We Invented Paris haben erst kürzlich ihre Tour durch Österreich zu Ende gebracht, bei der sie ihr aktuelles Album „Rocket Spaceship Thing“ vorgestellt haben. Wir haben Sänger Flavian Graber und Gitarrist Matthias Rückert im Rahmen des Waves Vienna zum Interview getroffen und mit ihnen unter anderem über ihre Tour-Highlights und die Bedeutung ihres Albumcovers gesprochen. Außerdem verrieten uns die beiden ihre Pläne für das erste Konzert auf dem Mond.

UNIMAG: Mit dem Auftritt am Waves Vienna ging eure kleine Österreich-Tour zu Ende. Was habt ihr so erlebt?

Flavian: Sehr viel Schönes! Es war bemerkenswert, wie freundlich alle Leute waren. Bei den Zuhörern herrschte immer sehr gute Stimmung und alle waren glücklich. Und gutes Essen gab’s (lacht). Wir hatten ja ganz unterschiedliche Shows – mal waren es größere Clubs, dann wieder kleine und intime Auftritte wie im Salon Ditta. Die Show war bei einem Eisenbahnmuseum im Heizhaus. Das war ganz speziell und schön.
Matthias: Wir waren in einem Haus, wo die Loks über Nacht reinkommen. Dort herrschte natürlich eine tolle Atmosphäre. Generell war die Tour sehr vielseitig. Die Konstante war aber definitiv die Gastfreundlichkeit.

Und gab es irgendein Ereignis, das euch besonders in Erinnerung bleiben wird?

Flavian: Ich fand’s in Klagenfurt besonders schön. Da waren wir im kleinen Lendhafen Café und Stefan, der den Laden führt, macht alles mit so viel Liebe. Das hat mich ein bisschen an die Zeit erinnert, als wir Couchsurfing- und Wohnzimmer-Konzerte gemacht haben. Die Atmosphäre war ähnlich. Da lag eine krasse Energie in der Luft.
Matthias: Bei dem Konzert hab ich auch das erste Mal Harmonium gespielt. Deshalb war es für mich etwas Besonderes. Das war vermutlich auch mein Highlight. Wir hatten auch einen freien Tag in Klagenfurt. Es war schön, die Stadt mal in Ruhe ansehen zu können und nicht sofort weiter zu müssen. Wir waren aber auch noch am Schloss Hartberg im Norden. Da war das Schloss an sich schon fulminant und auch die Unterbringung im Schlosshof war von vorne bis hinten komplett stimmig.

Ihr seid ja nicht nur eine Band sondern auch ein Künstlerkollektiv, in dem Grafiker, Fotografen, Filmkünstler und Designer an Projekten mitwirken. Wie können wir uns die Arbeit in eurem Kollektiv praktisch vorstellen?

Flavian: Es kommt sehr darauf an, um welches Projekt es sich handelt. Wir sind geografisch gesehen verteilt. Die Basis ist zwar in Basel, aber auch in Deutschland haben wir einige Leute. Wir kommen für punktuelle Projekte zusammen, nehmen uns ein paar Tage oder Wochen Zeit und arbeiten gemeinsam an einem Projekt oder jemand arbeitet in seiner Stadt und man tauscht sich anschließend über Skype über die Dinge aus. Um das etwas konkreter zu erklären (lacht) … Bei den Albumaufnahmen waren wir in einem Schloss bei Dresden. Wir haben’s mit den Schlössern (lacht). Wir mögen halt alte Gebäude. Dort haben wir das Album aufgenommen, wo auch unsere Videoleute Stefan und Tim dabei waren. Während der Aufnahmen haben sie dann Videosessions im Studio selbst und in der Umgebung des Schlosses gemacht.

Wie kam es dazu, dass ihr die Möglichkeit hattet, das Album in einem Schloss aufzunehmen?

