Ein Traineeprogramm ist häufig der Startschuss für eine erfolgreiche Karriere. Das gilt längst nicht mehr nur für Wirtschaftsabsolvent:innen. Neben der intensiven, bereichsübergreifenden Ausbildung profitieren die Trainees noch lange von dem Kontaktnetzwerk, das sie schon während des Einarbeitungsprogramms knüpfen können. Im folgenden Artikel zeigen wir, was ein gutes Traineeprogramm ausmacht, und warum ein persönliches Mentoring unbedingt dazugehört.

„Für das Traineeprogramm habe ich mich entschieden, weil ich einen Einblick in verschiedene Bereiche der Wirtschaftsprüfung gewinnen wollte. So bekomme ich einen besseren Überblick über die verschiedenen Aufgaben in den Abteilungen und kann mich im Anschluss besser entscheiden, in welcher Abteilung ich gerne bleiben möchte“, sagt Annalena Madner, die bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC derzeit das 18-monatige Programm „Transform@Assurance“ absolviert. „Außerdem lerne ich so viele Leute kennen und habe schnell für jedes Problem eine Ansprechperson.“

Die 27-jährige Wirtschaftsabsolventin hebt damit einige für ein Traineeship typische Punkte hervor: Die Trainees lernen unterschiedliche Geschäftsbereiche ihres neuen Arbeitgebers kennen und erhalten so einen umfassenden Überblick über das Unternehmen.

Die verschiedenen Stationen, die sie während des Programms durchlaufen, helfen ihnen und dem Unternehmen, die ideale Zielposition für den festen Einstieg nach dem Traineeprogramm zu finden. Und ein persönliches berufliches Netzwerk entwickelt sich rasch schon während des Berufseinstiegs.

Das Business von Grund auf kennenlernen

Die Organisation eines Traineeprogramms ist für die Arbeitgeber vergleichsweise aufwendig und kostspielig. Aber auch für sie bietet diese Form des Einstiegs große Vorteile. Beim Einsatz in den verschiedenen Abteilungen – und häufig auch Standorten – lernen die Trainees das Geschäft von Grund auf kennen und bekommen früh einen Blick für bereichsübergreifende Themen und Synergien im Unternehmen.

„Wir glauben, dass es sich lohnt, Zeit und Ressourcen zu investieren, um jungen Talenten, die ihre Karriere in einem internationalen Umfeld starten möchten, ein spannendes Programm zu bieten. Dies erlaubt uns, Hochschulabsolventen und -absolventinnen ‚on the Job‘ auszubilden und ihnen so ein Set an Fähigkeiten und Kenntnissen mitzugeben, um in ihre Rollen hineinwachsen zu können“, erklärt Lidija Sljeric, die als „Head of Centre of Excellence People Development“ beim Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi in Wien fungiert. (Anmerkung: Das Interview mit Lidija Sljeric wurde auf Englisch geführt, ihre Antworten wurden von der UNIMAG-Redaktion ins Deutsche übertragen.)

Unterschiede zum Direkteinstieg

Wer nach dem Studium über den Direkteinstieg in einem Unternehmen beginnt, hat meist sofort klar umrissene Aufgaben und Verantwortungsbereiche, übernimmt nach einer kurzen Einarbeitungsphase eigene Projekte und kennt die künftige Position im Team. Trainees wechseln dagegen während ihrer Einarbeitungsprogramme regelmäßig die Abteilungen.

Sie sind vor allem für Kandidatinnen und Kandidaten geeignet, die sich besonders für die Zusammenhänge in einem Unternehmen interessieren, sich noch nicht unbedingt auf ein bestimmtes Fachgebiet festlegen wollen und über Schnittstellen hinaus arbeiten möchten.

Flexible Programme

Das 18-monatige „International Graduate Programme“ der Mondi Group richtet sich länderübergreifend an Hochschulabsolventen und -absolventinnen. „Dabei können sich die nachgefragten Studiengänge auch ändern. Der Arbeitsmarkt wandelt sich schnell und wir wollen flexibel bleiben. So passen wir auch die Gestaltung des Programms jedes Jahr an die aktuellen Erfordernisse an“, erläutert Lidija Sljeric. „In diesem Jahr lag der Fokus auf der Ausbildung von Absolventinnen und Absolventen aus dem Bereich Finance und auch mit technischem Hintergrund. In jedem Fall soll das Programm aber auf eine spätere Führungsaufgabe vorbereiten.“

Auch die zu durchlaufenden Abteilungen und Standorte können je nach Standort der Mondi Group variieren. „Der Ablauf des Programms ist jedoch fix und wird während des Einstellungsprozesses ausführlich erläutert. Sobald die Trainees an ihrem ersten Arbeitstag auf unserer Kick-off-Veranstaltung beginnen, erhalten sie eine detaillierte Programmskizze inklusive möglicher Standortwechsel“, so Personalentwicklerin Sljeric weiter.

