser Zeit nicht verrückt geworden?

Oh, ich war verrückt, glaub mir! Es war echt hart. Auf dem Album gibt es ein Lied, wo es heißt: „I always know when you’re in the room.“ und weiter „Ten months down the line / And it’s 6am and I’m crying to a beer“, weil ich meine Freunde ständig vollgeheult habe. Sie war die erste Person, die mich einfach umgehauen hat und von der ich wusste, dass ich ein Leben mit ihr führen möchte. Sie war aber unsicher. Ich habe wirklich gekämpft und ihr immer wieder gesagt, dass ich hier bleibe, und weiß, dass wir zusammen gehören. Irgendwann hat sie endlich nachgegeben (lacht).

Du scheinst generell nicht gerne aufzugeben. An der Nummer „Control“ hast du monatelang gearbeitet. Wieso hast du so stark an dem Song festgehalten und ihn nicht irgendwann fallen gelassen?

Es war das erste Riff, das ich für dieses Album im Kopf hatte, und der letzte Track, den ich fertiggestellt habe. Am Anfang ging es um die Beziehung zwischen Tracey und mir, bis mir bewusst wurde, dass es um so viel mehr geht. Es ist auch eine Konversation zwischen mir und meiner Kunst. Ich bin nicht die Musik, ich bin lediglich der Körper. Die Musik hat also mit mir gesprochen, dass ich weiter an dem Song arbeiten soll. Das habe ich gemacht und bin sehr froh darüber.

20 Monate hast du insgesamt an der Platte gearbeitet. Wie darf man sich den Prozess vorstellen?

Als ich angefangen habe, habe ich einfach jeden Tag etwas Neues gespielt und das Ergebnis der Vortage wiederholt. Dadurch gab es einen roten Faden, weil ich für meine Songs ein homogenes, klares Gefühl schaffen wollte. Da habe ich auch immer die gleichen Instrumente verwendet. Die meiste Zeit über war ich einfach alleine zu Hause. Erst nach 14 Monaten habe ich mich dann bereit gefühlt, mit anderen Leuten zu arbeiten.

Du hast fast dein gesamtes Album in den eigenen vier Wänden aufgenommen. Wie hast du es geschafft, dir eine Arbeitsroutine anzueignen?

Ohne Scheiß, das war schwieriger als gedacht. Ich musste mir bewusst machen, dass mein Zuhause auch mein Arbeitsplatz ist. Es durfte mich nie ärgern, dass ich spiele, weil es ein Luxus ist, überhaupt zu Hause arbeiten zu können. Ich habe mir immer wieder mein Glück vor Augen geführt: „Get up and feel lucky! Play and feel good about playing! Never get angry with what you’re playing! There’s nothing to be angry about. Go and cook dinner! Give your girlfriend a kiss! Be thankful, you have all the luck in the world! Just play!“

Du hast also immer versucht, die positiven Dinge zu sehen.

Genau. Wenn ich mir Kaffee gemacht habe, habe ich mir gesagt: „That’s my special coffee for the day. I’m going to take this coffee and sit down at this beautiful table I’m lucky to have. These are my gorgeous speakers. Hello piano (lacht).“ Ich habe einfach alles geliebt. Auf dem Album geht es ja auch vorrangig um Liebe und Dankbarkeit.

Das klingt so, als hättest du dir auch sehr viel Zeit für dich selbst genommen.

Absolut. Ich komme aus einer Familie mit sieben Kindern. Da war es immer laut, es war immer etwas los. Das war jetzt die erste Zeit, in der ich mal richtig runterkommen und reflektieren konnte. Ich konnte mir den Spiegel vorhalten und mich fragen, wo ich im Leben stehe und was ich noch erreichen will. Das war wirklich schön.

Man hört auf dem Album auch, wie sehr du gewachsen bist.

Oh, danke! Ich bin jedes Mal auf’s Neue erstaunt, dass die Leute mir und meiner Musik nach fünf Alben immer noch treu bleiben. Das ist wirklich nicht selbstverständlich und darauf bin ich auch stolz. Ich hab gerade alles, was ich will.

Ich glaube, dass es neben deiner Musik auch deine positive Ausstrahlung ist, die die Menschen so lieben.

Du überschüttest mich heute mit Komplimenten (grinst). Ich möchte so viel Positivität wie möglich ausstrahlen. Ich glaube aber, dass ich jetzt eine große Pause von der Musik nehmen werde. Solange ich jung und fit bin, kann ich nicht nur mit meiner Musik hilfreich sein – was auch gut ist, weil Musik mir selbst auch in sehr vielen Dingen hilft. Ich wäre auch traurig, wenn meine Lieblingskünstler eine Pause einlegen. Aber ich glaube, dass die Welt gerade mehr helfende Hände benötigt. Die Welt braucht physische Unterstützung.