Flavian: Ein Freund von mir hat uns das Angebot gemacht. Ich kenne Arno schon etwas länger. Auf unserer ersten Couchsurfing-Tour sind wir dort vorbeigekommen, aber da war das Studio noch nicht umgebaut. Zwei Jahre später haben wir Newsletter für die Crowdfunding-Aktion unseres zweiten Albums rausgeschickt, woraufhin er mich kontaktiert und gefragt hat, ob wir das Album in seinem neuen Studio auf dem Schloss aufnehmen wollen. Dort konnten wir uns vier Wochen abseits der Welt Zeit nehmen und ich finde, das hört man auf dem Album auch.

Du hast ja schon eure Couchsurfing- und Wohnzimmer-Tour angesprochen. Es gab dann auch noch die Aktion „30 Konzerte an einem Tag“. Mal ganz im Ernst, wie geht so etwas denn?

Matthias: Mit Ausdauer und kurzen Songs (lacht).

Flavian: Genau (lacht). Wir haben das in Heidelberg gemacht. Das Ziel war, in einer Stadt, in der wir noch nie gespielt haben und wo uns noch niemand kennt, abends ein großes Konzert im Club vollzukriegen. Deshalb hatten wir die Idee, 30 Kleinkonzerte zu spielen, wobei das 30. eben in dem Club stattgefunden hat. Wir haben also im Gewürzladen, in der Bäckerei, beim Metzger und an der Straßenecke jeweils zwei oder drei Songs gespielt und die Leute zum Hauptkonzert eingeladen. Der Club war dann auch rappelvoll. Es war aber auch enorm anstrengend, weil wir einfach den ganzen Tag lang fast ohne Pause gespielt haben.

Und habt ihr schon neue interessante Konzertideen auf Lager?

Matthias: Erstes Konzert auf dem Mond (lacht).

Flavian: Genau, das wär’s doch (lacht).

Matthias: Wir sind mit der NASA am Verhandeln (lacht).

Flavian: Aber die Russen haben auch schon ein gutes Angebot gemacht (lacht). Ne, es gibt da noch nichts Spruchreifes. Wir haben zwar schon einige Ideen, aber die brauchen noch etwas Entwicklung und sollen ja auch überraschen.

Wollt ihr euch mit solchen ungewöhnlichen Aktionen bewusst von anderen Musikern abheben?

Flavian: Ich mag es einfach, Dinge etwas anders zu machen. Ich möchte den Fokus ein bisschen verändern, weil ich das Gefühl habe, dass viele sich heutzutage nicht mehr die Zeit nehmen, aktiv Musik zu hören. Deshalb versuche ich immer Situationen zu schaffen, in denen Leute auf dem falschen Bein erwischt und der Musik ausgesetzt werden sozusagen (lacht). Wir möchten mit unseren Ideen ein neues Setting schaffen, wie man Musik hört.

Nach den vielen kleinen Venues und Wohnzimmern folgten auch Auftritte auf großen Festivals und in wesentlich größeren Hallen. Gibt es etwas, das ihr bei solchen großen Auftritten vermisst?

Matthias: Es hat beides seine Vor- und Nachteile. Der Kontrast macht es spannend. Bei der Österreich-Tour hatten wir zum Beispiel in Klagenfurt ein intimes Konzert und in Graz dafür wiederum eine richtige Rock-Show. Die Spannung ist wichtig. Wenn man das eine nicht hat, weiß man gar nicht, was man am anderen vermisst. Man muss unglücklich sein, um sein Glück zu erkennen. Bei großen Shows besteht die Chance, dass einen megaviele Leute kennenlernen, die noch nie etwas von einem gehört haben, weil sie wegen dem Festival da sind. Es kann total fulminant sein.

Flavian: Man kann halt richtig abdrücken. Das kannst du bei einem Wohnzimmer nicht so.

Matthias: Die Schlagzeuger können endlich mal ihre Kiste ausspielen. Im Wohnzimmer kann man eben ganz unverstärkt spielen. Das ist eine andere Kunst, weil man die Leute ganz anders kriegt. Man ist auch direkt mit dem Publikum konfrontiert.

