Statt eines Direkteinstiegs bildet häufig ein Traineeprogramm den Startschuss für eine erfolgreiche Karriere. Die Trainees profitieren dabei von der intensiven, bereichsübergreifenden Ausbildung, einem umfassenden Überblick über das Unternehmen und dem dichten Netzwerk an Kontakten – nicht nur während der Einarbeitung, sondern noch lange nach Abschluss ihres Programms. Wir zeigen, was ein gutes Traineeprogramm ausmacht.

Absolventinnen und Absolventen, die sich nach dem Studium für den Direkteinstieg in ein Unternehmen entscheiden, wissen schon ziemlich genau, was beim Berufsstart auf sie zukommt: klar umrissene Aufgaben und Verantwortungsbereiche. Vor allem kennen sie von Beginn an die Position, die im Team auf sie wartet. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase können sie oft schon früh eigene Projekte übernehmen.

Führungskräfte von morgen

Traineeprogramme sind anders. Trainees wechseln während ihres Einarbeitungsprogramms regelmäßig die Abteilungen und lernen in mehrmonatigen Stationen verschiedene Bereiche im Unternehmen kennen. Traineeships sind deshalb vor allem für Kandidatinnen und Kandidaten geeignet, die noch nicht unbedingt auf ein bestimmtes Fachgebiet festgelegt sind und sich besonders für die Zusammenhänge in einem Unternehmen interessieren.

Das ist gleichzeitig der große Pluspunkt eines Traineeprogramms: Durch den Einsatz in verschiedenen Geschäftsbereichen – und manchmal auch Ländern – lernen die Trainees das Geschäft von Grund auf kennen und gewinnen früh einen Blick für bereichsübergreifende Themen und Synergien. Dies ist der Grund, dass die Unternehmen so intensiv in die aufwendigen Programme und ihre Trainees investieren.

Die Trainees sind die Führungskräfte von morgen und sollen optimal auf die Herausforderungen und ihre künftigen Rollen im Unternehmen vorbereitet werden.

Generalistisch oder Fachlaufbahn

Seit den 1970er-Jahren setzten Traineeships sich in immer mehr Unternehmen durch. Ziel der Programme war ursprünglich, qualifizierte Talente mit Hochschulabschluss in einer breit und generalistisch angelegten Ausbildung auf eine Managementlaufbahn einzustimmen. Vorreiter waren Banken und Versicherungen. Inzwischen sind die Programme in allen wichtigen Branchen etabliert.

Dabei sind die Traineeships heute oft schlanker konzipiert und bereiten auf eine verantwortliche Position in einer Fachabteilung vor. Typisch ist jedoch in beiden Varianten, dass die Trainees während des Programms eine bestimmte Zahl von Abteilungen durchlaufen, um so einen Überblick über das gesamte Unternehmen und seine Abläufe zu erhalten.

Programmdauer bis zu 24 Monaten

Die Einarbeitungsprogramme dauern typischerweise zwischen zwölf und 24 Monate. Dabei durchlaufen die Trainees meist etwa drei bis sechs Stationen in den verschiedenen Abteilungen. So haben sie genügend Zeit, unterschiedliche Bereiche des Unternehmens kennenzulernen, Kontakte in verschiedenen Bereichen, Abteilungen und Niederlassungen zu knüpfen und zusätzliche Off-the-Job-Trainings wahrzunehmen.

Ist die Einarbeitungsphase kürzer als zwölf Monate und trägt dennoch das beliebte Etikett „Traineeprogramm“, ist Vorsicht geboten, denn die Bezeichnung ist nicht geschützt. Letztlich kann jeder Arbeitgeber den Begriff verwenden und definieren, wie er möchte.

Einige Monate können zwar reichen, um sich in Projekte einzuarbeiten. Wer sich auf eine solche Stelle bewirbt, sollte aber prüfen, ob das Programm noch einen umfassenden Überblick über das Unternehmen und die Abteilungen bietet. Dauert das Traineeprogramm länger als 18 Monate, sollte deutlich werden, wo der Mehrwert einer solch langen Ausbildung für Akademikerinnen und Akademiker liegt.