Welcome Day zum Start

Annalena Madner spezialisierte sich nach ihrem Bachelor-Studium in „Internationaler Betriebswirtschaft“ an der Wirtschaftsuniversität Wien im Master-Studium auf den Bereich Finanzwirtschaft und Rechnungswesen. Im Internet verglich sie verschiedene Traineeprogramme und wurde auf die Angebote von PwC aufmerksam. „Nach einem Telefonat mit der zuständigen Ansprechperson im Bereich Human Resources wurde ich zum Assessment Center eingeladen, dass wegen interner Corona-Maßnahmen via Google Meet stattfand. Kurz darauf bekam ich schon ein detailliertes Feedback inklusive meiner Zusage für das Programm ‚Transform@Assurance‘“.

Die ersten beiden Tage waren für einen „Welcome Day“ und einen „Technical Day“ reserviert, bei denen die „Neustarter:innen“ bei PwC die wichtigsten Basics kennenlernten. „Hier konnte ich wie bei den weiteren Schulungen schon viele Kontakte knüpfen“, erinnert sich Madner.

Schulungen und Trainings

Ein qualitativ hochwertiges Traineeprogramm wird durch Schulungen und Trainingsmöglichkeiten begleitet. Workshops, Fachseminare, Soft-Skills-Trainings oder Sprachkurse sind regelmäßig in die Programme integriert. Hier lernen die Trainees, was sie für ihre weitere Karriere im Unternehmen benötigen, sich aber nicht „on the Job“ in den einzelnen Abteilungen aneignen können.

Annalena Madner besucht als Trainee bei PwC die gleichen Fortbildungen wie die Associates der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. „Zusätzlich habe ich zum Beispiel die Möglichkeit, mir selbstständig über eine große Lernplattform oder durch die Anmeldung zu ‚Digital Friday Sessions‘ weiteres Wissen anzueignen. Fest vorgesehen ist für die Trainees außerdem ein einwöchiges soziales Engagement an einem Projekt eigener Wahl“, so die WU-Absolventin.

Mondi bietet seinen Trainees neben On-the-Job-Trainings auch E-Learnings in der eigenen „Mondi Academy“ an. „In diesen Kursen wollen wir sowohl Business-Kenntnisse und technische Kompetenzen als auch die persönlichen Skills stärken“, betont Lidija Sljeric.

Unterstützung durch Mentoring

Ein zentrales Qualitätsmerkmal eines guten Traineeships ist die individuelle Betreuung. Trainees sollten sich jederzeit mit allen Fragen an erfahrene Ansprechpersonen wenden können, zum Beispiel an feste Mentorinnen und Mentoren. Dies ist ein ganz wesentlicher Faktor. Denn die Programme sind ausgesprochen abwechslungsreich, verlangen den Trainees aber auch einiges ab.

Zudem wird häufig erst während des Programms über die endgültige Zielposition entschieden. Umso wichtiger ist der Austausch über die weitere Entwicklung und Perspektiven im Unternehmen.

Annalena Madner durchläuft in ihrem 18-monatigen Traineeprogramm bei PwC drei jeweils sechs Monate dauernde Stationen. Dabei werden die Trainees jeweils von einem zugewiesenen Career Coach betreut: „Ich lerne dreimal viele neue Kolleg:innen kennen und habe auch drei verschiedene Coaches, die mich in den verschiedenen Abteilungen betreuen. Das ist einerseits immer wieder eine Umstellung, andererseits aber auch eine große Chance.“ In manchen Abteilungen gibt es bei PwC auch Buddy-Programme. „Die Mitglieder der verschiedenen Teams sind immer sehr herzlich, hilfsbereit und für alle Fragen offen – von ihnen lernt man auch am meisten. Das Wichtigste ist, aufgeschlossen zu sein, selbstständig Fragen zu stellen und auch aktiv Feedback einzuholen“, rät Madner jungen Trainees.

