Der Unirektor und ehemalige Grüne löst Beatrix Karl als Wissenschaftsminister ab – die Rektoren und Studenten hoffen auf ihn. Er ist der zweite Rektor im Amt des Ministers für Wissenschaft und Forschung: Am 21. April wurde Karlheinz Töchterle in der Hofburg angelobt.
Vorgeschlagen für das Amt wurde er von Josef Geisler, Man habe immer gut mit ihm zusammengearbeitet, so der Klubobmann der Tiroler VP im Landtag. Die Universitätskonferenz sieht die Wahl Töchterles als historische Chance für die Bundesregierung. Die Universitätskonferenz setzt in den neuen Wissenschaftsminister Töchterle große Hoffnungen. „Als langjähriger Kollege in der Universitätslandschaft weiß er über die finanziellen Probleme und die schwierigen Rahmenbedingungen der Universitäten am besten Bescheid“, erklärte Hans Sünkel, Rektor der TU Graz. Die Rektoren hoffen darauf, dass die Regierung beim Beschluss des neuen Bundesfinanzrahmens ihren Budgetwünschen nachkommt. Auch die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) setzt auf den Tiroler. Für sie ist es der dritte Minister in zwei Jahren.
Ein Pragmatiker im Ministerium
Töchterle gilt als ökologisch und politisch engagiert. Von 1992 bis zu seiner Wahl als Rektor 2007 war er im Gemeinderat in Telfes im Stubai tätig. Dort fungierte er als Kulturreferent und leitete den Umweltausschuss. Außerdem wurde er 1994 für die Grünen in den Tiroler Landtag gewählt, verzichtete aber aus beruflichen Gründen. 1996 trat er bei der Wahl für den Spitzenkandidaten der Grünen zur EU-Wahl an. Der Vater zweier Kinder wird auf politischer Seite als liberal-konservativ eingeordnet. Sein Universitätsprogramm entspricht grundlegend der Linie der ÖVP; er selber bezeichnet sich als parteilos. Wie sich Töchterle im Ministerium durchsetzen wird ist eine spannende Frage. Als Rektor der Universität Innsbruck sah er es als seine Hauptaufgabe an den Studierenden optimale Forschungs- und Lehrbedingungen zu schaffen. Zudem sprach er sich für eine Wiedereinführung moderater Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen aus. Er kann sich aussagekräftige Tests in Verbindung mit einem persönlichen Gespräch als Auswahlverfahren vorstellen. Daran will er auch als Wissenschaftsminister festhalten.
Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen
Mit diesen Forderungen hat sich schon Beatrix Karl bei den Universitäten unbeliebt gemacht. Dennoch steht man dem 61-jährigen Altphilologen positiv gegenüber. Töchterle wird als kommunikativ und offen angesehen. Bei der „Uni brennt“- Aktion 2009 suchte er aktiv den Dialog mit den Studenten. In Wien hat er als erster Wissenschaftsminister einen Antrittsbesuch bei der ÖH-Führung absolviert. Zudem ist er bekannt für einen diplomatischen und pragmatischen Führungsstil. Georg Willi, Klubobmann der Grünen im Tiroler Landtag und Weggefährte von Töchterle, beschreibt ihn als hochgebildeten angenehmen Menschen und guten Zuhörer sowie Kommunikator.
Töchterle geht es als Wissenschaftsminister in erster Linie darum mit vereinten Kräften die Rahmenbedingungen in Lehre und Forschung zu verbessern, sowie die Qualität der Wissenschafts- und Forschungsbetriebe weiter auszubauen. So hat er bereits angekündigt, dass das IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften) mit Standort Wien an die Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz angebunden werden soll.
Der Minister wurde am 13. Mai 1949 in Brixlegg, Tirol geboren. Später studierte er Klassische Philologie und Germanistik an der Universität Innsbruck. 1997 wurde er als Professor für Klassische Philologie berufen, zehn Jahre später wurde er einstimmig zum Rektor gewählt. Kritiker merken an, Töchterle habe zu wenig Erfahrung und zudem als Geisteswissenschaftler nicht die besten Voraussetzungen für das Amt als Rektor. Diese ließ er aber verstummen als es ihm gelang das Ludwig-Boltzmann-Institut für Neulateinische Studien nach Innsbruck zu holen – die weltweit zweite Forschungseinrichtung dieser Art.