Traineeprogramme für technischen Nachwuchs

Traineeprogramme galten früher eher als Domäne von Wirtschaftsabsolvent:innen, die auf ihre künftige Rolle in der Unternehmensführung vorbereitet wurden. Doch auch für technisch orientierten Nachwuchs ist der Direkteinstieg nicht mehr der alleinige Weg nach oben. Traineeprogramme für Absolvent:innen von IT-, ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Studiengängen haben sich vor allem dort etabliert, wo für die künftige Rolle bereichsübergreifendes Wissen und interdisziplinäre Fähigkeiten gefragt sind. Auch Social Skills lassen sich besser trainieren, wenn Technik-Talente häufiger die Abteilung wechseln und nicht direkt in einer Fachabteilung starten.

Teilweise bilden die Unternehmen Absolvent:innen mit technischen und wirtschaftswissenschaftlichen Abschlüssen im selben Traineeprogramm aus. So bekommen die technisch ausgebildeten Nachwuchskräfte die kaufmännischen Aspekte mit, das Gleiche gilt umgekehrt. Das entspricht auch dem generalistischen Ansatz der Einstiegsprogramme sowie dem Ziel, ein gutes gegenseitiges Verständnis für die Prozesse im Unternehmen über Abteilungsgrenzen hinweg zu erreichen.

Workshops & Schulungen

Wer mehrere Abteilungen in einem Unternehmen durchläuft, erlebt bereits ein intensives Training on the Job. Zusätzliche Off-the-Job-Schulungen dürfen in einem hochwertigen Traineeprogramm dennoch nicht fehlen. In Workshops, Fachseminaren, Soft-Skill-Trainings und Sprachkursen lernen die Trainees, was sie für ihre weitere Karriere im Unternehmen benötigen, sich aber nicht in den einzelnen Stationen aneignen können. Ein positiver Nebeneffekt der Schulungen: Sie sind eine gute Möglichkeit, Kontakte zu Trainees sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im eigenen oder aus anderen Unternehmen zu knüpfen.

Individuelle Betreuung

Traineeprogramme sind abwechslungsreich und bereiten ideal auf die spätere berufliche Laufbahn vor. Die regelmäßig wechselnden Stationen verlangen den Trainees aber auch einiges ab. Umso wichtiger ist der Austausch über die weitere Entwicklung und die Perspektiven im Unternehmen. Denn auch die Entscheidung über die endgültige Zielposition fällt häufig erst während des Programms.

Trainees sollten sich jederzeit – auch wenn es vielleicht mal „kriselt“ – mit allen Fragen an erfahrene Ansprechpersonen wenden können, zum Beispiel an feste Mentor:innen. Auch in den einzelnen Stationen sollten sie immer wissen, welche Führungskraft sie dort betreut. In manchen Unternehmen gibt es auch ein Buddy-Netzwerk, in dem ehemalige Trainees den neuen Talenten zur Seite stehen. Wer selbst bereits ein Traineeprogramm durchlaufen hat, kann sich schließlich am besten vorstellen, wo gerade der Schuh drückt.

Vom Netzwerk profitieren

Während eines Traineeships entwickeln sich zahlreiche intensive Kontakte in der Zentrale und den durchlaufenen Stationen. Das ermöglicht es den Trainees fast von selbst, sich früh ein Netzwerk aus Expertinnen und Experten in den einzelnen Abteilungen aufzubauen. Darauf können sie auch nach Abschluss des Programms zugreifen.

Den Netzwerk-Gedanken können Arbeitgeber aber auch strukturiert unterstützen. Viele Unternehmen ermöglichen ihren Trainees regelmäßige Treffen, auf denen sie sich untereinander über ihre Erfahrungen im Unternehmen austauschen können. Auch gemeinsame Exkursionen und Online-Foren sind möglich. Alumni-Netzwerke ehemaliger Trainees tragen ebenfalls dazu bei, noch nach Abschluss des Programms gemeinsam von den früheren Erfahrungen zu profitieren.