RegelmäßigesFeedback

Das auf die Produktion von Verpackungen und Papier spezialisierte Unternehmen Mondi stellt allen Teilnehmenden am „International Graduate Programme“ jeweils eine:n Mentor:in zur Seite, der sie während des gesamten Programms unterstützt. Eine Betreuung durch Mentorinnen und Mentoren hat gerade in individuellen Einarbeitungsprogrammen wie Traineeships eine große Bedeutung. Für die Trainees, die verschiedene Abteilungen und Projekte durchlaufen, fungieren sie als zentrale Ansprechpersonen. Mit regelmäßigen Feedback-Gesprächen unterstützen sie sowohl die fachliche als auch die persönliche Weiterentwicklung der Trainees.

Wichtig ist, solche Termine fest einzuplanen, damit der regelmäßige Austausch im Projektalltag nicht kurzfristig anderen Aufgaben zum Opfer fällt – auch nicht, wenn es bei den Projekten gerade eng wird.

Personalentwicklungsexpertin Lidija Sljeric weist daraufhin, dass ein gutes Mentoring ganz verschiedene Ausprägungen haben und individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen werden kann. „Deshalb ist es wichtig, dass Mentee und Mentor am Anfang gegenseitig Wünsche und Erwartungen äußern und gemeinsam Regeln festlegen.

Manche Trainees wünschen sich einen regelmäßigeren Kontakt und Austausch, andere legen nach einem informellen Kennenlerntermin eher Wert auf Feedback-Gespräche in Abständen von einigen Monaten.Beide Varianten können großartig funktionieren – wichtig ist nur, dies zu Beginn der Mentoring-Beziehung zu klären.“

Gute Perspektiven

Am deutlichsten in Erinnerung geblieben ist Annalena Madner während ihres bisherigen Traineeprogramms ihre erste „Busy Season“ – die Haupt-Prüfungszeit für Unternehmen: „Das wird wohl bei allen Berufseinsteiger:innen in der Wirtschaftsprüfung so sein.

Hier wurde ich gefordert, schon früh selbstständig zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen, auch unter Zeitdruck einen klaren Kopf zu bewahren und die Übersicht über die mir zugewiesenen Prüffelder, Anforderungen und Deadlines zu behalten.“ Im Anschluss an das Programm ist eine Übernahme als Associate bei PwC geplant: „Die Trainees bei PwC können nach Rücksprache die Abteilung selbst wählen, in der sie nach den Rotationen langfristig bleiben möchten.“

Die Organisation eines Traineeprogramms ist anspruchsvoll und mit einem hohen Aufwand verbunden – das gilt für beide Seiten. Deshalb sollte von Anfang an klar sein, wie die Perspektiven der Trainees für eine Karriere im Unternehmen nach Abschluss des Traineeships aussehen. Häufig erhalten die Trainees von vornherein einen unbefristeten Vertrag.

Aber auch mit einer befristeten Vereinbarung haben Trainees bei einem qualitativ hochwertigen Programm sehr gute Übernahmechancen. Schließlich liegt es im Interesse der Arbeitgeber, die gut ausgebildeten Nachwuchskräfte im eigenen Unternehmen zu halten.

Gegenseitiges Kennenlernen

Bei Mondi fällt die Entscheidung im letzten Drittel des Programms und wird gemeinsam mit den Trainees und ihren Führungskräften besprochen. „Unser Ziel ist, nach dem Programm weiter zusammenzuarbeiten und für die Trainees eine spannende Karriere-Chance zu schaffen. Dabei ist uns wichtig, mit den Trainees und Führungskräften in kontinuierlichem Kontakt zu bleiben und gegenseitig Feedback auszutauschen. Während der 18 Monate eignen sich die Trainees viele Kenntnisse über das Unternehmen an und wir haben wir Zeit, einander kennenzulernen“, erklärt Personalentwicklerin Lidija Sljeric.

Annalena Madner hat die letzte Station des Programms „Transform@Assurance“ zwar noch vor sich, traut sich aber ein erstes Fazit zu: „Es lohnt sich sehr, in mehrere Bereiche eines Unternehmens hineinzuschnuppern, um ein besseres Gesamtverständnis für die Arbeit und ein Netzwerk aufbauen zu können, von dem man später profitiert. Man lernt oft viel mehr als bei einem ‚normalen‘ Berufseinstieg – den Start als Trainee kann ich jedem empfehlen.“

Text: Heinz Peter Krieger
Fotos: (c) Cecilie_Arcurs, Vasyl Dolmatov, jacoblund – istock

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