Flavian: Es ist viel intimer.

Matthias: Es hat beides seine Herausforderungen. Auf einer großen Festivalbühne kannst du auch leicht untergehen, wenn du nicht eine gewisse Präsenz in Wort und Haltung hast. Ich habe keinen Favoriten.

Flavian: Ich auch nicht, ich brauche beides. Es ist natürlich geil, große Dinger spielen zu können, aber trotzdem entstehen die schönsten Momente dann bei den kleinen Konzerten, weil man so eine Energie und Atmosphäre kaum auf einer riesigen Bühne erreichen kann. Im Wohnzimmer traut sich halt auch niemand, dumm rumzulabern, weil sonst niemand mehr etwas hört. Da sind alle mucksmäuschenstill. So etwas kriegst du auf einem Festival nicht hin.

Euer Albumcover zu „Rocket Spaceship Thing“ gefällt uns richtig gut! Das ist ja auch ein Produkt eurer Grafiker. Wo liegt der inhaltliche Bezug zu den Songs?

Flavian: Das war ein sehr enger, gegenseitig inspirierender Prozess. Als wir begonnen haben, Songs zu schreiben und diese zu arrangieren, hatte Stefan schon Ideen und Entwürfe für die Grafik, die dann zum Teil wieder die Songs inspiriert hat. Schlussendlich soll es sowohl eine Dampfmaschine als auch ein Herz darstellen, das angetrieben wird. Erfindergeist eben! Jag deinem Herzen nach! Trau dich, Dinge zu erfinden und zu wagen, von denen man auf den ersten Blick glauben würde, das funktioniert doch das eh nicht.

Bei dem Opener eures Albums („Mont Blanc“) geht es im Grunde um das Bezwingen von Herausforderungen. Mit welchen Problemen wart ihr als Band schon konfrontiert?

Matthias: (lacht) Wir schimpfen uns europäisches Künstlerkollektiv, dementsprechend weit sind auch die Distanzen und die Kommunikation wird dadurch deutlich schwieriger. Gerade, wenn man sehr eng zusammenarbeitet, spielt der räumliche Unterschied eine Rolle. Bei uns geht’s ja außerdem nicht nur um Musik sondern auch um Freundschaft und Herzblut, weil man nur dann authentisch zusammenarbeiten kann.

Flavian: Das sind Kämpfe, die wir miteinander haben und die dazugehören. Grundsätzlich ist es eine Herausforderung, seinem Traum nachzujagen und damit auch seine Familie ernähren zu können. Wir möchten die Kunst weitertreiben und trotzdem das machen können, was uns am Herzen liegt, und nicht etwas, das gerade gefragt ist.

Im Rahmen der Waves Conference waren wir bei einer Listening Session für Rock/Pop, bei der österreichische Musiker einen einzigen Song auswählen mussten, den sie von internationalen Experten beurteilen lassen konnten. Welchen eurer Songs würdet ihr einer Jury vorlegen?

Flavian: (lacht) Das ist schwierig. Wir haben nämlich sehr, sehr verschiedene Songs.

Matthias: Wir können ja schon einmal eingrenzen, ob wir einen vom alten oder vom neuen Album wählen.

Flavian: Das kommt ganz darauf an. Ich finde, „More“ ist einer unserer stärksten Live-Songs, den wir haben, aber ich weiß nicht, ob der abgespielt auch so wirken würde, weil die Album-Version nicht der Live-Version entspricht. „Zeppelins“ wäre für mich ein weiterer Kandidat. Da find ich die Aufnahme einfach sehr gelungen.

Matthias: Wenn ich die Wahl hätte, würde ich vom ersten Album „Nothing To Say“ wählen und vom zweiten Album vermutlich noch „Sleeptalker“.

Vielen Dank für das nette Gespräch!

Bilder: (c) Elisabeth Voglsam

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