Große Unterschiede beim Gehalt

Die an Trainees gezahlten Gehälter unterscheiden sich zum Teil enorm. Das spiegelt vor allem die Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Branchen wider. So können Berufseinsteiger:innen insbesondere bei den Schwergewichten aus dem Finanzsektor, der Chemie- und Pharmabranche oder dem Maschinenbau auch als Trainees auf Jahresgehälter über 45.000 Euro hoffen. In den Bereichen wie Werbung oder Tourismus müssen sie sich dagegen häufig mit wenig mehr als 20.000 Euro begnügen. Damit bewegen sie sich eher auf dem Niveau der dort üblichen Gehälter für Volontäre – und die Frage ist, ob das Traineeprogramm wirklich seinen Namen verdient.

Meist ist das Gehalt für Trainees etwas niedriger als das für Direkteinsteiger:innen. Der Unterschied fällt aber nicht mehr allzu sehr ins Gewicht. Bei der weiteren Gehaltsentwicklung dürften die Vorteile eines Traineeprogramms – der bereichsübergreifende Überblick über das Unternehmen und die frühe Vernetzung mit den Führungsebenen – den Abstand locker wettmachen.

Klar sollte aber sein, dass das Traineeprogramm nicht wie ein besseres Praktikum vergütet wird und dass die gehaltliche Perspektive stimmt. Gespräche über die weitere Gehaltsentwicklung sollten innerhalb des Jahres nach Erreichen der Zielposition folgen – wie bei allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch.

Entscheidung über die Zielposition

Traineeprogramme sind unterschiedlich konzipiert. In offeneren Varianten kristallisiert sich die spätere Position erst mit dem Durchlauf durch die verschiedenen Abteilungen heraus. Hier hängt die weitere Entwicklung stärker von den Feedback-Gesprächen mit einem Mentor oder einer Mentorin oder den Ansprechpersonen in den einzelnen Abteilungen ab.

Häufig können die Trainees dann auch eigene Präferenzen bei der Wahl einzelner Stationen oder Unternehmensstandorte im In- und Ausland einbringen und ihr Programm auf diese Weise mitgestalten. Gerade gut ausgebildete Talente, die trotz (oder wegen) ihres Wissens und einiger Praktika noch nicht sicher sind, in welche Richtung sie sich entwickeln möchten, können sich so einen Überblick über das Unternehmen und die Karrieremöglichkeiten verschaffen.

Andere Programme sind von vornherein klar mit einer konkreten Zielposition verknüpft. Dies ist besonders bei enger fokussierten Traineeships der Fall, etwa für den Vertrieb oder den Einkauf. Dann ist wichtig, dass das Programm dennoch einen weiten Überblick im Unternehmen über den Einstiegsbereich hinaus vermittelt.

Gute Übernahmechancen

Die Organisation eines Traineeprogramms ist anspruchsvoll und mit einem hohen Aufwand verbunden – das gilt für beide Seiten. Deshalb sollte von Anfang an klar sein, wie die Karriereperspektiven im Unternehmen nach Abschluss des Traineeships aussehen. Bei einem seriösen Angebot ist das schon zu Beginn des Programms transparent. Häufig erhalten die Trainees von vornherein einen unbefristeten Vertrag. Aber auch mit einer befristeten Vereinbarung haben Trainees bei einem qualitativ hochwertigen Programm sehr gute Übernahmechancen.

Ein durchkonzipiertes Traineeprogramm bindet organisatorische Ressourcen und ist teuer – deshalb liegt es auch im Interesse der Arbeitgeber, die gut ausgebildeten Nachwuchskräfte im eigenen Unternehmen zu halten und nicht zur Konkurrenz ziehen zu lassen.

Übrigens, auf unserem Portal www.trainees.at findest du viele weitere Infos zu den Themen Traineeprogramme, Bewerbung & Vorstellungsgespräch.

 Text: Heinz Peter Krieger

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