Die Corona-Pandemie hat auch das Beratungsgeschäft ordentlich durchgeschüttelt – kein Wunder in einer Branche, die so sehr vom persönlichen Kontakt lebt. Für die Consultingunternehmen ging es jedoch bald wieder bergauf, der durch die Pandemie noch mal forcierte Trend zur Digitalisierung hat den Beratungsbedarf so-gar weiter erhöht. Die Branche wächst und stellt ein, besonders Talente aus den wirtschaftswissenschaftlichen und MINT-Studienrichtungen.

Beratung ist ein „People Business“ – und als solches bekam die Consulting-Branche die Folgen der Corona-Pandemie stark zu spüren. Besonders schmerzhafte Umsatzrückgänge erlebten zwar nur einige Gesellschaften. Dies betraf häufig kleinere Beratungen mit überschaubarem Kundenkreis, wenn dieser vor allem zu Beginn der Krise Aufträge stornierte.

Der Beratungsalltag hat sich jedoch komplett verändert. War es bislang üblich, dass Consultants vier von fünf Wochentagen bei ihren Kundinnen und Kunden verbrachten, fand während der Pandemie ein Großteil der Beratungen „remote“ statt. „Hier wurden Riesenschritte gemacht. Es ist eine wertvolle Erfahrung, dass bestimmte Dinge, an die vor der Pandemie in diesem Ausmaß noch niemand gedacht hat, gut funktionieren“, berichtet Henrik Sehnert, Principal und Recruiting Director bei der Boston Consulting Group (BCG) in Wien.

„Wir waren alle gezwungen zu verstehen, dass Dinge auch anders laufen können. Das ging nicht nur uns, sondern jedem Unternehmen so.“ Mit der Geschäftsentwicklung zeigte sich das Unternehmen angesichts der besonderen Umstände mehr als zufrieden: In der Geschäftsregion Deutschland/Österreich legte BCG 2020 nach eigenen Angaben trotz der Pandemie im mittleren einstelligen Prozentbereich zu, 2021 war das beste Geschäftsjahr seit der Unternehmensgründung.

Megatrend Digitalisierung

Den Megatrend Digitalisierung hat die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt. „Inzwischen gibt es kaum ein Projekt, das keine digitalen Aspekte hat, ob es um Produkte, Plattformen, Transformationsprozesse und Organisationsentwicklung oder die Produktion geht“, erklärt Henrik Sehnert.

In praktisch allen Branchen stellen Unternehmen ihre Geschäftsprozesse und -modelle auf den Prüfstand. Der Bedarf an kompetenter Beratung bleibt in diesen Transformationsprozessen hoch und die Arbeit der Consultants vielseitig und spannend.

Ein guter Studienabschluss in einem der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) eröffnet ausgezeichnete Chancen.

„Weitere wichtige Themen sind Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die von uns aktiv betrieben, aber auch von den Kunden immer stärker nachgefragt werden“, wie Berater Sehnert erläutert. „Dazu kommen seit einigen Jahren ‚weiche‘ Themen wie Fragen der Unternehmenskultur, Corporate Purpose und Change-Themen, die wir teilweise durch unsere Tochterfirmen abdecken, und aktuell alles, was aus der Corona-Pandemie resultiert. Das betrifft Veränderungen in den Geschäftsbereichen oder in der Arbeitsweise unserer Kundinnen und Kunden.“

Analytisch und strategisch denken

Wer sich für eine Karriere im Consulting interessiert, sollte eine prozess- und lösungsorientierte Denk- und Arbeitsweise mitbringen sowie souverän und mit Überzeugungskraft kommunizieren können. „Wir brauchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die analytisch und strategisch denken und auch vermitteln können, wie Strategien umzusetzen sind“, sagt Recruiting Director Sehnert.
Wichtig sind außerdem relevante Berufserfahrung, etwa in Form von Praktika, Teamgeist, Stressresistenz und Mobilität. Sehr gute Englischkenntnisse sind in der Consulting-Branche ein Muss.

Studierende verbinden das Consulting häufig mit Karrieremöglichkeiten für erfolgreiche Absolventen und Absolventinnen von wirtschaftswissenschaftlichen und IT-Studiengängen. Dabei sind in der Beratungsbranche längst alle Studienrichtungen gefragt. Gerade ein guter Studienabschluss in einem der MINT-Fächer – also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik – eröffnet ausgezeichnete Chancen.