Viele Musiker verlieren durch steigenden Erfolg den Bezug zur Realität. Bei dir hat man immer noch das Gefühl, da steht gerade die beste Freundin auf der Bühne.

Das hat viel mit den Leuten zu tun, mit denen ich rumhänge. Ich komme auch aus einer sehr bodenständigen Familie. Da gibt es keinen Egoismus. Wir sind alle mit der Einstellung aufgewachsen, dass jeder Mensch gleich ist.

Berlin ist nach wie vor deine Wahlheimat. Würdest du sagen, du hast mit der Stadt den Ort gefunden, an dem du dich Zuhause fühlst?

Ich fühle mich überall Zuhause. Gerade ist dieser Ort Berlin, aber ich liebe es auch zu reisen und neue Leute zu treffen. Solange es mir im Herzen gut geht, ist jeder Platz ein Zuhause für mich.

Anfang des Jahres hast du in Berlin einen zwölfstündigen Gig gespielt. Wie kamst du auf diese verrückte Idee und wie war die Erfahrung schlussendlich für dich?

Ich war gerade an einem Punkt, an dem ich schon lange zu Hause war, ohne ständig von Leuten umgeben zu sein. Bei einer Hausparty hat ein Freund mich dann gefragt, ob ich etwas Neues zu spielen habe, wo ich doch schon so lange an meinem Album arbeite. Aber ich hatte nichts, nur Sounds und das macht kein fertiges Album. Die Idee hinter dem Gig war also, zwölf Stunden vor Fremden zu spielen – und zwar kostenlos, damit jeder sich das ansehen und seine Meinung abgeben kann. Wenn jemand ein Ticket für deine Show kauft, wollen die Leute Spaß haben. Jemand, der nichts bezahlt, wird dir ehrliches Feedback geben. Ich dachte also: In diesen zwölf Stunden werde ich viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichem Background erreichen. Genau dieser Challenge wollte ich mich stellen. Ich wollte an einen Punkt gebracht werden, an dem ich nicht mehr kann, und dachte, zwölf Stunden werden das hinkriegen (lacht). Nach sechs Stunden hatte ich keine Idee mehr, was ich spielen könnte. Ich war leer. Aber dann kamen meine Freunde auf die Bühne und wir haben für weitere sechs Stunden gejammt. Danach habe ich noch zwölf Stunden gefeiert. Ich habe bestimmt 36 Stunden kein Auge zugetan. Aber das habe ich wirklich gebraucht zu der Zeit.

Das Konzert fand in einem sehr intimen Rahmen statt – so wie auch deine aktuelle Tour. Erst danach geht’s wieder auf größere Bühnen.

Stimmt, ich wollte bei der aktuellen Tour dieses intime Setting herstellen und den Leuten ins Gesicht sehen können. Wir spielen das gesamte neue Album durch, die Leute kennen die Songs noch nicht. Somit kriegst du wieder diese ehrliche Reaktion, von der ich vorhin gesprochen habe.

„Home“ ist dein bisher persönlichstes Album und mir kam vor, dass du deine Fans deshalb noch stärker involvieren wolltest. Nicht nur hast du eine Playlist mit deinen Inspirationen zusammengestellt, du hast auch jede Woche einen Ausschnitt eines neuen Songs auf Facebook vorgestellt.

Diese direkte Connection ist mir wichtig und es ist auch interessant zu lesen, was Leute zu sagen haben. Im Business ist es leider so, dass alle auf den Moment warten müssen, bis etwas offiziell releast wird. Man erwartet etwas von dem Produkt und wenn die Erwartung nicht erfüllt wird, ist die große Enttäuschung da. Deshalb habe ich meine Songs schon vorher online gestellt. Wer es sich anhören möchte, kann und wird das dann auch tun. Dadurch fällt dieser Druck weg.

Obwohl du gerade wunschlos glücklich zu sein scheinst, gibt es dennoch etwas, das du dir vom ganzen Herzen wünschen würdest?

Ich wünsche mir mehr Liebe, einfach mehr Liebe auf der Welt.

Vielen, lieben Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch!

Wer Wallis Bird live erleben möchte, hat am 13. Februar 2017 im Wiener Flex die Möglichkeit dazu.

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