Vom Schauspieler zum Consultant

„Wir suchen grundsätzlich Absolventinnen und Absolventen aller Studienrichtungen“, erklärt dazu der BCG-Recruiter Henrik Sehnert. „Etwa 50 Prozent unserer Neueinstellungen kommen dabei aus nicht wirtschaftswissenschaftlichen Fächern. Das ist zum einen fachlich begründet, so kamen aufgrund der wachsenden Bedeutung des Bereichs Data Analytics zuletzt viele Mathematikerinnen und Mathematiker neu ins Team.

Auf der anderen Seite ist die Vielfalt in unseren Teams elementar für unsere Arbeit. Egal ob Fachrichtung, Geschlecht, kultureller Hintergrund oder sexuelle Orientierung: Jede Dimension der Vielfalt zählt. Denn die unterschiedlichen Blickwinkel helfen uns dabei, innovative Lösungsansätze für unsere Kundinnen und Kunden zu finden.“

Er selbst ist dafür das beste Beispiel: Henrik Sehnert war früher Musical-Darsteller, studierte Schauspiel und später Kulturmanagement und gelangte dann über einige Stationen nach einem MBA in die Strategieberatung.

Vor sechs Jahren begann er bei der Boston Consulting Group in Wien als Consultant und stieg über die weitere Stufe Project Leader bis zum Principal auf. Seit dem vergangenen Jahr ist Sehnert zusätzlich als Recruiting Director verantwortlich für das Recruiting in Österreich sowie das Hochschulmarketing für Nicht-Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Schulterschluss mit den Kunden

Zu Beginn eines Projekts geht es für Consultants darum, die Ausgangssituation gründlich zu analysieren. Anschließend gilt es, gemeinsam mit dem Unternehmen Lösungen zu entwickeln und sie umzusetzen.

Gerade bei digitalen Projekten wünschen die Kunden häufiger als früher, dass die Projektteams bis zur Implementierung der Lösung beraten, einschließlich Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Es wird heute stärker nachgefragt, dass wir länger im Unternehmen bleiben. Es war aber schon vorher nicht so, dass wir einfach die Konzepte abgeliefert haben und dann verschwunden sind“, lacht Sehnert. „Grundsätzlich unterscheiden sich die digitalen Projekte gar nicht so sehr von der früheren Arbeitsweise. Es geht weiterhin um den Schulterschluss mit den Kundinnen und Kunden.“

Wenn es um die aktuellen Trends in verschiedenen Branchen geht, haben Consultants die Nase vorn – sie müssen Strukturen und Prozesse analysieren, um neue Geschäftsfelder zu identifizieren.

Um diese Aufgaben erfüllen zu können, erwartet die Boston Consulting Group von Bewerberinnen und Bewerbern nachgewiesene akademische Exzellenz – „auf allen Stufen, bis zurück zur Matura“, wie Henrik Sehnert betont. „Wir wachsen stark und suchen die besten Köpfe.“ Bachelor steigen bei BCG als Junior Associates ein, Master als Associates und mit Promotion als Junior Consultants. Bei kleineren Beratungen sind die Einstiegsstufen nicht zwingend so strikt geregelt.

Karriereprinzip „Up or out“

Die weiteren möglichen Karriereschritte – etwa vom Associate bis zum Partner – sind in den großen Consultinggesellschaften ebenfalls meist klar definiert, einschließlich der dafür vorgesehenen Zeiträume.
Es gilt das Prinzip „Up or out“ oder auch „Grow or go“. Wer die nächste Hierarchiestufe nicht erreicht, scheidet aus. Beim Abgang winkt jedoch ein attraktiver Wechsel in die Wirtschaft, häufig zu einem früheren Kunden. Viele Unternehmensberatungen leisten sich sogar eigene Abteilungen, um ihre Consultants beim Abschied zu beraten und begleiten.

Nach der Analyse geht es darum, gemeinsam mit dem Unternehmen Lösungen zu entwickeln und sie umzusetzen.

Wie auch immer das Beratungsgeschäft sich nach der Corona-Pandemie weiter entwickeln wird: Henrik Sehnert rechnet nicht damit, dass Consultants wieder selbstverständlich einen Großteil der Woche bei ihren Kunden verbringen werden. „Ich glaube nicht, dass wir dorthin zurückkehren werden, das wissen viele Beraterinnen und Berater auch zu schätzen. Aber wir werden alle froh sein, wenn die Pandemie vorbei ist. Ein Teil unserer Arbeit funktioniert einfach besser im persönlichen Kontakt, weil es auch darum geht, Vertrauen aufzubauen.“

11 Gründe, warum du ins Consulting einsteigen solltest findest du hier.

Text: Heinz Peter Krieger, Fotos: istock – GCShutter, fotostorm, alvarez

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